Internationaler Tag der Pressefreiheit am 3. Mai

Heiko von Kiedrowski: "Für die Pressefreiheit kann man gar nicht genug kämpfen"

Pastor Heiko von Kiedrowski hat im Januar 2024 die Leitung des Evangelischen Rundfunkreferats beim NDR in Hamburg übernommen.
Pastor Heiko von Kiedrowski hat im Januar 2024 die Leitung des Evangelischen Rundfunkreferats beim NDR in Hamburg übernommen. © Guido Knollmeyer

03. Mai 2024 von Simone Viere

Pastor Heiko von Kiedrowski leitet seit Jahresbeginn das Evangelische Rundfunkreferat beim NDR. Zum Internationalen Tag der Pressefreiheit (3. Mai) sagt er, wie die Kirche sich für Meinungsfreiheit und Demokratie starkmacht.

Am 3. Mai ist der internationale Tag der Pressefreiheit. In Deutschland ist sie im Grundgesetz fest verankert, dennoch wird auch hierzulande eine zunehmende Gewalt gegenüber Journalistinnen und Journalisten beobachtet. Im Interview berichtet Pastor Heiko von Kiedrowski über seine Erfahrungen und warum die Pressefreiheit auch für die Kirche von hoher Bedeutung ist. 

Sie leiten seit Jahresbeginn das Evangelische Rundfunkreferat beim NDR. Welche Bedeutung hat für Sie die Pressefreiheit?

Ich glaube, für die Pressefreiheit kann man gar nicht genug kämpfen, auch wenn es manchmal unangenehm ist und wenn es irgendwie stört und nervt. Ich halte es einerseits für segensreich und wichtig, dass die Presse der Kirche den Spiegel vorhält. Und andererseits, dass wir auch selbst die Freiheit haben, uns journalistisch zu äußern, nicht nur auf den Kanzeln, sondern auch in den verschiedensten Medien, die es gibt, sei es nun selbst produziert, sei es selbst organisiert, in Social Media oder eben auf öffentlich-rechtlichem Grund.

Zur Person

Pastor Heiko von Kiedrowski ist seit Januar 2024 Leiter des Evangelischen Rundfunkreferats beim NDR. Das Rundfunkreferat produziert jährlich meist drei Fernsehgottesdienste, 25 Radiogottesdienste sowie mehr als 2.500 Radioandachten und journalistische Beiträge.

Pastor von Kiedrowski ist redaktionell für die Fernsehgottesdienste, "Dingenskirchen", "Kirchenleute heute" auf NDR 90,3 zuständig und hat als Leiter auch das Große und Ganze der Redaktion im Blick.

Zuvor war der gebürtige Rendsburger knapp 17 Jahre in der Kirchengemeinde St. Jürgen in Lübeck tätig.

Auch in Deutschland wurde in den vergangenen Jahren eine wachsende Gewalt gegenüber den Journalistinnen und Journalisten beobachtet. Kann unsere Kirche helfen, Demokratie zu fördern und in dem Zuge ja auch die Pressefreiheit?

Kirche im NDR auf Facebook und Instagram 

Die Frage stelle ich mir jeden zweiten Tag. Wenn wir posten, Andachten auf Facebook zum Beispiel oder bei Instagram, dann bekommen wir in regelmäßigen Abständen Kommentare zu Pädophilie oder die Frage "Warum bekomme ich steuerfinanzierte Kirchenwerbung in meinem Feed?", oder den Vorwurf "Die Kirche hat uns in Corona alle allein gelassen!". Das sind immer die gleichen Sachen, die da hochgespült werden, aber schon in der Kommunikation ist die Gewaltbereitschaft merklich gestsiegen, finde ich.

Ich glaube, dass wir einfach dagegen stehen müssen und das aushalten müssen, dass Menschen sich so äußern. Und dass diese Menschen trotzdem sehen und hören, was wir sagen. Immer mehr Menschen stecken in Filterblasen - und das ist echt gefährlich. Pressefreiheit ist ein Weg, da herauszukommen oder zumindest ab und zu mal einen Input von außen zu kriegen. Deshalb finde ich auch Investitionen in Öffentlichkeitsarbeit oder Pressearbeit für Kirche ein unglaublich wichtiges Thema. Kirche muss aus vielen Gründen eine Stimme in der Gesellschaft bleiben. Wir könnten überall sparen und sagen, wir sind nicht mehr aktiv in den Medien und machen nur noch schöne Gottesdienste. Und in 20 Jahren macht dann der Letzte das Licht aus und die Tür zu. Aber das ist keine Vision, die ich teile. 

Meinungsfreiheit ohne Zensur

Artikel 5 im Grundgesetz:  Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

Der NDR als öffentlich-rechtlicher Rundfunk steht für unabhängigen Journalismus. Auch Religionsgemeinschaften bekommen laut Rundfunkstaatsvertrag Sendezeit. Worum geht es in den von Ihnen verantworteten Sendungen?

Aus meiner Sicht ist das öffentlich-rechtliche Prinzip gut für die Pressefreiheit. Die Tatsache, dass wir diese Drittsenderecht haben – also in der Pressefreiheit noch mal eine eigene Freiheit mit ganz weiten Grenzen – halte ich für unglaublich wertvoll für die Gesellschaft. Dass Menschen so auch mal etwas hören, was nicht aus ihrer eigenen Filterblase kommt. Das kann eine christliche Weltsicht, eine ethische Stellungnahme aus christlicher Haltung sein. Das ist sowieso der Grundkonsens für unsere Radio-Andachten. Es muss nicht immer Jesus vorkommen oder der liebe Gott, aber ich möchte gerne spüren, dass der oder die, die da spricht, ihre Gedanken aus einer christlichen Haltung heraus entwickelt. 

Kirche im NDR

Der NDR als öffentlich-rechtlicher Sender stellt der evangelischen und der katholischen Kirche als Nutzer des staatlich verankerten "Drittsenderechts" auf allen acht NDR-Wellen Sendeplätze zur Verfügung. Die Evangelische und Katholische Fernsehkirche im NDR ist zuständig für die Gottesdienstübertragungen aus Norddeutschland in der ARD an Feiertagen. In kirchlichen Fernsehsendungen wie im Format "Dingenskirchen" werden Fragen unserer Zeit auf dem Hintergrund von Glaubensüberzeugungen erörtert.

Stichwort Digitalisierung: Wie sieht die Zukunft des Rundfunks aus, wenn immer weniger Menschen linear Medien nutzen? Vor welche Herausforderungen stellt Sie das?

Wir haben rund zwei Millionen Menschen, die wir jede Woche mit unseren Angeboten erreichen. Ein Radio-Gottesdienst hat zwischen 250.000 und 500.000 Zuhörende, das ist schon ganz amtlich, finde ich, ein Schwergewicht. Die Frage ist natürlich trotzdem, wie entwickelt sich das weiter, wohin geht die Reise? Wir sind auf dem Weg zu gucken, welche digitalen Kanäle funktionieren überhaupt? Wie macht man die auch bekannt? Wir haben einen sehr schönen Podcast "Sinnsuche", den machen drei Kolleginnen zusammen. Aber er ist nicht so bekannt, wie er sein könnte und wie ich mir das wünschen würde. Da muss was passieren, und das üben wir.

Die Mediatheken sind aktuell noch sehr im Umbruch und leiden ein bisschen darunter, dass sie die Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verfolgen. Heißt, ich kann alles gucken, ohne mich irgendwie zu offenbaren oder mich anzumelden. Das bedeutet gleichzeitig, ich kann keine Inhalte angeboten bekommen, die zu mir passen. Optimierte Inhalte angeboten zu bekommen ist ein Weg, Menschen gezielt anzusprechen, gleichzeitig ist die Filterblase, die sich dadurch bildet, eine Pest.

Mit Krisen, Kriegen und Katastrophen werden wir derzeit konfrontiert, sobald wir den Fernseher oder das Radio anschalten. Brauchen die Menschen die guten Nachrichten zwischendurch?

Mehr von Heiko von Kiedrowski im Audio

Im Alltagsmedium Radio die Verknüpfung zwischen Glaube, Christentum, auch christlicher Kultur, Informationen und Bildung zu vermitteln, das ist ein wichtiger Auftrag. Es macht Spaß, das zu entwickeln. Aber unser Programm sind ja nicht nur gute Nachrichten. Wir nehmen auf aktuelle Geschichten Bezug. Und wenn irgendwas Schlimmes passiert, dann wird auch mal ein vorproduzierter Beitrag aus dem Programm genommen und was Aktuelles gemacht. Ich finde es richtig wichtig, dass wir schnell sein können, wenn es darauf ankommt. Als 2015 die Germanwings-Maschine abgestürzt ist, was sich später als Suizid des Piloten herausstellte, wurde sofort reagiert. Nicht dass wir als Kirche dann auf die Schnelle Trost in 1.30 Minuten im Angebot hätten.  Aber in solchen Situationen ist es trotzdem wichtig zu sagen: „Es ist in Ordnung, dass du es scheiße findest“.

Internationaler Tag der Pressefreiheit am 3. Mai

Die Botschaft des Tages lautet, dass jeder Journalist überall auf der Welt das Recht haben muss, frei und ohne Angst berichten zu können. "Reporter ohne Grenzen" veröffentlicht jedes Jahr die Rangliste der Pressefreiheit. In vielen Ländern sind die Arbeitsbedingungen für Medienschaffende demnach problematisch.

In ihrer Rangliste der Pressfreiheit 2024 ordnet die Journalistenorganisation 36 Länder der schlechtesten Kategorie zu, so viele wie seit zehn Jahren nicht. 

Deutschland kletterte im neuen Ranking (Stand Mai 2024) um elf Positionen auf Platz 10. Grund sei unter anderem die geringere Zahl physischer Übergriffe auf Medienschaffende im vergangenen Jahr. Die Verbesserung sei allerdings auch darauf zurückzuführen, dass andere Länder sich verschlechtert hätten. Betrachte man die Gesamtpunktzahl im Ranking, habe sich Deutschland nur geringfügig verbessert. 

Insbesondere verzeichnete „Reporter ohne Grenzen“ mehr Übergriffe im Umfeld von Wahlen. Dabei komme es zu Beschimpfungen und Gewalt gegen Medienschaffende sowie zu Festnahmen. (Quelle: epd)

 

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