Landesbischof Ulrich würdigt Arbeit von Oikocredit Förderkreis Norddeutschland e.V.
23. April 2016
Lübeck-Schlutup. Vor einem „Freiheitsbegriff, der sich ablöst von der Verantwortung füreinander und für die Welt insgesamt“ warnte Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), heute (23. April) in Lübeck-Schlutup.
Zum Auftakt der Mitgliederversammlung des Oikocredit Förderkreises Norddeutschland e.V., zu der sich rund 100 Teilnehmer in der Schlutuper St. Andreas Fischerkirche versammelt hatten, hielt Ulrich einen Impulsvortrag.
Wichtige Lehren aus der Finanzkrise von 2008 seien schon weitgehend vergessen, so der Landesbischof: „Da wird wieder ungeniert von den ‚freien Kräften des Marktes‘ geredet, denen man getrost die Entwicklung überlassen solle, die würden es schon richten.“ Ulrich weiter: „Diese Art Freiheit droht, sich auf Kosten anderer, nicht Starker, sondern Schwacher, zu entfalten. Solche Freiheit wäre so frei, Menschen, Gruppen, Ethnien abzuhängen! Der Markt ist jedoch nur dann eine Kulturleistung, wenn er in den Händen aller Menschen sich gestaltet. Freiheit und Regeln sind keine Widersprüche. Die Entfaltung von Leistungsträgern und die Teilhabe aller an wirtschaftlichem Fortschritt ist keine Utopie. Was wir brauchen, ist eine soziale Marktwirtschaft, die dem Menschen dient – hier und global.“
In der Nachfolge Jesu: Einzelnen helfen und Strukturen verändern
Im Blick auf das Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter sei die Frage, ob Christen dem Einzelnen helfen oder Strukturen verändern sollten, eine Scheinalternative: „Nächstenliebe ist der starke Impuls, in der Nachfolge Jesu dem Einzelnen zu helfen und an einer Gesellschaft mitzubauen, in der alle gleich wertvoll sind – und das weltweit.“
Landesbischof Ulrich würdigte das Engagement der Genossenschaft Oikocredit. Sie zeige, wie nachhaltige Kreditversorgung über Finanzmärkte funktioniere: „Sie sind für mich Pioniere des Andersmachens, der ethisch orientierten Finanzierung und der notwendigen globalen Transformation zu einer Wirtschaftsweise, die mit der Bewahrung menschlichen Daseins und der Schöpfung vereinbar ist.“
Zum Hintergrund:
Die internationale Genossenschaft Oikocredit entstand 1975 auf Initiative des Ökumenischen Rates der Kirchen. Sie vergibt Kredite und Kapitalbeteiligungen an sozial orientierte Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dort werden so Arbeitsplätze geschaffen, die soziale und wirtschaftliche Entwicklung gefördert. Privatpersonen, Kirchengemeinden, Vereine und Verbände können sich beteiligen.