In Dithmarschen entsteht der Historische Lernort Neulandhalle
07. April 2017
Kiel. Landesbischof Gerhard Ulrich (Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland), Propst Dr. Andreas Crystall (Kirchenkreis Dithmarschen) und Kulturministerin Anke Spoorendonk haben heute (7. April) in Kiel eine Vereinbarung zum Aufbau eines Historischen Lernortes Neulandhalle in Dieksanderkoog (Kreis Dithmarschen) unterzeichnet. In den kommenden Monaten soll gemäß der Vereinbarung das Gebäude als bedeutendes Kulturdenkmal gesichert und als Historischer Lernort aufgebaut werden. Mit den von der Nordkirche (eine Million Euro) und vom Land (500.000 Euro) zur Verfügung gestellten Mitteln wird eine nachhaltige Bildungsarbeit am Lernort ermöglicht. Die Neulandhalle wird mitsamt Gelände durch eine dauerhafte, selbsterklärende, allgemein zugängliche Außenausstellung als Beispiel fataler NS-Propaganda und Volksgemeinschafts-Ideologie präsentiert und erklärt.
Kulturministerin Spoorendonk würdigte die Vereinbarung: „Hierdurch wird deutlich, dass sowohl Landesregierung als auch Nordkirche und Kirchenkreis im Zusammenhang mit der Neulandhalle gemeinsam zu ihrer gesellschaftlich-historischen Verantwortung stehen. Das nun vereinbarte Projekt eines Historischen Lernortes bereichert die Themenpalette der Bildungsarbeit und Erinnerungskultur in Schleswig-Holstein ganz wesentlich und ermöglicht so im weitesten Sinne auch als Täterort ein vertieftes Verständnis von Entstehung und Unterstützung des Nationalsozialismus.“
Landesbischof Gerhard Ulrich sagte bei der Unterzeichnung der Vereinbarung: „Ich freue mich, dass nach langwierigen Beratungen ein Konzept für den Historischen Lernort Neulandhalle entwickelt wurde, das auch einer kritischen Auseinandersetzung mit dem heutigen Rechtsextremismus dienen wird. Wir wollen damit das Land beim Aufbau einer modernen und gerade in diesen Zeiten wichtigen Erinnerungskultur unterstützen – gegen Menschenverachtung und Aggression.“ Bischof Gothart Magaard, in dessen Sprengel Schleswig und Holstein der Historische Lernort Neulandhalle entstehen wird, sagte in Kiel: „Für die Erinnerungskultur Schleswig-Holsteins ist es wichtig, dass am Historischen Lernort Neulandhalle unter fachlicher Begleitung von Professor Uwe Danker die Verführungsmechanismen der NS-Propaganda dargestellt und aufgearbeitet werden.“ Dithmarschens Propst Dr. Andreas Crystall ergänzte: „Uns lag sehr daran, dass weder historische Spuren verwischt werden, noch dass die Neulandhalle in falsche Hände gerät. Der geplante Lernort gibt diesem problematischen und belasteten Denkmal einen guten Sinn. Er bereichert die Westküste und ermöglicht es, kritische Aspekte unserer Geschichte darzustellen, die nicht verschwiegen, aber an anderen Opfer-Orten auch nicht zur Darstellung gebracht werden können.“
Priorität haben nun die Sicherung des historischen Gebäudes und die Implementierung grundlegender Informations- und Bildungsmöglichkeiten am authentischen Ort in Form einer hochwertigen Außenausstellung. Hauptexponat des Historischen Lernortes ist die Neulandhalle selbst inmitten des Siedlungsensembles des ehemaligen „Adolf-Hitler-Kooges“. Das Gebäude wird umgeben von Bildungsstelen, die den historischen Hintergrund, die damals reichsweite Bedeutung und das propagandistische Verführungs-Konzept des „Adolf-Hitler-Kooges“ kritisch vermitteln.
Träger des Projektes für die ersten fünf Jahre wird der Kirchenkreis Dithmarschen. Für die Erarbeitung und Umsetzung des Ausstellungskonzeptes soll Prof. Uwe Danker vom Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte tätig werden. Die Konzeptionen für Öffentlichkeitsarbeit und Gruppenführungen sowie flankierender Bildungsarbeit werden durch den Verein Volkshochschulen in Dithmarschen e.V. (VHS) erarbeitet und umgesetzt. In den nächsten fünf Jahren bleibt der Kirchenkreis Dithmarschen Eigentümer des Historischen Lernortes Neulandhalle; im Anschluss an eine Evaluation des Projektes soll in gemeinsamer Verantwortung über die zukünftige Träger- und Eigentümerstruktur entschieden werden.