Mecklenburger Pastor zieht nach Hooge
27. November 2019
Die Koffer sind gepackt, die Fähre ist gebucht: Der mecklenburgische Pastor Matthias Ortmann (66) zieht am Donnerstag (28. November) für sechs Monate auf die Nordsee-Hallig Hooge. Bis Pfingsten (31. Mai 2020) will der evangelische Pastor im Ruhestand dort für die 100 Gemeindemitglieder Gottesdienste halten.
Seine Frau kommt mit und spielt die Orgel. "Wir freuen uns darauf, den Winter auf einer Hallig zu erleben", sagte Ortmann. Er unterstützt die Prädikantin Gertrude von Holdt-Schermuly, die seit vier Jahren nahezu allein auf Hooge predigt.
Kein Nachfolger in Sicht
Ortmann kannte den letzten Hallig-Pastor Martin Witte aus Studienzeiten. "Einmal im Jahr haben wir uns eine schöne Woche auf Hooge gemacht", so Ortmann, der im Oktober gern die Zugvögel auf der Hallig beobachtet, ansonsten aber in Güstrow (Landkreis Rostock) wohnt. 2015 verließ Witte die Hallig wieder, seitdem findet sich kein Nachfolger. Mit der Prädikantin blieb Ortmann im Gespräch und bot schließlich an, für ein halbes Jahr auszuhelfen.
Drei Gottesdienste im Monat
Drei Gottesdienste im Monat will er übernehmen. Auch an Heiligabend, am Zweiten Weihnachtstag, zu Silvester und Neujahr steht er auf der Kanzel in der St. Johannis-Kirche. Seine Frau hat seit vielen Jahren keine Orgel mehr gespielt und übt fleißig. Entsprechend früh wurde bei den Ortmanns der Advent eingeläutet. "Seit sechs Wochen spielt sie auf dem Keyboard Weihnachtslieder", sagt Ortmann. Auf Hooge werden sie eine Ferienwohnung beziehen. Der Tannenbaum ist bereits bestellt, einen Adventskranz bringen sie mit. Außerdem haben sie viele Bücher und gute Regenkleidung im Gepäck.
Erfahrung mit der Einsamkeit
Die Einsamkeit kennt das Ehepaar bereits. Das erste Jahr nach Ortmanns Verabschiedung in den Ruhestand verbrachten sie in Norwegen. Egal, wie weit sie aber von zu Hause weg sind: Alle acht Wochen fahren sie nach Leipzig, um Ortmanns 94-jährige Schwiegermutter zu besuchen. Weihnachten bleiben sie jedoch auf Hooge, Besuch bekommen sie nicht. "Eine unserer sechs Töchter wollte uns besuchen, das haben wir aber auf Februar verschoben. Meine Frau und ich müssen schließlich arbeiten", sagte Ortmann.
