Bischof Abromeit: „Adalbert Brunke überwand Rassenschranken“
26. September 2013
Greifswald/Kapstadt. Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Sprengel Mecklenburg und Pommern) ist betroffen über den Tod des in Pommern aufgewachsenen Adalbert Brunke, der als Bischof von 1972 bis 1979 die Kap Oranje Diözese der Evangelisch- Lutherischen Kirche Südafrikas (ELCSA) leitete.
Die Pommersche Kirche pflegte lange Jahre eine enge Partnerschaft mit der Diözese, die mit der Gründung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland nun auf die Nordkirche übergegangen ist. Brunke wirkte auch einige Jahre als Gefängnisseelsorger auf der Insel Robben Island, wo er Nelson Mandela und anderen politischen Häftlingen des südafrikanischen Apartheidregimes Trost zusprach. Mandela hat sich später mehrfach für Brunkes aufopferungsvollen Dienst bedankt. Nach Angaben des Berliner Missionswerks ist der 101-jährige Adalbert Brunke am gestrigen Mittwoch (25. September) in Kapstadt verstorben.
Im vergangenen Jahr hat Bischof Abromeit Adalbert Brunke noch persönlich in Kapstadt zu dessen 100. Geburtstag gratuliert: „Ich habe Adalbert Brunke als stillen, überlegten Mann kennen gelernt, der es geschafft hat, während des Apartheidregimes sanft aber beharrlich die Rassenschranken außer Kraft zu setzen.“ 1939 war Brunke als Missionar des Berliner Missionswerks nach Mombasa geschickt worden, wo er erst einmal für sieben Jahre im britischen Internierungslager landete. Nach einer Tätigkeit als Missionar in Südafrika wurde er 1957 zum Superintendenten berufen. In diesem Amt versuchte er, weiße und schwarze Christen zusammenzubringen – im Apartheidregime bis dato unvorstellbar, gab es doch getrennte Gotteshäuser für schwarze und für weiße Christen. Brunke schaffte das Unmögliche: Weiße Lutheraner besuchten die Gemeinden schwarzer Christen.
Der Pommer, der neben Englisch, Afrikaans und Xhosa auch Kisuaheli, Kinyakusa und Arabisch sprach, wurde 1972 zum Bischof der Kap Oranje Diözese gewählt, einer Diözese der größten lutherische Kirche in Südafrika (ELCSA). Brunke setzte sich als Bischof für seine farbigen Pfarrer und Gemeindeglieder ein, die von der Apartheidregierung als Menschen zweiter Klasse behandelt wurden.
1912 in Alt-Czapel (Westpreußen, heute Polen) geboren, zogen seine Eltern ein Jahr nach Adalbert Brunkes Geburt nach Pommern. Dieser Heimat blieb er stets verbunden. Bischof Dr. Abromeit: „Bei jedem Besuch wollte Altbischof Brunke wissen, wie es in Pommern geht“ – dort, wo er seine Kindheit verbracht hatte und dort, in Torgelow, wo sein Bruder Waldemar von den 50er bis hinein in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts Pfarrer war. Bei seinem Besuch im vergangenen Jahr konnte Bischof Abromeit feststellen: „Bis zuletzt war Adalbert Brunke mitten drin im kirchlichen Leben Südafrikas. Brunke war für unzählige Pfarrer und Mitarbeitende immer noch ‚unser Bischof‘.“