Kerstin Lammer als leitende Pastorin für Seelsorge und gesellschaftlicher Dialog verabschiedet
28. September 2021
Hamburg. In einem Gottesdienst in der Hauptkirche St. Petri ist heute (28. September) Prof. Dr. Kerstin Lammer (58) als Leitende Pastorin im Hauptbereich Seelsorge und gesellschaftlicher Dialog der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) von ihrem Amt entpflichtet worden. Zum 1. Oktober nimmt sie ihre neue Tätigkeit als Leitende Militärdekanin des Dekanats Berlin auf.
Die Entpflichtung nahm Bischöfin Kirsten Fehrs im Rahmen des Gottesdienstes vor. „Wach, pflichtbewusst, auffassungsschnell, kompetent und zielbewusst“ habe Kerstin Lammer sich von Beginn an in den Hauptbereich 2 eingebracht, so Fehrs.
„Auf der Suche nach einer Sprache, die mit Geradlinigkeit und Klarheit auf die Sehnsüchte von Menschen reagiert – mit Wort, aber auch Haltung, Gesten, Ritual. Und mit der Überzeugung: Glauben ist und bleibt ein „Geh-spräch“, eine innere Bewegung, ein Spiel von logischen Fragen und suchenden Antworten.
Glauben ist keine Belehrung, allemal in der Krise nicht. Glaube ist Freude, Einladung und Freiheit und Gespräch. Verstehen lernen und aushalten, mittragen, Sprechräume entwickeln. Verstehen, was innere Kämpfe sind und bitterer Streit, und die Frage mit aushalten, wo er ist, der Geborgenheit und Halt gibt inmitten der Krise. Existiert Gott überhaupt? Und wenn ja, ist er gerade im Moment mal unbekannt verzogen?“
Die Bischöfin weiter: „Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass es Ihnen auch in der neuen Aufgabe weiterhin gelingt, das kostbare Wort Gottes lebensnah in Sprachen zu fassen. Dass es Ihnen weiter Freude macht, Gottes Wort zu loben, hinzusingen, zu erringen, herauszulieben – unsere verwundete Welt braucht das so! Unsere Welt braucht das Erbarmen. Als einen unantastbaren Raum inmitten von Verlustangst, Herzenshärte und Feindseligkeit.“
Kerstin Lammer blickte in ihrer Ansprache dankbar zurück: „Die Arbeit dieses Hauptbereichs gehört für mich zum Sinnvollsten, was die Nordkirche tut. Deshalb habe ich hier sehr gerne und mit viel Herzblut Verantwortung übernommen. Wir stehen für eine Kirche, die Menschen in besonders schweren Situationen begleitet: die Firmenchefin, die ihre Leute entlassen muss; den Arbeiter, der entlassen wird; den Polizisten, der auf jemanden schießen musste; den Menschen, der im Gefängnis sitzt.
Wir stehen für eine Kirche, die ihre Stimme erhebt in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsradikalismus oder auch in der Entwicklungsarbeit. Mein Ziel war es, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Zukunft des Hauptbereichs zu sichern. Ich glaube, das ist gelungen. Ein Zeichen dafür ist, dass diese Position zeitnah neu besetzt werden soll. Die Arbeit kann somit sinnvoll weitergehen. Das freut mich sehr.“
Auch Oberkirchenrat Prof. Dr. Bernd-Michael Haese, Leiter des Dezernates Kirchliche Handlungsfelder im Landeskirchenamt, würdigte in seinem Grußwort die Verdienste von Kerstin Lammer: „Praktisch zeitgleich mit Ihrem Wirken im Hauptbereich begann die Corona-Pandemie und stellte alles auf den Kopf, was wir bisher über unser Zusammenleben und -arbeiten wussten.
Die Seelsorge-Hotline im ersten Pandemie-Jahr, Ihr Engagement für die Seelsorge per iPad für die Menschen, die am meisten unter der Kontakteinschränkung litten, und Ihre theologische Sicht auf Kirche unter Corona-Bedingungen waren markante und wichtige Äußerungen in dieser Zeit. Ich danke Ihnen für zwei bewegte Jahre im Hauptbereich 2 und allen Einsatz, Klugheit und Unerschrockenheit!"
Zur Person:
Die im nordrhein-westfälischen Bonn geborene Kerstin Lammer konvertierte mit 15 Jahren von der römisch-katholischen zur evangelischen Kirche. Nach dem Abitur studierte sie in Bonn und Kiel Evangelische Theologie und ordinierte 1993. Zu ihren weiteren Stationen gehörte unter anderem die Tätigkeit als Bereichsleiterin für die Fachbereiche Seelsorge, Beratung und Supervision und Gruppen- und Bildungsarbeit am Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) im Haus Villigst (Schwerte). Im Anschluss war sie von 2008 bis 2019 Professorin für Theologie mit dem Schwerpunkt Seelsorge und Pastoralpsychologie im Fachbereich Theologische Bildungs- und Diakoniewissenschaft an der Evangelischen Hochschule Freiburg.