Mehr als 500 Jahre Reformation

Die Erneuerung der Kirche

Martin Luther selbst kam nie bis an die Küste, betrat nie das Gebiet unserer heutigen Nordkirche. Mutmaßlich hätte er auch das „Platt” - das Niederdeutsch - nicht verstanden.

Und trotzdem: sein Gedankengut, seine 95 Thesen, die den Ausgangspunkt der Reformation bilden, sind in den Norden gekommen. Schüler und Freunde von Luther, allen voran der in Pommern geborene Theologe Johannes Bugenhagen, haben im 16. Jahrhundert seine Ideen nach Greifswald, Hamburg und sogar bis Kopenhagen getragen. Sie wandten sich gegen missbräuchliche Praktiken und wollten die Kirche reformieren.

Durch sie wurden die Gebiete der heutigen Bundesländer Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein so mehrheitlich evangelisch.

Was passierte wo? Orte der Reformation im Norden

Wittenberg war das geistige Zentrum der Reformation, doch dank der Erfindung des Buchdrucks Mitte des 15. Jahrhunderts verbreiteten sich Luthers Lehren für seine Zeit verhältnismäßig schnell. Nicht nur wurden seine Schriften in den Städten fleißig nachgedruckt, auch seine Schüler und Weggefährten sowie viele Laienprediger brachten seine Ideen zunächst in die Städte - die Reformation auf dem Lande verlief dagegen zeitverzögert. In den Zentren bildeten sich Anhängergruppen, meistens weil sie die Ideen als Chance sahen in den von Obrigkeiten bestimmten kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Systemen nun auch einmal Mitspracherecht zu erhalten. Reformation bedeutete, dass nicht nur die Kirche, sondern die Machtstrukturen grundsätzlich verändert wurden.

Hier lesen Sie mehr über die Orte der Reformation in Norddeutschland.

Der Cranach-Altar von 1555 in der Weimarer Stadtkirche

Eckdaten der Reformation

1515 Ablasshandel: Um das Fegefeuer zu vermeiden, sollen die Menschen sich mit einem Ablass freikaufen. Dies dient der Kirche als Finanzierungsquelle.
1517 95 Thesen: Luther veröffentlicht seine Lehren in Wittenberg und richtet sich damit gegen den Ablasshandel.
1519 Leipziger Disputation: Akademisches Streitgespräch zwischen den Wittenberger Reformatoren und den Theologen rund um den Professor Johannes Eck - Luthers Bruch mit Rom wird besiegelt.
1521 Reichstag in Worms: Luther verteidigt seine Thesen, über ihn wird die Reichsacht verhängt. Daraufhin kommt er auf der Wartburg unter.
1529 Marburger Religionsgespräch: Die bedeutendste Theologenversammlung der Neuzeit. Martin Luther und der spätere Schweizer Reformator Huldrych Zwingli treffen zum ersten Mal aufeinander und streiten sich über die Bedeutung des Abendmahls.
1555 Augsburger Religionsfriede: Es soll Frieden zwischen Frieden zwischen Lutheranern und Katholiken geben. Nach monatelangen Diskussionen einigt man sich auf einen Kompromiss: Die Fürsten haben nun auf ihren Territorien die Kirchen- und Konfessionshoheit und wählen die Konfession.
1648 Westfälischer Friede: Die endgültige Gleichstellung der beiden großen Konfessionen kommt jedoch erst nach dem Dreißigjährigen Krieg durch den Westfälischen Frieden zustande.

Orte der Reformation im Norden

Kiel, Schleswig, Lübeck, Hamburg, Schwerin, Wismar,... Welche Spuren der Reformation es in den Städten im Norden zu entdecken gibt, erfahren Sie auch im Heft „Reformation im Norden”, das zum 500. Reformationsjubiläum herausgegeben worden ist.

Das ist für mich Reformation

Du stellst meine Füße auf weiten Raum ...

... So heißt es in Psalm 31. Das bedeutet, die frohe Botschaft von der Menschenfreundlichkeit Gottes in Wort und Tat zu verkünden und selbst zu erfahren: Freigiebigkeit, Weite, Zugewandtheit, Zukunftsoffenheit und Liebe. Zu fühlen, was es heißt, mit meinen eigenen Begrenztheiten und Zweifeln angenommen zu sein. Gott setzt einen Anfang. Und ich kann aufatmen. So wie ich es am Rand des Meeres tue.

Bischof Gothart Magaard

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