Dossier Israel
Ein Jahr Krieg in Nahost: Wie können wir den Menschen beistehen?
Auch ein Jahr nach dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel müssen die Menschen in der Region unfassbares Leid und unmenschliche Lebensbedingungen erdulden: Viele der grausam verschleppten israelischen Geiseln sind noch immer in der Gewalt der Hamas oder getötet worden. Zugleich eskaliert die militärische Gewalt und Millionen von Menschen im Gazastreifen sind auf der Flucht, leben in zerstörten Häusern, hungern und kämpfen um ihr tägliches Überleben.
Zugleich sind in unserem Land Gräben offenbar geworden: Es gab verstörende Videos in den sozialen Medien und noch immer demonstrieren auch Menschen, die die Terroranschläge der Hamas nicht eindeutig verurteilen. Jüdinnen und Juden fühlen sich in Deutschland bedroht. Islamistische Anschläge zerstören das Zusammenleben der Religionen in unserer Gesellschaft.
In diesem Dossier versuchen wir, Ihnen einige Antworten zu geben. Wir haben wichtige öffentliche Aussagen unserer Bischöfinnen und unseres Bischofs zusammengetragen und bieten Ihnen liturgische Bausteine für Ihre Gemeindearbeit an.
Friedensgebete für die Opfer von Terror und Gewalt
Bischöfin Nora Steen: "Ein tiefer Schmerz erfasst diese Welt, denn die Wunden sind noch offen."
Der Gott Israels ist ein leidenschaftlicher Gott. Er ist vom Geschick seines Volkes unmittelbar betroffen. Davon ist viel in der jüdischen Bibel zu lesen. Zum Beispiel beim Propheten Jeremia. Da lese ich: Gott weint, weil „die Tochter seines Volkes“ unheilbar verwundet ist.
Zu diesem Gott bete ich heute – an diesem 7. Oktober 2024. Ein Jahr nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel.
Gott weint. Ich bete heute zu diesem Gott, der Tränen um sein Volk vergießt. Ich bete für die vielen getöteten Kinder, Frauen und Männer.
Für die Geiseln, die noch immer in Gefangenschaft sind. Für ihre Familien.
Du Gott Israels, Abrahams und Sarahs, Issaks und Rebeccas, Jakobs, Rahels und Leas, und Vater Jesu Christi.
Ein tiefer Schmerz erfasst diese Welt, denn die Wunden sind noch offen.
Spürbar ein Jahr danach.
Noch immer befinden sich Geiseln in der Hand der Hamas. Ihr Schicksal ist ungewiss.
Du Gott Israels, für deinen Schmerz sind wir empfänglich.
Wir sind mit deinem Volk verbunden. Und wir fühlen uns verbunden mit dem Leid deines Volkes.
Hab Erbarmen mit unserer Welt. Mit uns Menschen. Mit unseren Hartherzigkeiten. Beende unsere Unerbittlichkeit, mit der wir einander Gewalt antun.
Gib uns nicht auf.
Bleibe bei uns. Tröste die, deren Herzen zerbrochen sind.
Schenke uns Hoffnung in unseren Herzen.
Hoffnung darauf, dass es morgen anders werden kann, als es heute ist.
Heile die, die schon nicht mehr an ein Morgen glauben.
Bewahre die, die in Angst sind.
Schütze die Seelen der Kinder, dass in ihnen der Friede bewahrt wird.
Der 7. Oktober 2023 hat sich in die Seele unserer Welt eingebrannt. Seitdem hat sich das Leben für Jüdinnen und Juden auch in unserem Land verändert. Viele haben Angst. Viele fühlen sich bedroht und werden angefeindet.
Unser klares Nein zu Antisemitismus muss gelten. Klarer denn je.
Wir stehen an eurer Seite.
Nora Steen, Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche.
Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt: "Gott, beende die Gewalt und den Krieg."
Gott der Gerechtigkeit, des Friedens und der Versöhnung! Nach einem Jahr des eskalierten Konflikts im Nahen Osten stehen wir vor dir und beklagen das unglaubliche Leid und den Verlust von Menschenleben.
Heute bringen wir vor Dich die Opfer des Terrorüberfalls vom 7. Oktober des vergangenen Jahres. Wir gedenken in Trauer der Getöteten, Vergewaltigten, Verwundeten und Verschleppten und ihrer Angehörigen.
Noch immer warten Angehörige verzweifelt auf die Rückkehr ihrer Lieben. An sie denken wir heute besonders.
Wir sehen voll Sorge auch den Krieg und die Zerstörung, die aus dem Überfall erwachsen sind. So viele Menschen sind gestorben, verletzt, heimatlos. Wir beten für die Freilassung der Geiseln, für den Schutz der Zivilbevölkerung und darum, dass die Menschenrechte respektiert werden.
Wir beten, dass humanitäre Helferinnen und Helfer sicheren Zugang haben, um Hilfe zu leisten.
Wir beten, dass die Führenden die Weisheit und den Mut haben, Frieden statt Krieg zu wählen. Öffne Wege in eine Zukunft, in der Israelis und Palästinenser in Sicherheit und Frieden zusammenleben können.
Wir sind Teil einer Menschheitsfamilie, doch täglich erfahren wir Zerbrochenheit. Gott, verändere Herzen und Gedanken, ersetze Misstrauen durch Respekt vor der Menschenwürde, ersetze Angst durch Liebe zum Nächsten. Beende die Gewalt und den Krieg im Heiligen Land und im Nahen Osten. Schenke uns Hoffnung, Gott.
In Jesus Christus stehst du an der Seite der Leidenden. Wir bitten dich: Mach der Gewalt ein Ende.
Du Gott Abrahams und Saras, Isaaks und Rebekkas, Jakobs, Rahels und Leas, wir halten dir unser Herz hin – es ist auch voll Sorge um jüdische Menschen hier in Deutschland. Hilf uns, unsere Stimmen zu erheben gegen Judenhass und Antisemitismus und beidem aktiv entgegenzutreten.
Du Gott, Vater Jesu Christi, wir haben Angst, dass unser Herz hart wird. Erweiche unsere Herzen – das Herz jedes Menschen mache hell mit deinem Schalom, nur so kann Frieden sein in der Fülle des Lebens, die du für alle Menschen wünschst.
Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.
Kampagne der Deutschen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
#50Tagelaut: Kampagne gegen Antisemitismus
Jüdinnen und Juden in Deutschland haben wieder Angst. Warum bedroht Judenhass unser Land? 50 Statements von Geistlichen, Politiker:innen, Künstler:innen, Schriftsteller:innen und Wissenschaftler:innen. Auch die Bischöfinnen und der Bischof unserer Landeskirche haben sich hier geäußert.
Alle ansehen hier auf dem Instagram-Kanal der Deutschen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
Antworten auf wichtige Fragen
Was muss ich über den Angriff der Hamas auf Israel und die Folgen wissen?
Der Nahostkonflikt ist ein langwieriger Streit zwischen Israelis und Araber:innen über die Besitzansprüche der Region Palästina. Seit 1948, als das jüdische Volk den Staat Israel gründete, kam es wiederholt zu Kriegen. Bis heute dauert der Konflikt an und erlebt aktuell eine tragische Neuauflage.
Einige Antworten geben
- Pastor Tobias Pfeifer, Referent Mittlerer Osten und Beauftragter der Nordkirche für den Christlich-Jüdischen Dialog, und
- Pastor Dr. Sönke Lorberg-Fehring, Beauftragter der Nordkirche für den Christlich-Islamischen Dialog
Die Geiseln sind noch immer nicht frei, so viele Menschen in der Region leiden unermesslich. Was können wir als Gemeinde oder Kirche tun?
Tobias Pfeifer und Sönke Lorberg-Fehring: Wichtig ist es, die Geiseln und ihre Angehörigen durch das weitergehende Weltgeschehen nicht aus dem Blick zu verlieren. Jüdische Menschen in Israel und weltweit sind seit dem 7. Oktober zutiefst traumatisiert, ihr Sicherheitsgefühl ist dahin. Sie alle brauchen unsere Empathie.
Auf der anderen Seite ist das palästinensische Volk durch den Krieg seit Oktober 2023 ebenfalls tief traumatisiert und erlebt Leid, Zerstörung und Tod. Auch sie brauchen unsere Empathie.
Wir können beten und uns dadurch mit den Menschen vor Ort verbinden.
Wir können diejenigen unterstützen, die vor Ort helfen. Das sind auf der einen Seite Hilfsorganisationen, die Nothilfe organisieren, das sind auf der anderen Seite Friedensinitiativen, die trotz allem weiter an einer gemeinsamen Zukunft festhalten.
Diese Initiativen und ihre Menschen stehen sowohl in Israel als auch in Palästina unter einem enormen öffentlichen Druck.
Ich möchte das Leid aller betroffenen Menschen in der Region beklagen. Was ist möglich?
Tobias Pfeifer und Sönke Lorberg-Fehring: Wir alle sollten beide Völker in den Herzen nicht auseinanderreißen, sondern um ein Ende der Gewalt, des Blutvergießens und der Tränen für Israelis und Palästinenser gleichermaßen bitten.
Fürbitten können und sollen keine politischen Statements sein oder enthalten. Fürbitten bringen allein unser Leiden vor Gott und sind daher Ausdruck des Mit-Leidens, nicht der politischen Forderung.
Angemessener ist es, die Grausamkeit der Hamas zunächst deutlich zu benennen, Mitgefühl für die Traumatisierten und Trauernden auf israelischer Seite zu äußern, darum zu bitten, dass die Geiseln, die noch am Leben sind, endlich freigelassen werden.
Angesichts der harten militärischen Reaktion Israels im Gazastreifen müssen auch die Opfer auf palästinensischer Seite in das Gebet eingeschlossen werden, auch die trauernden palästinensischen Männer, Frauen und Kinder. Beiden Seiten gilt heute wie vielleicht niemals zuvor die Bitte um ein Ende des Blutvergießens und der Tränen.
Welche Partner hat die Nordkirche in der Region? Wie sehen Kontakt und Unterstützung derzeit aus?
Tobias Pfeifer, der auch Referent für den Mittleren Osten im Ökumenewerk der Nordkirche ist: Die Nordkirche hat zwei offizielle Partner in Palästina und Israel:
- Die Ev.-Luth. Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELCJHL). Ihre ca. 1.500 Mitglieder sind alle palästinensisch. Die Gemeinden der ELCJHL liegen in Jerusalem, im Westjordanland (Bethlehem, Beit Jala, Beit Sahour, Ramallah) und in Amman/Jordanien. Außerdem gehören zur ELCJHL drei Schulen im Palästinensischen Gebiet.
- Die israelisch-palästinensische Friedensorganisation Parents Circle – Families Forum. Hier haben sich Familien von beiden Seiten zusammengeschlossen, die durch den Konflikt Angehörige verloren haben und sich nun gemeinsam für Gewaltüberwindung und Versöhnung einsetzen.
Besuche vor Ort sind aktuell natürlich nicht möglich. Generell hält das zuständige Referat Mittlerer Osten engen Kontakt zu den Partnern durch regelmäßigen Austausch, Projektbesuche, finanzielle Förderung, Veranstaltungen mit den Partnern in der Nordkirche, Fundraising, Vernetzung auf Social Media, Austausch von liturgischen Texten wie Fürbittgebeten, etc.
Darüber hinaus werden über das Referat für christlich-jüdischen Dialog im Ökumenewerk der Nordkirche mit Hilfe der landeskirchlichen Kollekte des Israelsonntags zahlreiche Projekte in Israel gefördert.
Wie geht es unseren jüdischen und muslimischen Partner:innen hier bei uns heute angesichts der nicht endenden Gewalt, von Leid und Tod?
Tobias Pfeifer: Die Lage ist extrem angespannt in der jüdischen Gemeinschaft. Nach dem Massaker vom 7. Oktober gab es einen erheblichen Anstieg an antisemitischen Straftaten in Deutschland.
Auch Mitglieder der jüdischen Gemeinden in Norddeutschland haben Einschüchterung und Gewalt erlebt. Zusätzlich zu den Geschehnissen in Israel leben unsere jüdischen Geschwister hier in Deutschland in Verunsicherung und Angst.
Wir müssen alles uns Mögliche dafür tun, dass sich jüdische Männer, Frauen und Kinder in Deutschland weiter sicher fühlen können und frei als jüdische Menschen hier leben können. Es kann nicht sein, dass in der Öffentlichkeit aus Angst die eigene Religion durch Verhüllung von religiösen Symbolen oder Verzicht auf Kippa unsichtbar gemacht werden muss.
Sönke Lorberg-Fehring: In der muslimischen Community ist eine große Frustration zu beobachten, dass der Krieg in Gaza und jetzt auch im Libanon in der deutschen Öffentlichkeit kaum kontrovers diskutiert wird. Viele Muslime haben Sorge, ihr Mitgefühl mit den palästinensischen zivilen Opfern zu zeigen, weil sie befürchten, dass dies als mangelndes Mitgefühl mit den israelischen Opfern ausgelegt werden könnte.
Als Kirche und Gemeinde kann ich mich dafür einsetzen, dass eine plurale Erinnerungskultur entsteht, in der die Trauer um die einen nicht als Missachtung der anderen missverstanden wird. Dieser Weg ist schwer und birgt die Gefahr, sich Anfeindungen auszusetzen. Aber Respekt für den Schmerz der anderen ist sehr wichtig. Wir können uns auch selbst die Frage stellen, was sich in uns selbst dem Respekt entgegenstellt.
Was können wir für das Zusammenleben der Religionen in unserer Gesellschaft tun?
Tobias Pfeifer und Sönke Lorberg-Fehring: Indem wir unser Gegenüber als Menschen sehen und wahrnehmen, indem wir Begegnung und Austausch eine Chance geben, indem wir unsere Hoffnung weitersagen, dass immer noch viele Menschen Frieden wollen.
Indem wir deutlich machen, dass für uns Humanität, Menschenwürde und Gottesebenbildlichkeit ganz oben stehen. Daher darf es für uns als Christ:innen weder Antisemitismus noch Antiislamismus geben.
Eine Gefahr im aktuellen Gaza-Konflikt besteht darin, dass der Schmerz von Israelis und Palästinensern gegeneinander aufgerechnet wird. Dabei ist die Angst um Angehörige und die Trauer um Tote und Verschleppte für alle, die darunter leiden, real und schrecklich.
Ein hilfreicher Ansatz ist der Vorschlag des israelisch-deutschen Philosophen Omri Boehm, der eine ‚Universalität der Menschenrechte‘ fordert: Jedes Leben ist gleich kostbar und wertvoll – egal auf welcher Seite und welchem Zusammenhang es bedroht ist. Das Menschenrecht auf Unversehrtheit von Zivilisten ist völkerrechtlich festgeschrieben und es ist an der Zeit, daran zu erinnern, dass es für alle und glaubwürdig gestaltet werden muss.
Wie uns wo können wir uns für Verständigung unter den Religionen einsetzen?
Tobias Pfeifer und Sönke Lorberg-Fehring: Die Verständigung ist überall möglich und nötig. Das fängt im Kindergarten und auf dem Spielplatz an, und geht weiter über die Schulen und Vereine. Viele Kirchengemeinden nutzen schon jetzt ihre Räume als Begegnungsräume im Rahmen von internationalen Cafés, Nachbarschaftstreffs oder Ähnlichem.
Auch wenn kontroverse Gespräch gerade sehr schwierig sind, weil es so scheint, als sei keine Verständigung möglich, ist es hilfreich und sinnvoll, miteinander im Kontakt zu bleiben – und sei es im Aushalten der gemeinsamen Sprachlosigkeit.
Die Referate für Christlich-Jüdischen Dialog und Christlich-Islamischen Dialog vermitteln Ihnen gerne Gesprächspersonen und Referenten
Ich sehe die Politik und das militärische Vorgehen des Staates Israel kritisch, möchte aber auf keinen Fall antisemitisch sein. Worauf muss ich achten?
Tobias Pfeifer und Sönke Lorberg-Fehring: Ein Missverständnis wäre es, die Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung als Infragestellung des Staates Israel oder seiner Existenz zu deuten. Zudem sollte jeder anerkennen, dass Israel als demokratisches Gemeinwesen überhaupt kritikfähig und bereit ist, sich einem kritischen Gespräch zu stellen.
Beides trifft auf die terroristische Hamas und Hisbollah nicht zu. Das entbindet selbstverständlich nicht von einer Kritik ihres Vorgehens - allerdings sind beides keine demokratischen Organisationen und es ist nicht zu erwarten, dass eine Kritik an ihnen Einfluss auf ihr Vorgehen haben wird.
Die Nordkirche steht ohne Wenn und Aber für die Existenz des Staates Israel und den Schutz aller seiner Einwohnerinnen und Einwohner. Ebenso wichtig ist die Unterstützung des palästinensischen Volks im Hinblick auf die Selbstbestimmung hin zu einem eigenen Staat und einem Leben in sicheren Grenzen.
Auf keinen Fall dürfen einzelne Menschen jüdischen Glaubens aufgrund des Handelns der Regierung des Staates Israel abgewertet oder unterdrückt werden – genauso wie Menschen muslimischen Glaubens nicht mit dem Handeln von Hamas oder Hisbollah identifiziert werden dürfen.
Welche Aktionen/Gruppierungen entsprechen nicht den Positionen der Nordkirche? Wie gehe ich mit Gewaltaufrufen um?
Tobias Pfeifer und Sönke Lorberg-Fehring: Die Nordkirche steht für ein offenes Miteinander ohne Diskriminierung. Doch leider wird dieser Anspruch nicht immer umgesetzt.
Deshalt ist es unsere Aufgabe, uns in unseren Diensten, Werken und Gemeinden gegen Rassismus, Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus einzusetzen.
Dabei steht die Nordkirche auf dem Boden der bundesdeutschen Verfassung und wehrt sich mit allen Kräften dagegen, das Einzelne oder bestimmte Gruppen ausgegrenzt werden.
Im muslimischen Kontext sind die Veröffentlichungen der Schura in Schleswig-Holstein und Hamburg wichtig, die solche Formen von Gewalt ablehnen und zu friedlichen Dialogen aufrufen.
Hilfreiche Ansprechpersonen in der Nordkirche
Christlich-Jüdischer Dialog
Das Referat für christlich-jüdischen Dialog fördert Kenntnisse vom Judentum und lädt zu Begegnungen mit Jüdinnen und Juden ein. Für Gemeinden und Einrichtungen der Nordkirche bietet es Ausstellungen und Infomaterial an, Vorträge, Besuche in jüdischen Gemeinden und Veranstaltungstipps.
Christlich-Islamischer Dialog
Das Referat für Christlich-Islamischen Dialog fördert Begegnungen und den Informationsaustausch zwischen Christ:innen und Muslim:innen im Bereich der Nordkirche. Der Beauftragte der Nordkirche vertritt die Nordkirche in interreligiösen Foren und politischen Gremien.
Referat Friedensbildung
Das Referat für Friedensbildung gibt friedenspolitische und friedenspädagogische Impulse. Hier geht es darum, das Profil unserer Kirche zu verteten und zu stärken, die für Gewaltfreiheit, Integration und Antirassismus steht.
Spenden für Frieden und Gerechtigkeit in der Region
Projekte in Israel, die von der Nordkirche gefördert werden
Das Referat für christlich-jüdischen Dialog der Nordkirche hat mit Hilfe der landeskirchlichen Kollekte des Israelsonntag zahlreiche Projekte in Israel gefördert. Projekte des Jahres 2023 sind hier als Bespiele nachzulesen:
Parents Circle
Seit über 30 Jahren haben sich mehr als 600 israelische und palästinensische Familien im „Parents Circle – Families Forum“ zusammengeschlossen. Alle haben Familienangehörige, Kinder oder nahe Verwandte durch den Konflikt zwischen ihren Völkern verloren. Gemeinsam setzen sie sich für Versöhnung, Empathie und den Glauben ein, dass eine bessere Zukunft möglich ist.
Der Parents Circle organisiert jüdisch-arabische Jugendcamps, hält Vorträge in Gymnasien und Gemeindezentren, die Mitglieder protestieren öffentlich gegen Krieg, Besatzung und Gewalt und veranstalten binationale Seminare, um die Erzählungen der „Anderen“ zu verstehen – den Völkermord am jüdischen Volk und dessen Wiedergeburt sowie die Vertreibung und den Kampf der Palästinenser:innen.
Gemeinsam haben sie ein starkes soziales Netzwerk und eine starke Medienpräsenz aufgebaut, um beide Völker mit ihrer mutigen Botschaft der Hoffnung, des Friedens und der Versöhnung zu erreichen.
Givat Haviva
Givat Haviva ist eine Bildungs- und Begegnungsstätte zwischen Tel Aviv und Haifa, die sich aktiv für eine friedliche und tolerante Gesellschaft engagiert.
Als älteste und größte bestehende israelische Einrichtung im Bereich der jüdisch-arabischen Verständigungsarbeit hat sich Givat Haviva der Förderung des kulturellen und religiösen Pluralismus verschrieben. Über 50.000 Menschen besuchen Jahr für Jahr den Campus. Kennen heißt verstehen.
Durch Givat Haviva haben mittlerweile Tausende junger Menschen gelernt, mit ihren Nachbar:innen zu leben, Konflikte friedlich zu lösen. Betrieben wird Givat Haviva in Israel von Havatzelet, der Kultur- und Bildungseinrichtung der Kibbuzbewegung HaArtzi.
Um die finanziell sehr aufwendige Friedensarbeit zu unterstützen, haben sich weltweit Unterstützerorganisationen gegründet. Givat Haviva Deutschland e.V. ist eine von ihnen. Spenden und Mitgliedsbeiträge an uns kommen den – u.a. mit dem UNESCO-Friedenspreis 2001 ausgezeichneten – Projekten zu.
Vom Finanzamt Mainz ist der Freundeskreis als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt.
Neve Shalom/Wahat al-Salam
Der Name lautet auf Arabisch und Hebräisch: „Oase des Friedens“. Es ist ein Dorf mit jüdischen und palästinensischen Bürger:innen Israels, die hier zusammenleben wollen, um Frieden, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung im Land und in der Region zu fördern.
Es liegt zwischen Jerusalem und Tel Aviv, gegründet 1970 von Bruder Bruno Hussar auf dem Gebiet des Klosters Latrun, einer Jesus-Bruderschaft. Die Gemeinschaft hat Ausbildungsstätten aufgebaut, um ihre Vision von Frieden sowie von sozialem und politischem Wandel zu unterstützen.
Rabbis for Human Rights
Rabbis for Human Rights ist eine israelische Organisation, die in drei Feldern aktiv ist: Arbeit in den besetzten Gebieten, Einsatz für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit in Israel, Aktivitäten zur Förderung von Bildung und interreligiösem Dialog.
Dazu gehören:
- Unterstützung von palästinensischen Familien bei der Olivenernte
- Überwachung der Menschenrechte
- Hilfe für palästinensische Familien vor Gewalt von Siedlern
- Vernetzung mit einer breiten Plattform von Friedens- und Menschenrechtsorganisationen
- Interreligiöse Friedensgebete
- Jährlicher Marsch für den Frieden in Jerusalem
Die Organisation wurde 1988 gegründet, um auf Verletzungen der Menschenrechte in den besetzten Gebieten zu reagieren. Sie hat aktuell rund 300 Mitglieder: Rabbiner und Rabbinerinnen, Kantoren, Studierende und andere leitende Geistliche aus allen jüdischen Strömungen von ultraorthodox bnis liberal.
AMCHA
"AMCHA" kommt aus dem Hebräischen und bedeutet sinngemäß: Du bist von uns. Es war zugleich ein Codewort unter jüdischen Verfolgten der Shoah, um einander zu erkennen. Damit drückt der Name aus, wofür AMCHA seit über 30 Jahren steht: Anerkennung des Leids, Solidarität mit den Überlebenden, Gemeinschaft zur Hilfe.
Alleine in Israel leben heute noch etwa 193.000 Überlebende des Holocaust. Gleichzeitig nahm die Zahl der Hilfesuchenden in den letzten Jahren nicht wie lange Zeit prognostiziert ab, im Gegenteil: sie steigt kontinuierlich an. Der Umgang der Gesellschaft mit der Vergangenheit der Überlebenden und ihrer Nachkommen ist zentral für die Möglichkeiten, ein gutes Leben mit den oft schwer traumatisierenden Erfahrungen bis ins hohe Alter zu führen.
Mehr als 18.000 Menschen unterstützt AMCHA jedes Jahr in Israel durch psychosoziale Hilfsangebote, vor allem Überlebende der Shoah und ihre Familien.
Neve Hanna
Neve Hanna – „Oase der Hanna“ – ist ein therapeutisches Kinderheim in Israel, benannt nach der Berliner Pädagogin Hanna Kaphan, mit deren Wiedergutmachung Hanni Ullmann 1974 die ersten zwei einfachen Häuser in den Sanddünen der erst kurz zuvor gegründeten Stadt Kiryat Gat erwarb.
Neve Hanna ist ein Heim für Kinder und Jugendliche aus sozial-emotional belasteten oder zerrütteten Familien. Krankheit, Drogen, Alkohol, sexueller Missbrauch, Armut und Vernachlässigung sind die häufigsten Gründe, weshalb die Sozial- und Wohlfahrtsbehörde dem Heim Kinder zuweist. Sie trägt aber nur etwa 65% der Unterhaltskosten. Die 80 Kinder und Jugendlichen im Alter von 4 bis 18 Jahren, die aus allen gesellschaftlichen Schichten stammen und in Neve Hanna leben, werden in familienähnlichen Gruppen betreut.
Weiterführende Links und Downloads
Liturgische Bausteine ein Jahr nach dem Überfall
Ein Fürbittengebet der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Sonntag vor dem 7. Oktober.
Dossier und Statement der Nordkirche
Direkt nach dem Überfall haben wir ein PDF mit ersten wichtigen Fragen und Antworten zusammengestellt, Sie finden es hier zum Download
Noch immer aktuell und hilfreich ist das Statement des Bischofsrates gegen Antisemitismus.
Ausführliche Informationen zur politischen Situation im Nahen Osten
Der Nahostkonflikt ist noch immer ungelöst. Wissenschaftler:innen und politische Forschungseinrichtungen bieten Hintergründe, Einordnungen und Chronologien an. Hier haben wir einige empfehlenswerte Links zusammengestellt:
Von der Bundeszentrale für politische Bildung:
Ein Länderdossier zum Nahostkonflikt
Das junge Politik-Lexikon zum Nahostkonflikt
Von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg
Ein Themendossier zum Nahostkonflikt
Von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin
Ein ausfühliches Dossier der Nahostexpert:innen
Wissenswertes aus der Jugend- und Bildungsarbeit
Ein multimediales Angebot von Galileo-TV zum Nahostkonflikt
Eine Handreichung für pädagogisches Personal des Vereins Ufuk.