Er prägte nachhaltig die deutsche Sprache, forderte das Priestertum aller und brachte die Kirche mächtig in Aufruhr: Noch bis heute ist Martin Luther (1483-1546) als Reformator weltbekannt. Die 95 Thesen gegen den Ablasshandel, die er an die Tür der Schlosskirche angeschlagen haben soll, waren der Ausgangspunkt der kirchlichen Erneuerungsbewegung. Diese zog nicht nur die Spaltung des westlichen Christentums nach sich, sondern auch grundlegende soziale und politische Umwälzungen in Mittel- und Nordeuropa.
Dabei war das alles nicht so geplant gewesen: Luther, der in Eisleben in eine Bauernfamilie hineingeboren wurde, die sich später zu Bergbauunternehmern hocharbeitete, suchte als Gläubiger zunächst "nur" einen Ausweg aus seinen Gewissensnöten. Und fand die Antwort schließlich in der Bibel.
Auf dem Weg zum Mönch
Es war der Wille seines Vaters, dass Luther Jurist werden sollte. So besuchte er nach der Schule die Universität Erfurt, absolvierte das akademische Grundstudium und begann schließlich, 1505 Rechtstexte zu studieren. Doch noch im selben Jahr kam es zu einer Wende in seinem Leben: Auf dem Rückweg von einem Besuch bei seinen Eltern wurde Luther von einem schweren Gewitter überrascht. In seiner Todesangst rief er die Heilige Anna an und gelobte: „Ich will Mönch werden!”
Tatsächlich trat er nur kurze Zeit später - gegen den Willen seiner Eltern - den Augustiner-Eremiten im Erfurter Kloster bei. Dort wurde er 1507 zum Priester geweiht.
Die Erleuchtung
Doch obwohl sich Luther im Kloster streng an die Regeln hielt und täglich Buße übte, so zweifelte er doch bis zur Verzweiflung an der verheißenen Vergebung. Er fragte sich: „Wie kriege ich einen gnädigen Gott?”. Sein Beichtvater Johann von Staupitz empfahl ihm daraufhin ein Theologiestudium - so kam er schließlich in Wittenberg mit neuen theologischen Ansichten in Berührung. 1512 promovierte er zum Doktor der Thelogie und durfte von da an Vorlesungen halten, unter anderem zum Römerbrief. Gerade beim Studium dieses Buchs des Neuen Testaments stieß er auf das, was er jahrzehntelang gesucht hatte:
Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche aus dem Glauben kommt und zum Glauben führt; wie geschrieben steht: Der Gerechte wird aus dem Glauben leben.
Dieser Vers (Römer 1,17) war für ihn die Erleuchtung. Luther verstand von da an: Gottes ewige Gerechtigkeit ist ein reines Gnadengeschenk, das dem Menschen nur durch den Glauben an Jesus Christus geschenkt wird. Auch der Glaube, das Annehmen der zugeeigneten Gnade, ist demnach nichts, das der Mensch von selbst vollbringen kann.
Stationen in Luthers Leben
10.11.1483 | Geburt in Eisleben |
1501 | Beginn des Studiums der Rechtswissenschaften in Erfurt |
1505 | Mönch in Erfurt |
1507 | Weihe zum Priester |
1510 | Reise nach Rom |
1512 | Doktor der Theologie in Wittenberg |
1517 | Thesenanschlag |
1521 | Ächtung und Flucht auf die Wartburg |
1522 | Rückkehr nach Wittenberg |
1525 | Heirat mit Katharina von Bora |
1534 | Herausgabe seiner Bibel in deutscher Übersetzung |
18.2.1546 | Tod in Eisleben |
Gegen den Ablasshandel: Die 95 Thesen
Seit der „unerwarteten Erleuchtung” sah Luther die katholische Kirche zunehmend kritisch. Sie war bis zu der Gedankenwende die „Vermittlungsanstalt” der Gnade Gottes - mit Luthers Neudeutung des Römerbriefes war dies aber nicht mehr in Einklang zu bringen.
In den folgenden Jahren arbeitete Luther seine neue Auffassung deutlicher heraus und formulierte das neue Verständnis. Diese stand auch im Widerspruch zu der damals üblichen Ablasspraxis der römisch-katholischen Kirche, die vor allem dazu diente, das päpstliche Finanzsystem zu stärken.
Mit Ablassbriefen sollten die Gläubigen sich und bereits verstorbene Angehörige von Sünden freikaufen, um dem Fegefeuer zu entkommen. Luther aber wandte sich entschieden dagegen und verfasste 95 Thesen gegen den Ablasshandel - mit der Begründung: Vergebung kann nur von Gott durch den Glauben geschenkt werden und ist nicht käuflich.
Ob er sie tatsächlich 1517 an die Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen hat, ist historisch allerdings umstritten. Nicht umstritten ist: Die Thesen markieren den Beginn der Reformation. Dass sich die Kirche daraufhin spaltete, war von Luther nicht beabsichtigt gewesen.
Die Bibel für die Menschen
Da Luthers Thesen die alte Ordnung in der Kirche bedrohten, wurde gegen sie angegangen. Doch Luther weigerte sich, sie zu widerrufen. Das Wormser Edikt, das Karl V. 1521 erließ, verbot schließlich die Lektüre und Verbreitung von Luthers Schriften; zudem konnte Luther jederzeit an Rom ausgeliefert werden. Doch der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise kam ihm zu Hilfe: Seine Soldaten entführten Luther und brachten ihn zum Schutz auf die Wartburg, wo er inkognito als „Junker Jörg” ausharren musste.
Die Warterei wurde Luther schnell zuviel und so widmete er sich einem großen Vorhaben: Er begann, das Neue Testament, das nur in Latein und Griechisch vorlag, ins Deutsche zu übersetzen. Denn es sollte auch für das einfache Volk zugänglich sein. Dabei versuchte er nicht, wörtlich zu übersetzen, sondern bildlich zu formulieren, um allgemein verständlich zu sein. Gebräuchliche Redewendungen wie „Perlen vor die Säue werfen”, „ein Herz und eine Seele” oder „Wolf im Schafpelz” gehen auf seine Schriften zurück.
Seine Übersetzung führte nicht nur dazu, dass sich das Gedankengut der Reformation verbreitete und Weggefährten wie Johannes Bugenhagen ebenfalls Bibelübersetzungen herausgaben, sondern dass sich auch aus seiner Schriftsprache das heutige Hochdeutsch herausbildete. In vielen evangelischen Gemeinden ist die Lutherbibel nach wie vor die Grundlage für die Gottesdienste.
Aber nicht nur die Bibelübersetzung, auch Luthers Schriften mit Erklärungen zu den Bibeltexten - vor allem der Kleine Katechismus und der Große Katechismus brachten den Menschen die neue Auslegung der Bibel näher.
Reformation ist für mich...
Wach sein für letzte Fragen! Aus neuer Einsicht neue Antworten wagen und für sie geradestehen! Der Stimme des Gewissens folgen - gebunden an Vernunft und Menschenrechte. Mit Mut und Augenmaß für die Erneuerung des Lebens in der Kirche und Gesellschaft arbeiten! Die Würde eines Menschen hängt nicht ab von seiner Leistung - sie ist allen Menschen gleich von Gott gegeben. Vertrauen in Gott bahnt Wege aus der Angst.