Offene Kirchen - Orte der Ruhe und Spiritualität
Tritt ein! - Die Kirche ist offen
Durchatmen, spirituell auftanken. Einfach nur da sein. Die Stille entdecken. Beten. Gott nah sein. In Gedanken schwelgen. Und vielleicht wollen Sie auch etwas über Architektur und Geschichte erfahren...
Fernab vom Trubel des Alltags ist das in den offenen Kirchen möglich. Rund 200 von ihnen öffnen im Norden Ihre Türen auch außerhalb der Gottesdienste für Sie. Am Schriftzug "Tritt ein! - Die Kirche ist offen" sind sie zu erkennen.
Aktuelles zum Lesen: Menschen engagieren sich für unsere offenen Kirchen
Kirchdorf auf der Insel Poel: Die Kirchentür steht offen, und in das Innere des Turmraums mit dem kühlen Steinboden linst der Sommer. Unter dem Motto „Eine Dorfkirche erkunden“ erzählt die Kirchenpädagogin Dr. Maria Pulkenat ehrenamtlich Engagierten etwas über die Architektur und das Innenleben ihrer Dorfkirche.
Offene Kirchen sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur. Warum ihr Erhalt in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung ist, erklärt Morten Kauke, Tourismusbeauftragter der Nordkirche. "Eine offene Kirche ist eine Möglichkeit, diesem Gewusel kurz zu entfliehen, um Gott nah zu sein“, sagt er.
Kirchen an besonderen Orten
Am Meer
Der Legende nach sollen drei fromme Jungfrauen das Kirchlein am Meer in Schobüll (Husum) bereits im Jahr 1240 gestiftet haben. Der Name kommt natürlich nicht von ungefähr: Über Jahrhunderte diente der frühgotische Backsteinbau als Orientierungspunkt für nach Husum einfahrende Schiffe, denn er befindet sich am Fuße des "Schobüller Bergs", einem der höchsten Punkte an der Nordseeküste. Doch die "ecclesiola sub mare", wie die Kirche im Lateinischen genannt wird, ist nicht nur durch ihre Lage ein Anziehungspunkt, auch ihr Inneres hält einige Kunstschätze bereit.
Auf der Insel
Die Sturmflut von 1634 hat einiges auseinander gerissen - auch Kirchen. Doch ohne diese Naturgewalt, wäre das Gotteshaus St. Johannis auf der Hallig Hooge nicht das, was es heute ist. Backsteine der zerstörten Kirche der Insel Strand wurden hier verbaut, auch einiges an Inventar neu eingesetzt. Tür mit Walen, eine Kanzel aus der Werkstatt des Meisters Ringeling und eine junge Becker-Orgel: Die Halligkirche ist ein offenes Geschichtsbuch, in dem es viel zu lesen gibt. Nicht zuletzt deshalb ist die Kirche mit dem Reetdach, die 1637 geweiht wurde, insbesondere im Sommer gut besucht.
Im Hafen
Die Hamburger nennen sie nur liebevoll "Flusi": Die Flussschifferkirche ist Deutschlands einziges Gotteshaus, das schwimmen kann. Und das tut sie meistens im Hamburger Hafen: Taufen, Trauungen, Gottesdienste und Konzerte finden zumeist an ihrem Liegeplatz in der Hafencity an der Hohen Brücke statt. Wenn Kirchentag ist, lässt sie sich auch schon mal in andere Städte ziehen - ganz frei nach dem Motto "Wenn die Menschen nicht zur Kirche kommen können, muss die Kirche zu den Menschen gehen". Dieses prägte Johann Hinrich Wichern, der 1870 in Hamburg die Binnenschifferseelsorge einführte, aus der heraus auch die Tradition der schwimmenden Kirche entstand. Die heutige "Flusi" ist Baujahr 1906 und wurde 1952 zur Kirche geweiht.
Im Wald
Mitten zwischen Itzehoe und Kaltenkirchen unter sieben großen Buchen steht das wohl kleinste Gotteshaus Norddeutschlands: die Waldkapelle Mönkloh. Auf nur wenigen Quadratmetern findet der Besucher alles, was er für das innere Gleichgewicht braucht: Eine Bank zum Ausruhen. Einen kleinen Altar. Die Bibel. Kerzen. Und von draußen schallt das Zwitschern der Vögel und das Rauschen der Bäume herein.
2001 wurde die ökumenisch geweihte Kapelle errichtet, die inzwischen eine beliebte Pilgerstation auf dem Mönchsweg ist. Immer zum "Tag der deutschen Einheit" findet dort ein ökumenischer Gottesdienst statt.
An der Autobahn
Kilometerlange Blechlawinen schieben sich über die Straße. Gehupe und rot aufleuchtende Bremslichter. Wer lange auf der Autobahn und womöglich noch bei Stau unterwegs ist, hat ein ganz besonderes Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung. An der A19 beziehungsweise A20 kann man diese finden: Zwischen dem Autobahnkreuz Rostock und der Anschlussstelle Laage an der Abfahrt Kavelstorf steht die Wehrkirche, deren Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Die aus Felsstein gebaute Autobahnkirche in Kavelstorf ist im doppelten Sinne ein Schutzraum: Nicht nur den Lärm der Straße sperrt sie aus, sondern sie wehrte einst auch ganz andere Gefahren ab. Im Inneren jedoch, da ist sie heiter, hell und fröhlich. Blumenornamente zieren das Gewölbe.
Im Flughafen
15 Millionen Reisende, acht Millionen Besucher pro Jahr: Auf dem Flughafen Hamburg ist viel los. Wer zwischen hetzenden Fluggästen, Gepäckabfertigung und Security Check einen Raum der Stille sucht, ist in der Flughafenkapelle an der richtigen Stelle.
Seit 1999 befindet sich im Terminal 1 der Andachtsraum mit Blick aufs Rollfeld, in dem Besucher den göttlichen Segen nicht nur für die Reise empfangen können. Sogar tausende Geo-Cacher werden jedes Jahr bei der modernen Form der Schnitzeljagd ganz gezielt an diesen Ort geführt, um einen "Schatz" zu finden.