Johannes Bugenhagen
Altvater der evangelischen Kirche
Zusammen mit Martin Luther und Philipp Melanchthon gehört er zu den Altvätern der evangelischen Kirche. Johannes Bugenhagen, 1485 in Pommern geboren, gilt als Reformator des Nordens.
Der Theologe hat die Schriften Luthers nicht nur gelesen und interpretiert, sondern als enger Freund das Gedankengut schließlich von Wittenberg in den Norden getragen.
Mit seinen neuen Kirchenordnungen in Städten wie Hamburg, Lübeck und Braunschweig und einer Übersetzung der Bibel ins Niederdeutsche sorgte Bugenhagen dafür, dass die Reformation auch an der Küste ankam.
Die Abbildung (Ausschnitt) zeigt eine Gruppe von Reformatoren um Martin Luther (1483-1546). Man sieht in der vorderen Reihe (v. l.) Johannes Forster, Georg Spalatin, Martin Luther, Johannes Bugenhagen, Erasmus von Rotterdam, Justus Jonas, Caspar Cruciger und Philipp Melanchthon. Es handelt sich um eine Kopie nach dem Meienburgischen Epitaph von Lucas Cranach dem Jüngeren, die sich in der Lutherhalle in Wittenberg befindet.
© epd-bild / akg-images
Eine Freundschaft: Bugenhagen und Luther
Um 1520 erreichen Johannes Bugenhagen die Schriften Martin Luthers - die ihn zunächst wenig begeistern: Als „Ketzerei” soll Bugenhagen sie bezeichnet haben.
Doch nach längerem Studium findet ein Sinneswandel statt: Bugenhagen schreibt an Luther, um mehr über ihn und seine Schriften zu erfahren. Der antwortet prompt und übersendet Bugenhagen sein „Tractatus de libertate Christiana“ (Traktat von der Freiheit der Christenmenschen), das sein neues Glaubensverständnis darlegt.
Begeistert von Luthers Gedanken, siedelt Bugenhagen 1521 nach Wittenberg über, wo er nicht nur mit Luther, sondern auch mit Melanchthon ins Gespräch kommt. Dies verändert Bugenhagens Auffassung von der Sünde maßgeblich: „Unser ganzes Leben ist Sünde, auch nachdem wir durch Christus fromm geworden sind“. Das ist der Ausgangspunkt für die spätere Reformation, die er nach Norden bringt, denn Luther ist nie so weit in Richtung Küsten gereist.
Stadtpfarrer in Wittenberg
Auf Luthers Empfehlung wird Bugenhagen 1523 zum Stadtpfarrer der Stadtkirche in Wittenberg gewählt - und das, obwohl er da schon mit seiner Frau Walpurga verheiratet ist - ein deutliches Zeichen gegen das Zölibat. Als Pfarrer hält Bugenhagen oft sehr lange Predigten, was nicht nur Luther zu humorvollen Kommentaren hinreißt. Das aber in Freundschaft: Bugenhagen wird ein enger Vertrauter Luthers, sein Seelsorger, Beichtvater und Freund.
1525 ist Bugenhagen als Stadtpfarrer sogar derjenige, der die Ehe zwischen Luther und Katharina von Bora schließt. Später tauft er auch deren Kinder. Und am Ende von Luthers Leben hält Bugenhagen sogar die Beerdigungsrede.
Stationen in Bugenhagens Leben
24.6.1485 | Geburt in Wollin an der Ostsee (heutiges Polen) |
1502-1504 | Grundlagenstudium in Greifswald |
1504 | Rektor an der Lateinschule |
1509 | Priesterweihe |
1517/18 | Bugenhagen verfasst seine Chronik "Pomerania" |
1521 | Übersiedlung nach Wittenberg |
13.10.1522 | Heirat mit Walpurga |
1523 | Stadtpfarrer von Wittenberg |
1528/32 | Bestimmung der Kirchenordnungen in Braunschweig, Hamburg und Lübeck |
1533 | Doktor der Theologie |
1537/39 | Bestimmung der Kirchenordnung in Dänemark |
20.4.1558 | Tod in Wittenberg |
Die Auswirkungen
Bildung und Soziales
Mit seinen neuen Kirchen- und Schulordnungen bestimmte Johannes Bugenhagen nicht nur die Theologie der neu entstandenen Konfession, sondern gestaltete auch juristische und soziale Bereiche in Hamburg, Braunschweig, Lübeck, seiner Heimat Pommern und sogar Dänemark mit.
Damit zeigte er den Zusammenhang von theologischem und rechtlich ordnendem Denken, welches das Handeln beeinflusst.
Bugenhagen entwickelte Einrichtungen für die Versorgung von Bedürftigen, unter anderem mit Hilfe eines Gemeindeschatzkastens.
Schon als er Lehrer an der Ratsschule Treptow war, pflegte Bugenhagen einen besonderen Unterrichtsstil - er wollte junge Menschen zu „verständigen Leuten” machen, die aber auch „fröhlich und lustig” sind. Das findet sich später auch in den Kirchenordnungen.
Darüber hinaus wird zum ersten Mal einfachen Mädchen die Möglichkeit zur Bildung eingeräumt,. Zudem will er voranbringen, dass begabte Kinder aus einfachen Verhältnissen - so wie er - auch weitergebildet werden können.
Zugang zu Büchern und Texten
Seine Kirchen- und Schulordnungen verfasste Bugenhagen - mit Ausnahme der dänischen - in mittelniederdeutscher Sprache. Er versah sie mit vielen Erklärungen, um sie für die Menschen vor Ort zugänglich zu machen. Zusammen mit den anderen Reformatoren, allen voran natürlich Luther, arbeitete er an der Bibelübersetzung und schuf auch eine Version für die Menschen in seiner Heimat: Er übertrug hier die Texte ebenfalls ins Niederdeutsche.
Seine Werke, in denen er die Bibel ausgelegt, gehörten in die Pfarrbibliotheken der damaligen Zeit und hatten so einen großen Einfluss.
Das hier abgebildete Blatt zeigt den Titel der ersten niederdeutschen Lutherbibel in der Übertragung von Johannes Bugenhagen, aus Lübeck datiert auf das Jahr 1533/34. Auf dem Titelblatt ist eine Einrahmung von Erhard Altdorfer zu sehen, das Motiv legt Gesetz und Gnade im Bild der Natur aus. (Foto: © Museum Otto Schäfer / epd.)
Reformation ist für mich...
... Bildung, um zu einem mündigen Glauben zu kommen. Ein reflektierter Glaube führt zu Freiheit und Nächstenliebe. Er hilft, Neues zu entdecken und für die Wahrhaftigkeit einzustehen. Wer das versteht, der schöpft daraus, wird stark und hat Mut. Auch heute brauchen wir bei Gegenwind Standfestigkeit in unserer Tradition, die zugleich immer wieder erneuert wird durch die Kraft Gottes.
Bischöfin Kirsten Fehrs
Der Bugenhagen-Comic
Straßen, Schulen und Kirchen in Norddeutschland tragen seinen Namen: Johannes Bugenhagen. Er hat den Norden verändert.
Damit sein sein Leben und Wirken in Erinnerung bleibt, gibt es das auch als Comic. Dieser richtet sich insbesondere an Schulen und an Konfirmandengruppen sowie alle, die etwas über die Kirchengeschichte in Norddeutschland erfahren wollen. Der Comic kann bestellt werden: