Bei Einweihung von Synagoge und Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde Kiel e.V.

Landesbischöfin mahnt: Die Worte „Nie wieder ist jetzt!“ müssen sich jeden Tag durch jede und jeden von uns neu bewähren

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.                               Foto: Nordkirche/Thomas Müller
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. Foto: Nordkirche/Thomas Müller

26. Mai 2024 von Dieter Schulz

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt beglückwünscht die Jüdische Gemeinde Kiel e.V. zur Einweihung der Synagoge und des Gemeindezentrums „Mishkan Shalom“. Sie mahnt: Die Worte „Nie wieder ist jetzt!“ müssen sich jeden Tag durch jede und jeden von uns neu bewähren.

Die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) Kristina Kühnbaum-Schmidt hat die Jüdische Gemeinde Kiel e.V. am heutigen Sonntag (26. Mai 2024) zur Einweihung ihrer Synagoge und ihres Gemeindezentrums „Mishkan Shalom“ auf das Allerherzlichste beglückwünscht. „Ich freue mich mit Ihnen, dass Ihr Traum einer Synagoge, eines Gemeindezentrums im Herzen der Stadt Wirklichkeit geworden ist. Dieses Haus wird in allen seinen Facetten nicht nur ein Ort des Gebetes, sondern zugleich auch Lernort und Lehrstätte sein; mit diesem Haus haben Sie einen neuen Grundstein gelegt für Bildung und Erziehung und somit auch für die Zukunft jüdischen Lebens, besonders in Norddeutschland, aber auch weit darüber hinaus. Möge im Gebet und im Gottesdienst in den Worten, die hier gesungen und gesprochen werden, im Lachen der Kinder und Jugendlichen, die hier lernen können, immer schon der Shalom, wie der Ewige ihn schenkt, hör- und spürbar sein!“, betonte die leitende Geistliche der Nordkirche in ihrem Grußwort.

Jüdische Kultur blüht wieder auf

Die Eröffnung der Synagoge und des Gemeindezentrums sei zuerst ein Festtag für die Jüdische Gemeinde Kiel, so Kristina Kühnbaum-Schmidt, aber auch für die Nordkirche und für sie als Landesbischöfin. „Weil die öffentlich sichtbare Präsenz jüdischen Lebens in Deutschland ein großer und wunderbarer Grund zur Freude ist! Für uns, die Nordkirche, ist es noch mehr: ein Grund zur Dankbarkeit. Jüdisches Leben, jüdische Kultur blüht wieder auf in dem Land, in dem jüdisches Leben einmal ausgelöscht werden und aus dem Gedächtnis verbannt werden sollte“, betonte die Vorsitzende der Kirchenleitung der Nordkirche und bekannte weiter: „Das mit nichts zu vergleichende Verbrechen der Shoa und auch die mit schwerer Schuld belastete Rolle, die die christlichen Kirchen und einzelne ihrer Repräsentanten auch hier im Norden gespielt haben, ist tief in unser Gedächtnis und unser Herz eingebrannt. Denn auch die evangelische Kirche hat sich gegenüber Menschen jüdischen Glaubens durch aktive Unterstützung des NS-Regimes oder durch Schweigen schuldig gemacht.“

Zutiefst dankbar für neues Miteinander beider Religionen

Auch deshalb bleibe die Bekämpfung von Antisemitismus ständige Aufgabe der Kirche, erklärte die Landesbischöfin und zeigte sich zutiefst dankbar für die Verständigung und den jüdisch-christlichen Dialog, aus dem ein neues Miteinander beider Religionen gewachsen sei und auch ein neues Selbstverständnis der Nordkirche. „Ein Selbstverständnis, das sich in den grundlegenden Worten unserer Verfassung, in der Präambel, in den folgenden Sätzen widerspiegelt: Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland bezeugt die bleibende Treue Gottes zu seinem Volk Israel. Sie bleibt im Hören auf Gottes Weisung und in der Hoffnung auf die Vollendung der Gottesherrschaft mit ihm verbunden“, sagte Kristina Kühnbaum-Schmidt.

„Wo wir sind, kann und darf kein Platz für Rechtsextremismus sein.“

Leider seien Toleranz, Vielfalt und Respekt nicht so selbstverständlich, wie es nötig und wünschenswert sei, sagte die Landesbischöfin. Deshalb gelte es, Brücken der Verständigung zu bauen. „Lasst uns das zusammen tun mit allen, die sich nicht dem Sog des Extremismus hingeben. Lasst uns die Hände reichen! Für einen verbindenden Frieden, damit sich der große Shalom, der umfassende Friede, erfüllen kann“, forderte Kristina Kühnbaum-Schmidt und stellte unmissverständlich klar, dass jüdisches Leben mit allen Kräften geschützt werden müsse. „Wir unterstützen ausdrücklich, dass der Schutz jüdischen Lebens zur Verfassung des Landes Schleswig-Holsteins gehört. Als Nordkirche haben wir unmissverständlich und öffentlich gesagt und ich betone es heute erneut: Es gilt, Antisemitismus und Judenhass klar entgegenzutreten und die unverbrüchliche Liebe und Treue Gottes zu seinem Volk Israel und unsere bleibende Verbundenheit mit ihm zu bezeugen. Wo wir sind, kann und darf kein Platz für Rechtsextremismus sein“, erklärte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.

„Nie wieder jetzt!“ muss sich jeden Tag neu bewähren

Die Landesbischöfin erklärte weiter, dass diese Sätze keine wohlfeilen Sonn- und Festtagsworte bleiben dürfen, sondern Konsequenzen haben müssen. „Wie nötig das ist, auch und gerade hier im Norden, zeigt das zutiefst verstörende Party-Video von Sylt, dessen volksverhetzenden Parolen mit aller Klarheit unseres Rechtsstaates und mit aller Deutlichkeit unserer Zivilgesellschaft entgegengetreten werden muss - selbstverständlich nicht nur auf Sylt“, betonte Kristina Kühnbaum-Schmidt. „Dabei ist es auch an uns als evangelischer Kirche, dass sich die Worte „Nie wieder ist jetzt!“  jeden Tag durch jede und jeden von uns neu bewähren.“

Wünsche für Glück und reichen Segen

Abschließend wünschte die Landesbischöfin der Synagoge und dem Gemeindezentrum „Mishkan Shalom“ und allen, die hier ein- und ausgehen, Glück und reichen Segen. „Möge Gott Ihr Singen und Beten,  Lehren und Lernen und Ihr leidenschaftliches Engagement für das Zusammenleben in einer weltoffenen und toleranten Landeshauptstadt Kiel und darüber hinaus segnen von Generation zu Generation“, so Kristina Kühnbaum-Schmidt.

Zu der Einweihung der Synagoge und des Gemeindezentrums „Mishkan Shalom“ wurden unter anderem die Präsidentin des Landtages Schleswig-Holstein, Kristina Herbst, die Ministerin für allgemeine und berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, Karin Prien, die Innenministerin des Landes Schleswig-Holstein, Sabine Sütterlin-Waack, und die Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein, Aminata Touré, erwartet sowie weitere Persönlichkeiten aus Politik und Stadtgesellschaft. Von Seiten der Nordkirche nahmen auch die Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein, Nora Steen, sowie ihr Vorgänger Altbischof Gothart Magaard an der Feier teil. Bischöfin Steen sprach ein Gebet.

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