Wahre Osterfreude ist eine, die sensibel macht für den Schmerz
28. März 2013
Hamburg. „Es ist für Maria so ein Glück! Mit allem hatte sie gerechnet, nur nicht mit dem Leben!
Sie kann es noch gar nicht fassen. Gerade noch war ihr Herz taub vor Trauer. Und nun, man kann fast zuschauen, wächst in ihr eine Freude, die ihresgleichen sucht! Die Begegnung zwischen dem Auferstandenen und seiner ersten Zeugin trägt einen berückend zärtlichen Ton.
Wahrhaftigkeit ist die österliche Grundmelodie. Die Freude soll wahr werden in uns. Vielleicht mit Verve, weil man das, was da passiert ist an der Grenze zwischen Tod und Leben eigentlich nicht erklären kann. Und eigentlich auch nicht mehr muss. Ob es das gab, das leere Grab oder nicht – spielt das für uns heute wirklich noch eine große Rolle? Hat nicht die Geschichte, gerade unsere Geschichte, ihre große Ehrlichkeit darin, dass sie so zart bleibt? Dass sie in leiser Sprache fühlen lässt, wie die Freude in ihrem ersten Anfang noch tränennass ist?
Die Osterbotschaft hat durch ihre Ehrlichkeit eine enorme Kraft. Denn jedes ‚wahrhaftig auferstanden‘ richtet den Blick auf das, was niederdrückt. Traurig macht. Furchterregend ist. Für uns persönlich. Aber auch in unserer Welt. Skandalös viele Menschen verlieren täglich ihr Leben durch Hunger, in Ländern wie Somalia. Durch chemische Waffen wie in Syrien. Sie werden Opfer von Gewalt, die des Todes ist. Gewalt, die auch versteckt ausgeübt wird. Durch Aushebelung demokratischer Rechte wie in Ungarn, durch Internetforen, Pornographie mit Kindern und Jugendlichen. An die Auferstehung glauben heißt, vorbehaltlos auch gegen diese Gewalt aufzustehen. Wahre Osterfreude ist eine, die sensibel macht für den Schmerz.
Deshalb: Er ist auferstanden – und mit ihm auch wir. Gegen Tod und Verderben – aufgestanden! Gegen Intoleranz und Menschenverachtung – aufgestanden! Gegen atomare Aufrüstung in jedem Land dieser Erde – aufgestanden! Gegen das entmutigte ‚Da kann ich ja doch nichts machen!‘ – Aufgestanden.
Also: Auf, auf mein Herz mit Freuden, nimm wahr, was heut geschieht. Geh ihm entgegen, dem Auferstandenen. Denn er will nicht ohne uns sein. Gottes Wirklichkeit durchdringt unsere Realität. Eine Wirklichkeit, gefüllt von aufmerksamer Freude, gefüllt von der Tiefe eines Gedankens und der Gelassenheit, dass wir Grenzen haben. Gefüllt von der Freude zu leben, weil es immens viele Gründe dafür gibt.“