Kitaverband kritisiert Landesregierung: Krippengeld "falsche Schrittfolge"
15. Juni 2016
Kritik am neuen Krippengeld in Schleswig-Holstein hagelte es gestern vom Evangelischen Kita-Verband: "Es nützt nichts, den Eltern 100 Euro in die Hand zu drücken, wenn gleichzeitig das System kollabiert", so der VEK-Geschäftsführer Markus Potten. Er empfiehlt der Politik eine andere Schrittfolge.
- www.vek-sh.de
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Der Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein (VEK) hat das von der Landesregierung (SPD, Grüne und SSW) auf den Weg gebrachte Krippengeld als "falsche Schrittfolge" bezeichnet. "Eine gute Qualität in der täglichen Betreuung der Kinder ist aus unserer Sicht noch wichtiger und zurzeit vordringlich", sagte VEK-Geschäftsführer Markus Potten beim VEK-Jahresempfang in Rendsburg.
Knappe Personalsituation in fast allen Kitas in Schleswig-Holstein
Potten verwies auf eine knappe Personalsituation in fast allen Kitas im nördlichsten Bundesland. "Maßnahmen zur finanziellen Entlastung der Eltern kommen in der To-do-Liste aus unserer Sicht an späterer Stelle - erst müssen wir in Schleswig-Holstein andere Hausaufgaben machen", betonte der VEK-Geschäftsführer. Der erste Schritt sei eine verbesserte Strukturqualität, vor allem ein besserer Fachkraft-Kind-Schlüssel während der gesamten Betreuungszeit.
In Schleswig-Holstein sollen Eltern von Krippenkindern im Alter von bis zu drei Jahren ab 1. Januar 2017 um monatlich 100 Euro entlastet werden. Das entsprechende Gesetz wurde am vergangenen Freitag im Kieler Landtag in erster Lesung debattiert und zur weiteren Beratung an den Sozialausschuss überwiesen.
Kritik auch von CDU und Piraten
Für das Krippengeld sind im Haushalt 2017 rund 23,4 Millionen Euro vorgesehen. Kritik gab es von CDU und Piraten. Auch sie wollen die Kitas zunächst materiell und personell besser aufstellen.
Der VEK vertritt die Interessen von rund 600 evangelischen Kindertageseinrichtungen mit etwa 37.000 Plätzen. Insgesamt gibt es in Schleswig-Holstein 1.765 Einrichtungen und 1.735 Tagespfleger. Es werden derzeit über 110.000 Kinder betreut.