So enwickelte sich der Internationale Frauentag
06. März 2015
Mehr als hundert Jahre alt ist der Internationale Frauentag. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte er sich in Ost und West sehr unterschiedlich. Hintergründe einer Bewegung.
Am Internationalen Frauentag am 8. März gehen Frauen weltweit für ihre Rechte an die Öffentlichkeit. Sein Ursprung liegt in der sozialistischen und sozialdemokratischen Arbeiterbewegung vor dem Ersten Weltkrieg. 1910 beschloss die Sozialistische Internationale der Frauen in Kopenhagen, jedes Jahr mit einem Frauentag den Kampf der Frauen für mehr Rechte und bessere Lebensbedingungen voranzutreiben.
Bereits am 8. März 1857 demonstrierten mehrere hundert Fabrikarbeiterinnen in New York gegen karge Löhne und den Zwölf-Stunden-Tag. 51 Jahre später, am 8. März 1908, starben durch einen Brand in einer New Yorker Textilfabrik 129 streikende Arbeiterinnen, die vom Fabrikbesitzer in der Werkshalle eingeschlossen worden waren.
Einem Aufruf der deutschen Sozialistin Clara Zetkin (1857-1933) folgend, gingen im März 1911 rund eine Million Frauen in Deutschland, Dänemark, Österreich-Ungarn und der Schweiz auf die Straßen. Erste Forderung war das Frauenwahlrecht, in Deutschland 1919 durchgesetzt. Die Feministinnen der Weimarer Republik kämpften außerdem für kürzere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn, niedrigere Lebensmittelpreise, eine regelmäßige Schulspeisung und legalen Schwangerschaftsabbruch.
Der "sozialistische Muttertag" der DDR
Während des Ersten Weltkriegs und unter der NS-Diktatur war der "sozialistische" Feiertag verboten. Die Nationalsozialisten propagierten stattdessen den Muttertag, der ihrem Frauenbild eher entsprach. Doch im Untergrund lebte der Frauentag weiter: Wer am 8. März seine rote Wäsche im Fenster auslüftete, gab damit ein politisches Statement ab.
Nach 1945 entzweite der Kalte Krieg auch den Frauentag. Im Westen verlor er an Bedeutung, wurde dann vor allem von der Frauen- und Friedensbewegung ab Ende der 60er Jahre begangen. In der DDR entwickelte sich der 8. März vielfach zum "sozialistischen Muttertag", an dem Kinder der Mutter Blumen oder selbst gemalte Bilder schenkten. 1977 erklärten die Vereinten Nationen den Internationalen Frauentag zum offiziellen Feiertag.