4. August 2013 - Dom St. Nikolai Greifswald und Johanneskirche Greifswald

4. August 2013 - Israelsonntag - Das Heil kommt von den Juden

04. August 2013 von Hans-Jürgen Abromeit

Johannes 4, 19-26

aelsonntagLiebe Gemeinde,

 

in der Tradition unserer Evangelischen Kirche begehen wir heute den Israelsonntag. Damit geben wir zum Ausdruck, dass Juden und Christen in einer besonderen Beziehung zueinander stehen. Als Deutsche wissen wir, diese Beziehung ist besonders belastet. Im so genannten Dritten Reich sind durch deutsche Hände beinahe 6 Millionen Juden ermordet worden. Diese Katastrophe (hebräisch Shoah) hat eine Narbe in der Identität der Deutschen hinterlassen. Diese grausame Signatur wird die deutsche Seele nie mehr loswerden. Natürlich gibt es einige gefährliche Naivlinge, die – wie wir es hier auch in Greifswald erlebt haben – die Erinnerung an diese Narbe versuchen wollen, zu entfernen. Sie reißen Stolpersteine heraus, aber das nützt nichts. Die Erinnerung an den Judenmord prägt das Bild der Deutschen auch in Zukunft.

 

Aber die Beziehung zwischen Juden und Christen hat natürlich noch andere Seiten, auch sehr schöne und positive. Ganz wichtig ist: Wir haben eine gemeinsame Wurzel. Wir kommen her von einer gemeinsamen Geschichte Gottes mit seinen Menschen. Gott hat mit allen einen Anfang gemacht. Gott hat uns geschaffen. Er hat Israel aus der Vielzahl der Völker herausberufen und er treibt seine Geschichte mit allen anderen weiter. Hier gibt es auch wichtige Unterschiede. Der für heute vorgeschlagene Predigttext führt uns zurück in die Unschuld des Anfangs der Gemeinsamkeiten. Es ist ein kleiner Ausschnitt aus einem Gespräch, das Jesus mit einer Frau an einem Brunnen führt.

 

 

 

Ich lese Johannes 4, die Verse 19 bis 26:

 

Die Frau spricht zu ihm:

 

Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll.

 

Jesus spricht zu ihr:

 

Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr wisst nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

 

Spricht die Frau zu ihm:

 

Ich weiß, dass der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen.

 

Jesus spricht zu ihr:

 

Ich bin's, der mit dir redet.

 

 

 

In diesem Ausschnitt aus einem größeren Gespräches zwischen Jesus und dieser samaritischen Frau finden wir drei Aussagen, die für die Beziehung zwischen Juden und Christen unüberholbar wichtig sind:

 

 

 

1. Das Heil kommt von den Juden.

 

2. Gott ist Geist.

 

3. Jesus ist der Messias.

 

Beginnen wir der Reihe nach.

 

 

 

1. Das Heil kommt von den Juden

 

Jesus kommt aus Jerusalem und will mit seinen Jüngern nach Galiläa. Er muss also das Land von Süden nach Norden durchqueren. Eine Möglichkeit, der direkte Weg, führt durch das Gebiet Samariens. Dieser Weg ist etwas heikel. Fromme Juden versuchten gewöhnlich, ihn zu meiden. Denn die Menschen, die in Samaria wohnten, waren zwar ihrer Herkunft nach auch Teil des Volkes Israel, aber seit dem Jahre 732, der Eroberung durch die Assyrer, der Wegführung der Oberschicht nach Assyrien und der Vermischung der im Lande Gebliebenen mit Fremden galten sie den frommen Juden als „halbe Heiden“. Sie waren auch abgeschnitten worden von der Entwicklung des jüdischen Glaubens. Sie hatten als heilige Schrift nur die fünf Bücher Mose. Die weiteren Geschichtsbücher, die Propheten, die Weisheitsliteratur und die Psalmen fehlten ihnen und fehlen ihnen bis heute. Denn immer noch gibt es eine kleine Glaubensgemeinschaft der Samariter, die damals wie heute bei dem alten Sichem siedeln. Eine kleine weitere Dependance gibt es heute in der Stadt Holon bei Tel-Aviv.

 

Nebenbei gesagt, schon hier merken wir, Religionen sind keine ein- für allemal abgeschlossene Größen. Sie verändern sich. Sie reagieren auf neue Herausforderungen und geschichtliche Entwicklungen – oder auch nicht! So treten Unterschiede auf und so bleiben Gemeinsamkeiten. Auch die christliche Kirche ist ja aus dem Judentum hervor gegangen und hat Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit den Juden. Viele Jahrhunderte, ja fast zwei Jahrtausende lang sind nur die Unterschiede betont worden. Zu Recht weisen wir heute darauf hin, dass wir den Glauben an Gott als Schöpfer, das Vertrauen auf sein Wort und seine Verheißung, das Bewusstsein, eines Tages Gott im Gericht Rechenschaft geben zu müssen und die Hoffnung auf eine Auferstehung der Toten sowie ein Leben im neuen Jerusalem oder unter einem neuen Himmel und auf einer neuen Erde, alles das haben wir als Glaubensinhalt mit den Menschen jüdischen Glaubens gemeinsam. Aber achten wir einmal darauf, wie Jesus umgeht mit dieser Frau, mit der ihn religiös auch vieles verbindet, aber doch manches trennt.

 

Es ist Mittagszeit. Brüllende Hitze, was wir in diesen Tagen, nicht nur in Israel, sondern sogar in Pommern, gut nachempfinden können. Wer bei einem solchen Klima wandern muss, muss dann auch, wenn die Sonne am höchsten steht, einmal rasten. Während die Jünger in die Stadt gehen, um etwas Essen zu kaufen, setzt sich Jesus müde geworden von der Reise am Brunnenrand nieder. Da kommt eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Das war ausgesprochen ungewöhnlich. Denn normalerweise erledigte man solche kraftzehrenden Aufgaben in der Frühe des Tages. Dann zogen ganze Kolonnen von Frauen zum Brunnen und schöpften das Wasser, was sie für diesen Tag brauchen. Dass diese Frau um 12 Uhr mittags Wasser schöpfen geht, charakterisiert sie als eine Außenseiterin. Und nun macht Jesus etwas, was für die damalige Zeit ein Skandal war. Er, ein Mann, ein Rabbi (das heißt, ein frommer Jude), redet eine fremde Frau an. Als die Jünger später zurückkehren, wundern sie sich auch darüber, dass Jesus mit dieser Frau im Gespräch ist. Diese Frau war in dreifacher Hinsicht eine Femme fatale. Zuerst eben einfach deswegen, weil sie eine Frau war, so dann, weil sie eine Samariterin, eine Häretikerin gewesen ist. Schließlich war sie eine Sünderin. Im Gesprächsgang direkt vor unserem Textabschnitt spricht Jesus die Frau auf ihre Männergeschichten an: „Fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“ (V. 18). Die Frau merkt auch, dass derjenige, der mit ihr redet, ein besonderer Mann ist. Er behauptet, erfülltes Leben geben zu können. Er sagt: „Wer von dem Wasser aus diesem Brunnen trinkt, wird wieder Durst bekommen. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben. Vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“ (V. 13, f). Da merkt die Frau, dass mit Jesus eine größere Autorität vor ihr steht, als der Erzvater Jacob, der diesen Brunnen mit seinem schmackhaften Quellwasser den Bewohnern dieser Gegend gegeben hatte, wie die Frau im Gespräch erwähnt hatte. (V. 12).

 

Wir merken, der jüdische Glaube und der christliche Glaube stehen nicht einfach in einem ungebrochenen Verhältnis zueinander, sondern schon Jesus ist mit dem Anspruch aufgetreten, sogar die Erzväter in gewisser Weise zu überbieten. Legten sie die Basis für die biologische Existenz, so tritt er mit dem Anspruch auf, auf dieser Grundlage auch die geistlichen Bedürfnisse zu erfüllen.

 

Die Frau merkt, dass Jesus ihr Leben durchschaut hat. Der, der mit ihr redet, hat Durchblick. So einen Menschen nennt man einen Propheten. Aber es tut auch weh, wenn der Blick auf die Wunden des eigenen Lebens fällt und deswegen lenkt sie die Aufmerksamkeit, von sich, von ihrer persönlichen Existenz weg hin zu einer allgemeinreligiösen Frage. Genau da setzt der Predigtabschnitt für heute ein. Sie fragt nach dem angemessenen Ort der Anbetung. Dahinter steckt die weit verbreitete Vorstellung, dass Gott besondere Haftpunkte in dieser Welt braucht. Auch wir kennen das. Wir treffen uns als Glaubensgemeinschaft nicht nur in Wohnzimmern oder weltlichen Versammlungsräumen, sondern wir bauen Kirchen als geistliche Orte. Sie geben uns in der Tat einmalige Gelegenheiten, Gott zu begegnen. Schon im Alten Testament hatte Gott den Israeliten gesagt: „Sie sollen mir ein Heiligtum bauen, dass ich unter ihnen wohne.“ (2. Mose 25, 8). Natürlich wussten die Israeliten, dass Gott nicht einfach nur an diesem Ort des Heiligtums zu finden war. Sie wussten, Gott wohnte im Himmel. Aber als Andeutung seiner Gegenwart und Ausdruck seiner Präsenz sprach man dann im Judentum von der Schechina Gottes, die unter den Menschen ist. Wörtlich übersetzt ist die Schechina das „Wohnen“ Gottes auf Erden. Man wollte einerseits die Jenseitigkeit Gottes wahren, aber andererseits auch seine Anwesenheit in dieser Welt leibhaftig zum Ausdruck bringen. Als ein besonderer Wohnort Gottes galt Jerusalem, der Zion.

 

Es war dem alttestamentlichen Frommen und dem jüdischen Menschen überhaupt nicht fremd, dass Gott sich in besonderer Weise an bestimmte Orte gebunden hat. Für die Menschen ergab das eine gewisse Erwartungssicherheit. Wenn ich Gott suche, dann weiß ich, wo ich ihn auf jeden Fall finden kann.

 

Die Samariter hatten – wie oben ausgeführt – ab dem Jahre 732 vor Christus und der Eroberung ihres Landes durch die Assyrer ein Problem. Seit dieser Zeit war für sie der Zugang nach Jerusalem versperrt. Deswegen suchten sie nach einem eigenen Ort, wo Gottes Schechina wohnen sollte. Was lag näher, als den alten Kultort, den es in ihrer Region gab, den Berg Garizim auszuwählen? Damit ergab sich aber eine Konkurrenz zwischen dem Garizim und dem Zion: Wo ist Gott wirklich? Wo habe ich die Gewähr, ihn zu finden? Diese Fragen waren zwischen Juden einerseits und Samaritern andererseits strittig. Auf die Bitte, Schiedsrichter in dieser religiösen Frage zu sein, gibt Jesus eine überraschende Antwort. Er sagt nämlich: Weder auf dem Garizim, noch in Jerusalem kann richtig angebetet werden. Vielleicht war das früher richtig, in Jerusalem anzubeten, denn dort haftet das Offenbarungswissen. Auch Jesus ist ja regelmäßig nach Jerusalem gewallfahrt. „Ihr (Samaritaner) wisst nicht, was ihr anbetet; wir (Juden) wissen aber, was wir anbeten.“ (V. 22).

 

Das Verhältnis der Menschen zu Gott bleibt nicht immer gleich. Religionen verändern sich. Glaubensweisen sind in Bewegung. Nun ist eine besondere Veränderung eingetreten. Zwar kommt das Wissen um Rettung von den Juden. Jesus sagt ausdrücklich, „das Heil, die Rettung, kommt von den Juden“. Ich könnte auch übersetzen: „Das Heil ist von den Juden.“ Die Herkunft des Heils, der Ursprung der Rettung, ist nicht austauschbar. Gott hat sich in seinem Volk Israel offenbart. Um diese Offenbarung kommt niemand herum. In der Glaubensgeschichte Israels und in dem Wissen dieses Volkes findet sich unüberholbare Gotteserkenntnis. Allerdings sind natürlich nicht die Juden selbst das Heil. Sie besitzen es auch nicht. Das Wissen um das Heil ist ihnen anvertraut. Deswegen ist es auch nicht hilfreich, wenn heute in manchen synodalen Erklärungen zum Verhältnis von Christen und Juden von der „bleibenden Erwählung Israels“ gesprochen wird. Das, was damit ausgedrückt werden soll, ist richtig, aber diese Formulierung ist missverständlich. Denn die Kontinuität der Gewährung des Heiles liegt nicht auf der Seite der Menschen, (also auch nicht auf der Seite Israels, wie natürlich auch nicht auf der Seite der Christen), sondern allein in Gott. Besser reden wir deswegen von der Treue Gottes zum jüdischen Volk. Gott steht den Menschen in der jüdischen Glaubens- und Schicksalsgemeinschaft treu zur Seite. Aber etwas anderes hat sich verändert. Die wahre Anbetung, die früher allein in dem von Gott herausgehobenen Berg Zion, in Jerusalem, legitim stattfinden konnte, ist genauso überholt, wie die Fixierung Gottes auf bestimmte Orte überhaupt. Mit dem Kommen Jesu ist die Präsenz Gottes endgültig von der Bindung an bestimmte Orte befreit. Gott kommt und ist überall da. Diese Entwicklung hat bereits im Alten Testament begonnen, kommt aber in Jesus Christus zu ihrem Abschluss.

 

Es gibt durch Jesus Christus, aufgrund seines Wirkens und seiner Verkündigung, heute für uns als Christen keine theologische Aufladung des Landes mehr. Dadurch fällt auf den Israel-Palästina-Konflikt ein völlig anderes Licht, als wenn eine Seite behaupten könnte: Aber nur uns hat Gott dieses Land verheißen. Das gesamte Neue Testament redet an keiner Stelle positiv vom Land als einem von Gott besonders verheißenen Gut. An die Stelle ausweisbarer Haftpunkte für Gottes Gegenwart tritt die Übereinstimmung im Geist und in der Wahrheit. Damit sind wir beim 2. Hauptsatz unserer heutigen Predigt angekommen:

 

2. Gott ist Geist

 

Das rechte Gebet findet nicht an besonderen Orten statt. Gebetet werden kann überall, in dem weltweit präsenten Geist Gottes und in der an allen Orten zugänglichen Wahrheit. Geist, das ist Gottes personale, aber unsichtbare Wirklichkeit. In unserem Geist haben wir eine Offenheit, Gottes Geist zu begegnen und mit ihm Eins zu werden. Wahrheit, das ist die im Leben Halt und Orientierung gebenden Einsicht in Gottes Wirklichkeit. Diese Sicht von Gott entspricht seinem Wesen. Besondere Orte des Gebets können eine Hilfe zur Konzentration und zur Sammlung der Gedanken sein. Entscheidend ist aber nicht, wo wir zu Gott sprechen, sondern in welcher inneren Einstellung. Sind wir offen für diesen, die ganze Welt umspannenden Geist und diese, alle Menschen einschließenden Wahrheit? Gott auf diese Weise erkennen kann nur der, der selber vom Geist Gottes bewegt ist. Denn der Geist öffnet sich dem Geist. Unser Geist ist der Anschluss, in den sich der Geist Gottes einklinken kann.

 

So eröffnet der Geist eine große Weite. Trotzdem und darin fühlt sich der Mensch gehalten. Sehr schön drückt sich das für mich in Caspar David Friedrichs bekanntem Gemälde „Der Mönch am Meer“ aus. Wahrscheinlich kennen Sie es. Ein kleiner, fast winziger Mann auf einem schlichten Strand vor einem dunkel bewegten Meer. Über ihm wölbt sich ein nach oben immer heller werdender Himmel. Der Himmel nimmt über 80% des Bildes ein. Für die Zeit, die nur die gegenständliche Malerei kannte, war eine solche Darstellungsweise schockierend. „Vorne die erstarrten Sandwellen, dahinter … das bewegte Meer, und über all dem die Wolken – verdichteter Wasserdampf. Die stufenweise Verflüssigung und Entmaterialisierung überlässt dem Menschen nur eine schmale Zone. Meer und Himmel sind ihm verwehrt.“ (Werner Hofmann, Caspar David Friedrich. Naturwirklichkeit und Kunstwahrheit, München 2000, 57.) Das Bild drückt aus, wie sich der Mensch in der Welt fühlt: Irgendwie merkwürdig in einem paradoxen Gefühl des Zugleich von Verlorenheit und Einsamkeit auf der einen Seite und Gehaltensein auf der anderen Seite. Wir sind umfangen vom unendlichen Meer des Jenseits und darin gehalten im Diesseits. Das Jenseits können wir nicht erforschen, aber es hat doch eine lebenstragende Funktion. Friedrich hat als Erläuterung zu diesem Bild selbst gesagt: „Und sinnest du auch vom Morgen bis zum Abend, vom Abend bis zur sinkenden Mitternacht; dennoch würdest du nicht ersinnen, nicht ergründen, das unerforschliche Jenseits!“ (Caspar David Friedrich, Die Briefe, hg. und kommentiert von H. Zschoche, Hamburg 2005, 64.)

 

Wir können von uns aus mit unseren Gedanken, unserer Wissenschaft, ja auch mit aller Philosophie Gott nicht erreichen. Doch im Geist und in der Wahrheit dürfen wir zu ihm reden. Bei all dem sind wir vielleicht einsam, aber doch von ihm gehalten. Im Geist begegnen wir Gott. Führt uns der Geist in eine große Weite und Offenheit, so kommt das Gespräch, in dem Jesus selbst wieder Thema wird, zu einer Eindeutigkeit.

 

 

 

3. Jesus ist der Messias

 

Dieser Geist führt zur Erkenntnis des Messias, des Repräsentanten der Gottesherrschaft in dieser Welt. Es ist in gewisser Weise eine Zumutung, wenn der Gesprächspartner Jesus am Brunnen in Sichem von sich selber sagt: „Ich bin der Messias.“ Nirgendwo im Neuen Testament redet Jesus in solcher Klarheit davon, dass er der Messias sei. Man muss diese persönliche Redeweise Jesu als eine ungeheure Wertschätzung dieser Frau verstehen, einer Frau, die eine krasse Außenseiterin gewesen ist. Jesus offenbart sich ihr als Messias. Das hebräische Wort Messias oder das griechische Wort „Christus“ bedeutet nichts anderes, als der „Gesalbte“. Die Salbung als König hat in der Geschichte Israels eine lange Tradition. Der Gesalbte rückt damit ganz nah heran an Gott. Ja, er wird sogar „Sohn Gottes“ (Psalm 2,7) genannt. Der Messias repräsentiert Gott in dieser Welt. Die Eindeutigkeit und Klarheit wird in der christlichen Perspektive noch vorangetrieben. Der Messias ist Gott in dieser Welt. Martin Luther hat von Jesus als dem „uns zugewandten Antlitz Gottes“ gesprochen. Nirgendwo erfahren wir genauer, wer Gott ist, als wenn wir dieses Antlitz Gottes, Jesus Christus, anschauen.

 

Hier bleibt ein unüberbrückbarer Gegensatz zum klassischen Judentum. Das orthodoxe Judentum wartet nach wie vor auf den einen Messias, den Gott schicken möchte. Man hat Uminterpretationen versucht. Man hat gesagt, der Messias ist nicht eine Person, sondern ein Prinzip. Im letzten Jahrhundert hat sich bei manchen die Deutung durchgesetzt, dass der Messias eigentlich das Leben im Lande Israel sei. Diese Interpretation des Messiasgedanken ist politisch sehr wirksam geworden. Es kam dann in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts eine jüdische Richtung auf, die sich bei den so genannten Luberwitscher Frommen findet, die ihren Rabbi Schneerson zum Messias erklärt haben. Andererseits gibt es nun auch schon seit einigen Jahrzehnten Richtungen im Judentum, die Jesus Christus als Messias anerkennen. Es sind kleine Kreise, die so genannten Messianischen Juden. Mir scheint, heute ist an dieser Stelle wieder etwas im Fluss. Wir merken: Religionen bleiben nicht immer gleich, sondern verändern sich. Vielleicht finden Judentum und Christentum im Messianischen Judentum noch einmal eine Brücke zueinander.

Auf jeden Fall gilt für uns: Im Hören auf die Bibel sollten wir aus den Gräben der kirchlichen Tradition ebenso aufbrechen, wie aus den Festlegungen einer political correctness. Nur so werden wir bereit, auch persönlich den zu empfangen, der gekommen ist und der wiederkommen wird, den Christus. Seine Gegenwart vergewissert uns der Heilige Geist. Im Heiligen Geist verstehen wir den, der zu uns spricht: „Ich bin‘s, der mit dir redet! Ich bin es, der die Antwort auf das lange Warten nach dem Messias ist. Ich bin es, der euch eure Sehnsucht stillt.“ Amen.

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