Präses Hillmann: „Engagierte Debatte über die Zukunft unserer Kirche geführt“
26. September 2020
Lübeck-Travemünde. Mit den zweiten Lesungen von Kirchengesetzen, dem Bericht „Orte für uns - Kindertagesstätten in der Nordkirche“ sowie der Vorstellung eines Tools zur Umsetzung einer digitalen Synode ging heute (26. September) die 7. Tagung der II. Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) zu Ende.
Schwerpunkt der 7. Tagung waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Landeskirche. Präses Ulrike Hillmann: „Zu diesen Folgen gehört auch, dass die Nordkirche sich nicht mehr an einem gemeinsamen Pommerschen Archiv in Greifswald beteiligen kann. Wir wissen, dass das für die Menschen im Kirchenkreis Pommern schmerzhaft ist. Das wurde auch in der Diskussion im Plenum deutlich. Gefreut hat mich dabei eine große geschwisterliche Verbundenheit untereinander. Die Berichte von Kristina Kühnbaum-Schmidt als Landesbischöfin und als Vorsitzende der Kirchenleitung, der Bericht über die finanziellen Folgen von Corona und auch der Sprengelbericht Mecklenburg und Pommern haben zu einer engagierten Debatte über die Zeit der Pandemie, aber vor allem auch über die Zukunft unserer Kirche angeregt. Eine weitere wichtige Erkenntnis dieser Synode ist, dass tagen auch in Zeiten von Corona möglich ist. Und mehr als das: diese Synode war spürbar von Gelassenheit, Rücksichtnahme und konzentrierter Arbeitshaltung geprägt. So geht das Präsidium zuversichtlich auf die kommende Tagung im November zu.“
Die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie für die Nordkirche stellte Malte Schlünz, Mitglied der Kirchenleitung, den Synodalen vor. Für das Haushaltsjahr 2020 rechnet die Nordkirche aktuell mit Mindereinnahmen von 66 Millionen Euro. Bereits zu Beginn der Pandemie im März hatte eine Task-Force Finanzen eine Besetzungs- und Beförderungssperre sowie einen besonders sparsamen Ressourceneinsatz angeregt. Und auch für den Haushalt 2021, der erst auf der kommenden Februar-Synode beraten werden kann, wird mit Restriktionen zu rechnen sein. Schlünz berichtete aus der Arbeit am Prozessdesign, um die Nordkirche auch unter zurückgehenden Finanzressourcen zukunftssicher aufzustellen: „Dieser Weg wird steinig, uneben und mit einer mächtigen Steigung verlaufen. Es gibt hierfür allerdings keine komfortable Abkürzung“.
Im Blick auf zukünftige Finanzierungsmöglichkeiten der Nordkirche brachte die Landesbischöfin ein Überdenken des gegenwärtigen Kirchensteuermodells in die Diskussion ein. Sie regte an, Kirchenmitglieder, Ausgetretene und der Nordkirche Verbundene zu befragen, welche Formen von Finanzierung sie selbst langfristig unterstützen und praktizieren möchten. Weiter ermutigte sie neben den bewährten Formen zu neuen Wegen von Kirche und Gemeinde und des Kontaktes zu Kirchenmitgliedern wie Kirchenfernen. Während des Corona-Lockdowns hatte sich die Anzahl der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher um 374 Prozent erhöht - durch digitale Formate „Digitalisierung bedeutet eine neue Chance für das Priestertum aller. Für eine breitere Beteiligung an der Kommunikation des Evangeliums“, so Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt. Angesichts der Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft sagte die Landesbischöfin: „Lasst uns Kirche an der Seite der Menschen sein - eine Kirche, die sich von Gottes Zukunft und deshalb von Hoffnung leiten lässt.“
Als Vorsitzende der Kirchenleitung gab die Landesbischöfin zudem einen Überblick über die Themen, mit denen sich die Kirchenleitung intensiv befasst hatte. Dazu zählten das Lieferkettengesetz sowie das Landeskirchliche Archiv in Greifswald.
In seinem Sprengelbericht (Donnerstag) sprach sich Bischof Tilman Jeremias (Sprengel Mecklenburg und Pommern) dafür aus, dass gemeindepädagogische und kirchenmusikalische Arbeit auch künftig hauptamtlich bleibt. Außerdem sollten Pastorinnen und Pastoren stärker von Verwaltungsaufgaben entlastet werden. Er stellte sich bewusst Vorwürfen entgegen, die Kirche habe während des Corona-Lockdowns Menschen in der Seelsorge allein gelassen. Gerade die Gemeinden und die diakonischen Einrichtungen vor Ort haben sich kreativ um den Kontakt zu einsamen und hilfsbedürftigen Menschen bemüht, so der Bischof.
Bischof Gothart Magaard (Sprengel Schleswig und Holstein) griff in seiner Predigt am Donnerstagabend im großen Tagungssaal des Maritim ebenfalls die Folgen und herausfordernden Einschränkungen der Corona-Pandemie für das kirchliche Leben, aber auch für jede und jeden Einzelnen auf. Er ermutigte, dennoch weiter die Themen wie Klimaschutz, Flucht und Fluchtursachen im Blick zu behalten und für diese Verantwortung für übernehmen.
Zur humanitären Krise in den griechischen Flüchtlingslagern stimmten die Landessynodalen einem Antrag von Pastor Friedemann Magaard, Husum, und weiteren zehn Synodalen zu. Darin bekräftigt die Nordkirche, die klare Positionierung der leitenden Geistlichen im Raum der EKD zu unterstützen, Flüchtlinge aus Griechenland aufzunehmen. Auch werde die Nordkirche weiter eine verlässliche Partnerin mit professioneller Kompetenz sein und den Geflüchteten mit breitem ehrenamtlichen Engagement wirksam zur Seite stehen.
Große Zustimmung gab es außerdem für einen Vorschlag des Digitalisierungsausschusses. Die Kirchenleitung wird darin gebeten, Verantwortungsstrukturen und einen Raum für digitale Innovationen zu entwickeln. Ziel ist es, abgestimmte und innovationsförderliche Handlungen auf allen Ebenen und in allen Organisationsbereichen in diesem Bereich zu befördern.
Zu ihrer nächsten Tagung versammelt sich die II. Landessynode der Nordkirche vom 19. bis 21. November in Lübeck-Travemünde.