Arbeitsalltag und Glauben: Handwerker-Gottesdienst im Alten Sägewerk
26. April 2024
Wo spielt Glaube im Berufsalltag eine Rolle? Dieser Frage widmet sich der Handwerker-Gottesdienst in Hanerau-Hademarschen. Er beginnt am Sonntag, 28. April, um 11 Uhr im Alten Sägewerk. Gestaltet wurde er zusammen mit mehreren Konfirmandinnen und Konfirmanden.
Dass Handwerk und Kirche mehr verbindet als ein gewisser biblischer Zimmermann, möchte dieser Gottesdienst zeigen: Unter dem Motto „Miteinander – Füreinander“ haben 15 Konfirmandinnen und Konfirmanden im Zuge ihrer „Konfi-Tage“ vorab fünf Handwerker aus der Region getroffen.
Ohne Handwerk keine Kirche
Ziel des Projekts: Sie wollten herauszufinden, wann und wo Glaube im Berufsalltag zu finden ist, sagt Pastorin Diana Krückmann und erklärt: „Es ist so wichtig, dass die Jugendlichen feststellen, wie aktuell Glaube noch ist und wie Kirche auch Part und Player im Alltag ist.“
Die Verbindung von Kirche und Handwerk habe eine sehr lange Tradition, sagt Nora Steen, Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein. „Ohne Zimmerleute, Steinmetze, Maurer oder Bildhauer wären all unsere Kirchen und Kapellen niemals entstanden.“
Starkes Engagement für Instandhaltung
Handwerk und Kirche stünden auch heute in einem Dialog. „Wir erleben es immer wieder, dass sich lokale Handwerksbetriebe bei der Instandhaltung und Sanierung von Kirchengebäuden über die Maßen engagieren“, betont Steen. Dies sei auch eine Form des sozialen Engagements, „denn Kirchen waren und sind weiterhin Orte der Gemeinschaft und der Begegnung“.
Berufseinblicke sind wertvoll
Der Gottesdienst ist aus Gesprächen zwischen den Handwerkern sowie Konfirmandinnen und Konfirmanden entstanden. In fünf Kleingruppen haben die Jugendlichen die Gelegenheit bekommen, die Handwerker und ihre Berufe kennenzulernen. Einblicke gegeben haben Holzgroßhändler Christian Tepker, der sein Sägewerk für den Gottesdienst zur Verfügung stellt, Sanitärfachmann Jörg Dirks, Elektroinstallateurmeister Klaus-Jürgen Glöye, Bäckermeister Hendrik Niemöller und Kfz-Meister Thomas Deckner.
Der Austausch sei die Grundlage für den Gottesdienst, den die Konfirmandinnen und Konfirmanden unter anderem mit Statements der Handwerker als Lesungen gestalten. Zu erfahren, was Handwerk mit Glaube, Gott und Kirche zu tun hat, werde in diesem Projekt praktisch erlebbar.
Wissensweitergabe von Generation zu Generation
Zudem seien sich Handwerk und Kirche sehr ähnlich in ihren Wertvorstellungen, sagt Kerstin Albers-Joram vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA). „Beide sagen, dass es wirklich wichtig ist, in Generationen und über den Moment hinaus zu denken.“ Bei Themen wie Nachhaltigkeit oder gesellschaftlicher Verantwortung würden das beide Welten machen.
Bischöfin Nora Steen freut sich besonders, dass die jungen Menschen bei dem Projekt gleichzeitig einen Einblick in die Arbeitswelt bekommen: „Die direkte, Generationen übergreifende Begegnung, das Kennenlernen und Erleben ist mehr wert als jede Theorie.“
Eine Win-Win-Situation für Konfis und Betriebe
Der Konfirmand Tjark Sörens hat die Gelegenheit genutzt. Er kann sich nun eine Berufslaufbahn als Kfz-Mechatroniker vorstellen. „Man kann so einfach mal gucken, ob einem der Beruf gefällt.“ Außerdem gebe es in vielen Handwerksbetrieben noch immer einen Fachkräftemangel, sagt Sörens. Da könnten solche Begegnungen wirklich was bewirken, glaubt der 12-Jährige.
Projekte, bei denen Kirche und Handwerk aufeinandertreffen, seien an sich keine Seltenheit. „Aber dieser Handwerker-Gottesdienst ist etwas Besonderes. Es ist die Zeit, wieder mit mehr Menschen direkt in Kontakt zu gehen“, betont Krückmann. Dass der Gottesdienst in einem Sägewerk stattfindet, trage zudem zu einer besonderen Stimmung bei.