Aufruf zu Ökumenischem Osterläuten am Ostersonntag um 12 Uhr
03. April 2020
Hamburg/Berlin/Schwerin. Als Zeichen der Verbundenheit in der Freude über den Sieg des Lebens angesichts des Todes rufen Landesbischöfin und Erzbischöfe die Gemeinden in der Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und in den Erzbistümern Hamburg und Berlin dazu auf, am Ostersonntag um 12 Uhr die Glocken zu läuten.
So heißt es in einem ökumenischen Wort zum bevorstehenden Palmsonntag (5. April), mit dem sich Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, Nordkirche, Erzbischof Dr. Stefan Heße, Erzbistum Hamburg, und Erzbischof Dr. Heiner Koch, Erzbistum Berlin, an die Menschen in Norddeutschland wenden. Vor dem Hintergrund der Folgen der Corona-Pandemie stimmen die leitenden Geistlichen ihre Mitmenschen auf den Beginn der Karwoche ein.
Angesichts des gebotenen Verzichts auf österliche Besuche sowie Zusammenkünfte in Kirchen an Gründonnerstag, Karfreitag und den Osterfeiertagen richten sie den Blick besonders auf die mit Ostern, dem wichtigsten Fest der Christenheit, verbundene Hoffnungsbotschaft: Leid und Schmerz werden nicht das letzte Wort haben – dafür stehe die österliche Hoffnung der Überwindung des Todes. Ostern falle nicht aus und werde nicht verschoben; die Kirchen werden das Osterfest feiern, wenn auch in anderer Weise als sonst. Die Landesbischöfin und die Erzbischöfe ermutigen die Gläubigen, dazu von zu Hause aus die verfügbaren medialen Wege von Fernsehen, Radio und Internet zu nutzen, aber auch die altbewährten Gebets- und Gesangbücher.
Das Ökumenische Wort der Landesbischöfin und der Erzbischöfe zum Ökumenischen Osterläuten im Wortlaut
Liebe Schwestern und Brüder im Erzbistum Hamburg, im Erzbistum Berlin und in der Nordkirche,
zu Beginn der Karwoche grüßen wir Sie herzlich und wenden uns in ökumenischer Verbundenheit an Sie!
Wir durchleben eine bedrängende und bedrückende Zeit. Mit der Corona-Pandemie befinden wir uns als Menschheit in einer Ausnahmesituation, die so noch nie dagewesen ist und sich von anderen Krisen unterscheidet. Wenn wir uns in der Gemeinschaft der Glaubenden sonst aneinander halten, wir uns als Menschen konkret nah sein und uns im lebendigen Miteinander unterstützen können, müssen wir diese spürbare Verbindung gerade jetzt vermeiden. Und niemand weiß, wie lange diese Distanz noch notwendig sein wird.
Seit mehreren Wochen halten sich unsere Kirchen an die Empfehlungen und Vorgaben der Behörden, gottesdienstliche Versammlungen bis auf weiteres auszusetzen. Auch damit soll die Ausbreitung des Corona-Virus verhindert werden. Uns allen fehlen die gewohnten Feiern in der Gemeinschaft mit den Schwestern und Brüdern im gemeinsamen Glauben. Aber der Apostel Paulus schreibt uns ins Stammbuch: „Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (2 Tim 1,7). Wir sind eine Gemeinschaft, die auf vielen, auch neuen Wegen tief verbunden ist und bleibt untereinander und mit dem dreifaltigen Gott.
Für uns Christinnen und Christen beginnt mit dem Palmsonntag die Karwoche, die auf das Osterfest hinführt. Ostern ist für uns das größte Fest im Jahr. Jedem von uns fällt es wohl schwer, Ostern unter diesen Bedingungen zu feiern. Aber wir suchen und wir finden neue Wege, um die Osterfreude miteinander zu teilen.
„Ihr aber bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet!“ Der Ausruf des auferstandenen Jesus an seine Jünger in Jerusalem kann uns in diesen Zeiten trösten und stärken. Wir müssen leider an diesem Osterfest unter uns im engsten Familienkreis, in der Hausgemeinschaft oder sogar alleine in der Wohnung bleiben. Auf die großen Festlichkeiten, auf die bewährten Traditionen und Riten, auf die familiären Begegnungen müssen wir aus gutem Grund verzichten. Und dennoch werden wir Ostern feiern. Das Fest der Auferstehung des Herrn fällt weder aus noch wird es verschoben. Gerade jetzt feiern wir die österliche Hoffnung. Gerade jetzt zeigen wir unsere Freude, dass in Gottes Namen Leid und Schmerz nicht das letzte Wort haben sollen. Wir werden das Osterfest feiern, wenn auch ganz anders.
Liebe Mitchristinnen, liebe Mitchristen, auch wenn wir nicht im Miteinander das Gedächtnis des Leidens und des Todes Jesu Christi begehen und seine Auferstehung feiern, so können wir dies aber dennoch zusammen tun – jede und jeder von zu Hause aus. Nutzen Sie bitte dazu die medialen Wege von Radio, Fernsehen und Internet, die uns zur Verfügung stehen, und ebenso die altbewährten Gebets- und Gesangbücher.
Die evangelische Nordkirche und die katholischen Erzbistümer Hamburg und Berlin wollen mit dem Läuten der Kirchenglocken am Ostersonntag um 12 Uhr die Osterbotschaft in die Welt hinaustragen. Wir laden Sie ein: Bitte beteiligen Sie sich mit Ihren Gemeinden an diesem besonderen Ostergeläut – damit die Botschaft der Auferstehung des Herrn sich ausbreitet und auch unsere Freude, dass wir mit der „Kraft aus der Höhe“ erfüllt werden.
Mit Ihnen allen im Gebet verbunden, grüßen wir Sie herzlich, besonders die Alten und Kranken, die Einsamen und Verzweifelten. Wir wünschen uns allen in dieser herausfordernden Zeit die geteilte Freude des Ostertages: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!“ (Lk 24,34).
Ihre
Erzbischof Dr. Stefan Heße
Erzbistum Hamburg
Erzbischof Dr. Heiner Koch
Erzbistum Berlin
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt
Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland