Bischöfin Fehrs: „Dankbarkeit erkennt den Wert und die Würde genau wie die Not aller Menschen“
03. Oktober 2024
Als fester Bestandteil des Kirchenjahres wird am kommenden Sonntag (6. Oktober) bundesweit das Erntedankfest gefeiert.
Hamburg. Anlässlich des Erntedankfestes stellt Kirsten Fehrs, amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), den Zusammenhang zwischen Dankbarkeit und Mitmenschlichkeit heraus. „Dankbarkeit macht uns immun gegen jede Form der Verachtung und Missachtung von anderen Menschen. Dankbarkeit erkennt den Wert und die Würde, das Bemühen und die Not aller Menschen. Egal woher sie kommen.“ Deshalb sei dieses Fest der Dankbarkeit heute so wichtig, weil der Undank und die Verachtung in unserer Gesellschaft, analog wie digital, in erschreckend bösartiger und aggressiver Weise um sich greife. „Wer dankbar ist für all das Viele, was einem geschenkt wurde im Leben, der hat es nicht nötig, andere anzufeinden und niederzumachen.“ Es sei gerade in Zeiten wie diesen eine wichtige und heilsame christliche Lebenskunst, den Blick auf das Gelingende und Gute zu richten, „auf das, was wir haben und genießen dürfen“, so die Bischöfin weiter.
Dank an Landfrauen und Landwirte
Auch deshalb gehöre dieser Dank immer wieder ausgesprochen, weil viele Menschen heute gar nicht mehr wüssten, woher ihr Essen eigentlich käme und wieviel Sorgfalt und Wissen darin stecke.
Im Vorfeld des Erntedanktages hatten Landfrauen innerhalb eines Festgottesdienstes mit Bischöfin Kirsten Fehrs am vergangenen Wochenende die Erntekrone an die Stadt Hamburg übergeben. Mit Blick auf die reichen Erntegaben, mit denen der Altarraum der Hamburger Hauptkirche St. Petri geschmückt war, dankte die Bischöfin den Landfrauen und Landwirten: „Danke für all Ihr Tun, um diese Schönheit zu hegen und zu pflegen und aus dem, was Gott uns als Lebensgrundlage geschenkt hat, tatsächlich Lebens-Mittel, Überlebensmittel für uns alle herauszuarbeiten. Was für eine Mühe, wieviel Erfahrung, wieviel Fleiß und Können steckt in all dem, was wir hier am Altar, auf und in den Märkten derzeit sehen, riechen und schmecken können. Von Ihnen gesät, angebaut, begossen, geerntet, gekocht, gebacken.“ Eine Fülle und Pracht, ohne die kein Mensch leben könne.
Und eine Hoffnung, ja Gewissheit, dass niemals aufhören wird Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht
zitierte die Bischöfin das Buch Genesis, Kapitel 8.
Hintergrund: „Beständigkeit, die durch die Zeiten trägt“
Seit jeher danken Christinnen und Christen am Ende der Erntezeit Gott für seine Gaben und seine Schöpfung. „Mit den immer gleichen Liedern und Tänzen feiern die Menschen die Ernte seit Jahrhunderten. Beständigkeit, die durch die Zeiten trägt“, sagte die amtierende Ratsvorsitzende. Gefeiert wird Erntedank seit Mitte der 1980er Jahre offiziell am ersten Sonntag im Oktober. Doch Gottesdienste und Fest-Umzüge werden oftmals abhängig von örtlichen Traditionen geplant. So kommt es von Ende September bis Mitte Oktober zu Veranstaltungen rund um das Erntedankfest.