Bericht aus dem Sprengel Hamburg und Lübeck

Bischöfin Fehrs: „Das Trotzdem inmitten all der Zertrennungen in unserer Gesellschaft finden“

Bischöfin Fehrs hielt vor der Landessynode der Nordkirche ihren Bericht.
Bischöfin Fehrs hielt vor der Landessynode der Nordkirche ihren Bericht.© Tim Riediger

28. September 2024 von Melanie Köhne

Am heutigen letzten Sitzungstag (28. September 2024) der 21. Tagung der II. Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) hielt Bischöfin Kirsten Fehrs ihren Bericht aus dem Sprengel Hamburg und Lübeck.

Travemünde/Hamburg. In ihrem Sprengelbericht bezog sich Bischöfin Kirsten Fehrs auf das alte Psalmwort:

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg (Ps. 119, 105)

und knüpfte daran den Gedanken an, dass sich auch die Kirche auf einem Weg befinde, auf dem sich das Zukünftige nur erahnen ließe. „Mir liegt heute daran, nach dieser Zukunftssynode: Allen, die auf diesem Weg unterwegs sind, Schritt für Schritt, ungeduldig, geduldig, inspiriert, müde und dann wieder begeistert: Danke! Dass Sie des Fußes Leuchte trauen. Dass Sie weitergehen. Dass Sie auf diese Weise für andere leuchten, dass Sie andere zum Leuchten bringen“, dankte die Bischöfin zunächst den Synodalen. Sie betonte, dass es dieses Trotzdem gäbe. Das Helle, Kraftvolle von Gemeinschaft. Inmitten all der Zertrennungen in unserer Gesellschaft, Nationalismen, inmitten all der Unkenrufe. „Auch im Sprengel Hamburg und Lübeck sind wir auf dem Weg, spüren tiefgreifende Umbrüche. Krisenhaft. Schmerzhaft. Ja. Und doch: lebendig, diakonisch und glaubensstark.“ Vor diesem Hintergrund stellte die Bischöfin verschiedene Projekte ihres Sprengels vor und stellte exemplarisch manch Licht auf den Scheffel.

Kirche stärkt Demokratie

Noch immer würde sie das vielstimmige Klangerlebnis des Deutschen Evangelischen Posaunentags in Hamburg berühren, so Bischöfin Fehrs. Eine Mehrstimmigkeit, die zusammenfinde, sei ein grandioses Bild für das, was gesamtgesellschaftlich in dieser Zeit so nötig sei, nämlich die Demokratie über innere Distanzen hinweg zusammen zu halten. „Dass jede Stimme, einzigartig wertvoll, dennoch bereit ist, Teil von etwas Gemeinsamen zu werden. Bereit, auf andere zu hören, respektvoll und aufmerksam. Bereit auch, Dissonanzen, Einsprüche, Kritik, Streit als Teil des demokratischen Miteinanders zu akzeptieren. Das ist wichtiger geworden, denn je.“

Auch in ihrem Sprengel hätte die evangelische Kirche in den vergangenen Monaten Gesicht gezeigt, für eine lebendige, demokratische Kultur. Bei diversen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und für Vielfalt oder durch aufgespannte Banner an Kirchen. „Unverzichtbar ist das öffentliche Bekenntnis. Unverzichtbar auch: Die Bildungsarbeit vor Ort. Aufklärung. Diskussion. Ermutigung. An vielen kirchlichen Orten ist zu erleben: Unermüdliches Bemühen, miteinander im Gespräch zu bleiben und so Verständigungsorte zu schaffen“, so die Bischöfin weiter.

Kirchen als Kulturerbe

Dass Kirchen Kulturräume für alle seien, stellte Bischöfin Fehrs anhand der in Gründung befindlichen Kirchenstiftung 7Türme+ heraus. Die neue Kirchenstiftung soll Gelder zum Erhalt von St. Jakobi, St. Marien, St. Petri, St. Aegidien und dem Dom in Lübeck einwerben. „Nicht umsonst gehören die sieben Türme zum Weltkulturerbe. Allein, wer zahlt, wenn die Türme drohen einzustürzen, ist nicht geregelt. Glücklicherweise engagieren sich so viele, Land und Bund, Haupt- und Ehrenamtliche. Und es ist ein wirkliches Geschenk, dass Joachim Gauck dieses Großprojekt zu seiner Sache macht.“ Unterstreichend brachte Bischöfin Fehrs ein Video-Statement des Altbundespräsidenten mit.

Kirche und Diakonie rücken zusammen

Wie fruchtbar Kirche und Diakonie wirken würden, zeige sich an unterschiedlichen Stellen im Sprengel Hamburg und Lübeck. Die Bischöfin griff zwei Projekte exemplarisch heraus und stellte einerseits einen neuen Sozialen Hafen unter dem Hamburger Rathausmarkt im Kirchenkreis Hamburg-Ost und einen kraftvollen Verbund dreier Akteure im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein vor. „Eine diakonischere Kirche und eine kirchlichere Diakonie entfalten zusammen enorme Kraft. Live und in Farbe zu sehen in der neuen Rathauspassage Hamburg oder bei Kirchehoch3“, brachte es Bischöfin Fehrs auf den Punkt. Vom Denken ins Tun zu kommen und damit Schritt für Schritt zu einer sozialeren, toleranteren Kultur zu finden, sei das Entscheidende. Ob in neuen Kooperations- und Erprobungsräumen innerhalb der kirchlichen Strukturen oder aber auch innerhalb der Transformationsprozesse, die sich zwingend aus den Ergebnissen der ForuM-Studie ergeben.

Evangelisches Selbstverständnis nach der ForuM-Studie

„Bis in jede Einrichtung und Gemeinde hinein muss verstanden werden, warum Schutzkonzepte nicht nur auf dem Papier, sondern in Herz und Haltung angekommen sein müssen. Klar ist doch: Wir sind als Kirche Jesu Christi verpflichtet, alles nur Menschen Mögliche zu tun, um den Schutz und die Würde eines jeden Menschen, sei er klein oder erwachsen, zu gewährleisten“, leitete die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) diesen Punkt ihres Berichts ein. Es brauche erhöhte Sensibilität für die Verführungen auch in Seelsorge und gemeindlichen Beziehungen, die achtsam machen müssten für jede Form von Machtmissbrauch – auch für Formen geistlicher Übergriffigkeit und Gewalt. Die ForuM-Studie hätte in vielerlei Weise den Spiegel vorgehalten, vor allem durch die beeindruckenden Berichte betroffener Menschen. Sie riefe die gesamte EKD auf, die Prävention und Intervention in ihren Standards zu verbessern und zu vereinheitlichen. Einmal mehr appellierte die Geistliche, die eigenen Hausaufgaben zu erledigen, was hieße, alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden zu schulen. „82 Prozent der Pastorinnen und Pastoren unserer Landeskirche haben inzwischen an der verpflichtenden Basisfortbildung teilgenommen. Es sind immer noch nicht die nötigen 100%, aber die Zielmarke ist in Sichtweite.“ Und die Bischöfin schloss diesen Berichtspunkt: „Für diese Gewaltsysteme sensibilisiert zu werden – ohne in Hysterie und Generalverdacht zu fallen – und besonnen und mit Augenmaß professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um im Verdachtsfall nach allen Regeln der Interventionskunst zu handeln – das ist ein Ziel dieser Fortbildungen. Damit der Vertrauensraum Kirche einer ist oder bleibt.“

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