Bischof Magaard: „Jetzt beim Klima die entscheidenden Schritte gehen“
25. Februar 2022
Lübeck-Travemünde. Zum Auftakt ihres heutigen Thementages gedachten die Landessynodalen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) allen Menschen, die vom Angriff Russlands auf die Ukraine betroffen sind. An diesem Freitag wird die II. Landessynode über ihren neuen Klimaschutzplan für die Jahre 2022-2027 abstimmen.
Das darin gesteckte Ziel ist die Klimaneutralität bis zum Jahr 2035. Dieses Datum liegt 15 Jahre vor dem im Klimaschutzgesetz von 2015 beschlossenen Termin.
„Die nächste Dekade wird der entscheidende Zeitraum sein, um dramatische Veränderungen im globalen Klima abzuschwächen beziehungsweise noch dramatischere Kippeffekte im Klima zu verhindern. Dies gilt auch für uns als Nordkirche: Es geht darum, jetzt die entscheidenden Schritte zu gehen“, betont Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, der den Plan heute Nachmittag einbringen wird.
Mit dem neuen Klimaschutzplan sollen die gesteckten Ziele nachjustiert und stärker vorangetrieben werden. So soll der Energiebedarf der mehr als 5.000 beheizten Gebäude bereits bis 2027 um 30 Prozent reduziert und zu 50 Prozent auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden. Bis 2035 soll die Umstellung auf erneuerbare Energieträger komplett vollzogen sein.
Sprengelbericht mit Fokus aufs Klima
Bereits am gestrigen Donnerstag hatte sich Bischof Magaard in seinem Sprengelbericht auf das Thema „Klima“ konzentriert. In seinem teils als Video eingebrachten Beitrag stellte er einen Querschnitt an „Mut-mach“-Projekten aus dem Sprengel Schleswig und Holstein vor. Dabei nahm er die Landessynodalen virtuell mit auf eine Reise durch die Kirchenkreise und sprach mit Kirchengemeinderäten wie Klimaschutzmanagern und -managerinnen, ehrenamtlich wie hauptamtlich Mitwirkenden.
Anhand von Projekten wie der Installation von Sitzbankheizungen in Dorfkirchen, Car-Sharing oder Energie-Controlling bis hin zum Neubau nach konsequent nachhaltigen Kriterien wurde deutlich, dass es Engagement und Überzeugungskraft für den Wandel braucht, dieser sich aber immer lohne. „Es ist längst an der Zeit, dass wir nicht nur darüber reden, sondern ins Tun kommen“, appellierte der Bischof an die Synodalen. Die Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes sei noch lange nicht effektiv genug, mahnte Gothart Magaard dabei an.
Die Präsidentin von „Brot für die Welt“ und der Diakonie Katastrophenhilfe in Berlin, Dr. Dagmar Pruin, die für eine Videobotschaft zugeschaltet wurde, betonte: „Der Klimawandel verlangt, unsere Lebens- und Wirtschaftsweise so zu gestalten, dass sie im Einklang mit den Bedürfnissen unserer gesamten Welt stehen. Der klimafreundliche Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft muss den Prinzipien von gemeinsamer Verantwortung, gegenseitiger Solidarität und Gerechtigkeit genügen. Alle Staaten leisten zukünftig ihren fairen Beitrag. Und auch Kirchen und Partnerorganisationen gestalten ihren Weg zur Klimaneutralität. Ich weiß, dass auch die Nordkirche sich diesen Herausforderungen stellt.“
Klimaschutzbericht 2020 der Nordkirche
Der ebenfalls am Donnerstag vorgestellte Klimaschutzbericht für 2020 listet jährlich den Ist-Zustand in der Nordkirche auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität auf. So wurden etwas mehr als 78.000 Tonnen Treibhausgase ausgestoßen. Die kirchlichen Gebäude sind für 70 bis 80 Prozent der Emissionen verantwortlich, dienstliche Mobilität trägt 15 bis 25 Prozent bei, das Einkaufsverhalten 5 Prozent.
Die Investitionen der Kirchenkreise und der Landeskirche in Klimaschutzmaßnahmen betrugen im Jahr 2020 rund 3 Millionen Euro. Dieses Geld stammt vor allem aus 0,8 Prozent der Kirchensteuereinnahmen, die per Klimaschutzgesetz von jedem Kirchenkreis und der Landeskirche zweckgebunden nur für Klimaschutz verwendet werden, zum Beispiel für Gebäudesanierung, E-Mobilität oder Stellen für Klimaschutzmanager*innen.
Klimaschutzplan 2022-2027
Die Nordkirche hatte 2015 als erste evangelische Landeskirche ein Klimaschutzgesetz beschlossen. Der am heutigen Freitag zur Abstimmung stehende Klimaschutzplan nennt selbstkritisch als bisherige Erschwernis in der Umsetzung der Klimaziele den Widerspruch zwischen den gemeinsamen nordkirchlichen Zielen und der Unabhängigkeit der Akteure vor Ort. Dies verhindere, dass die Nordkirche zielorientiert und steuernd agieren könne, so der Bericht. Nun soll es gelingen, das Thema Klimaschutz als gemeinsame strategische Aufgabe zu organisieren.
Der Beschluss der Landessynode über den Klimaschutzplan 2022-2027 der Nordkirche wird voraussichtlich heute Abend (25. Februar) gefällt werden.