Botschaft zu Karfreitag von Bischöfin Kirsten Fehrs
26. März 2024
Auch in diesem Jahr begibt sich Bischöfin Kirsten Fehrs an Karfreitag auf den traditionellen ökumenischen Kreuzweg durch die Lübecker Altstadt und lädt dazu ein, die Trauer über zerstörtes Leben zuzulassen.
Hamburg/Lübeck. Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, ruft in ihrer Karfreitags-Botschaft dazu auf, Hass und Gewalt ohne Wenn und Aber zu überwinden. „Karfreitag ist ein Tag, an dem die Trauer über das Leid in der Welt und über die Verluste unseres Lebens ihr Recht bekommt. Es ist ein Tag des Mitgefühls, ja der Mitleidenschaft angesichts all des Terrors und der Kriege weltweit,“ so Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche). „Furchtbar, was die Menschen in der Ukraine täglich aushalten und was so viele Israelis in ihrer Angst um die Entführten erleiden! Die Eskalation der Gewalt fordert unentwegt weitere Opfer, und Tausende im Gazastreifen leiden Hunger. Wann hat das alles bloß ein Ende?“
In ihrer Botschaft zu Karfreitag erinnert Kirsten Fehrs daran, dass der Schmerzensmann Jesus die Qual für alle Leidenden dieser Welt auf sich nimmt. „Indem wir der Leiden Jesu gedenken, nehmen wir zugleich all die ins Herz, die in diesen Tagen gefoltert, verhöhnt, entwürdigt, gekidnappt, in Kellern gefangen gehalten und unschuldig ermordet werden.“ Es sei wichtig, berührbar zu bleiben und die Trauer über zerstörtes Leben zuzulassen. Wir Menschen sind empathische Wesen, die sich erschüttern lassen, die mitleiden und die aus gemeinsam vergossenen Tränen neue Hoffnung schöpfen können.“
Weniger „ja, aber“ und mehr „ja, und“
Bischöfin Fehrs kritisierte zugleich eine Relativierung von Hass und Gewalt. „Leid darf nicht gegen anderes Leid aufgewogen werden“, so die amtierende Ratsvorsitzende der EKD. „Weder rechtfertigt der jahrzehntelange Nahostkonflikt die Gräueltaten der Hamas noch kann der Kampf gegen den Terror die Tötung unschuldiger Zivilisten entschuldigen.“ Die Herausforderung liege darin, jeweils den Opfern und ihren Angehörigen zuzuhören, ohne in relativierende Begründungen zu verfallen. „Nur so gelingt Empathie, nur so werden wir zugänglich für Argumente und Sichtweisen der anderen.“
Brücken bauen, statt Mauern errichten
Der Karfreitag sei ein Aufruf, innezuhalten und angesichts des Todes über die Vernichtung menschlichen Lebens zu trauern. „So unterschiedlich Überzeugungen auch sein mögen, wir sollten uns auf den gemeinsamen Kern besinnen“, meint Bischöfin Fehrs. Das Leben achten und schützen, einander mit Liebe und Respekt begegnen – unabhängig von Religion, Herkunft oder Weltanschauung. „Der Foltertod Jesu mahnt uns entschieden dazu, Brücken zu bauen, statt Mauern zu errichten, und damit dem Frieden und der Barmherzigkeit den Weg in unsere Welt zu ebnen. Und ja, mit Hass und Gewalt sollten wir uns niemals abfinden!“
Die Lübecker Karfreitags-Prozession
Die amtierende Ratsvorsitzende nimmt am Karfreitag an der ökumenischen Kreuzweg-Prozession in Lübeck teil. Auf dem knapp einen Kilometer langen Kreuzweg wird an fünf Stationen Halt gemacht und des Leidens Jesu gedacht. Die letzte Station ist auf dem circa vier Meter hohen Jerusalemsberg, am Relief „Jesus stirbt am Kreuz“. Hier beendet Bischöfin Kirsten Fehrs die Lübecker Karfreitags-Prozession mit einer Andacht. Weitere Wortbeiträge halten der Hamburger Erzbischof Dr. Stefan Heße, Kristina Herbst (CDU), Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Marita Glöckner, Leitung der Lübecker Utkiek-Schule, und der Journalist Matthias Baerens. Die Prozession ist öffentlich und kann begleitet werden. Treffpunkt ist um 10 Uhr an der St. Jakobi-Kirche Lübeck.