Einsatz für „eine Gesellschaft mit menschlichem Antlitz“

Claudia Bruweleit als Landeskirchliche Beauftragte für Schleswig-Holstein eingeführt

Pastorin Claudia Bruweleit, Beauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) bei Landtag und Landesregierung des Landes Schleswig-Holstein. Foto: Nordbild/Eggers
Pastorin Claudia Bruweleit, Beauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) bei Landtag und Landesregierung des Landes Schleswig-Holstein. Foto: Nordbild/Eggers© Nordbild/Eggers

26. Mai 2015 von Maren Warnecke

Kiel. Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), führte heute (26. Mai) in der St.-Nikolai-Kirche Kiel Pastorin Claudia Bruweleit in ihr Amt als Landeskirchliche Beauftragte für Schleswig-Holstein ein.

Bereits seit Februar pflegt Claudia Bruweleit für die Nordkirche die Beziehungen zu Landesregierung und Landtag sowie zu den dort vertretenen Parteien. Sie berät die Kirchenleitung, den Landesbischof sowie die Bischöfin und den Bischof in den Sprengeln der Nordkirche auf dem Gebiet Schleswig-Holsteins in landespolitischen Fragen.

Die gebürtige Lübeckerin war in den vergangenen 20 Jahren als Gemeindepastorin in Garding, in der Heiligengeist-Kirchengemeinde in Kiel und in Schinkel, Kirchengemeinde Gettorf, tätig. Von 1994 bis 2004 gehörte sie dem Ökumene-Ausschuss der nordelbischen Kirchenleitung an und war von 2002 bis 2004 Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Schleswig-Holstein. Von 2013 bis Januar dieses Jahres war Pastorin Bruweleit Vorstandsmitglied im Diakonie-Verein Dänischer Wohld e.V.

Landesbischof Ulrich: „Wir dürfen und wollen uns einbringen“

Mit dem Amt der Landeskirchlichen Beauftragten für Schleswig-Holstein betrete Claudia Bruweleit Neuland „im Kraftfeld der Demokratie“, sagte Landesbischof Gerhard Ulrich in seiner Ansprache: „Sie werden sich bewegen auf der Grenze zwischen Kirche und Staat – die klar getrennt sind und doch Schnittmengen von Verantwortungsbereichen haben. Das ist nicht ganz einfach, dieses Grenzwandern so zu gestalten, dass Freiheit und Verantwortung zu ihrem Recht kommen.“

Ulrich weiter: „Kirche ist nicht Staat. Aber Kirche hat Ideen, Vorstellungen zu bieten, wie eine Gesellschaft mit menschlichem Antlitz aussehen kann und sollte. Wir dürfen uns einbringen in die Gestaltung der Gesellschaft und wir wollen uns einbringen – anders können wir unseren Auftrag, das Evangelium zu verkündigen in Wort und Tat, gar nicht verstehen.“  

Claudia Bruweleit: „Glaube ist immer auch politisch“

„Der Glaube ist immer auch politisch“, unterstrich Claudia Bruweleit. „Ich wünsche mir, dass auch den Schwachen und Benachteiligten Raum gegeben wird, sich einzubringen und teilzuhaben an dem, was diese Gemeinschaft ausmacht.“ Diesen Menschen als Nordkirche eine Stimme zu geben und sich für ihre Rechte einzusetzen ist der Landeskirchlichen Beauftragten ein besonderes Anliegen. „Wir als Nordkirche sind darin bewusst oft auch unbequem, zum Beispiel in unserem Ringen um gute Regelungen für einen Schutz der Sonn- und Feiertagsruhe.“

Gottesbezug: „Verabredung zur Demut“

Im Hinblick auf die von ihr begleitete Volksinitiative zum Gottesbezug in der Verfassung des Landes Schleswig-Holstein sagte sie: „Wir brauchen Raum dafür, dass Menschen sich einander und Gott zuwenden können und auf ihre Wurzeln besinnen. Wir glauben, dass es gut ist, eine höhere Macht über unserem Wirken anzuerkennen – wie auch immer wir sie identifizieren und benennen.“

Gerade diese Debatte um einen Gottesbezug stehe für eine Dimension, erinnerte Gerhard Ulrich, ohne die eine Gesellschaft nicht auskomme: „Sie braucht die Verabredung zu Demut, will sie nicht erneut in Absolutismus verfallen, in Hybris. Die Freiheit, in der wir leben dürfen, ist schwer erkämpft, von zu vielen Menschen in aller Welt mit dem Leben bezahlt! Sie ist nicht zu haben ohne Verantwortung – vor den Menschen und, so sagen wir, vor Gott.“ Es gehe nicht darum, den gewählten Vertreterinnen und Vertretern im Parlament und in der Regierung die Verantwortung streitig zu machen. Doch Ulrich mahnte: „Alles Recht ist abgeleitetes Recht und muss sich messen lassen an den Werten, die eine Gemeinschaft sich selbst zur Grundlage macht: Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit, Solidarität, Würde und Teilhabe.“  

Landesbischof Ulrich wünschte Pastorin Bruweleit für ihr Amt der Landeskirchlichen Beauftragten eine Haltung der Zuversicht: „Orientierung gibt uns das Wort Gottes in Gebot und Evangelium. Das ist unser Navigationssystem in einer Landschaft, die manchmal unwegsam ist.“

Präses Dr. Tietze: „Menschen bei ihrer jeweiligen Sprache abholen“

Dr. Andreas Tietze, Präses der Landessynode der Nordkirche, wies auf die Funktion der Landeskirchlichen Beauftragten als Lobbyistin, Brückenbauerin und Dolmetscherin hin. „Man könnte einen zentralen Aspekt aus der Pfingstgeschichte nehmen, um Ihren Dienst auf den Begriff zu bringen: Ihre Aufgabe ist, die Menschen bei ihrer jeweiligen Sprache abzuholen. Und zugleich die Interessen der Kirche selbstbewusst und mit einem guten Sprachgefühl  zu vertreten“, so Tietze. „Das bedeutet ein Höchstmaß an Sensibilität für die Lebenswirklichkeit der Menschen in diesem Lande und damit den Kontext, in dem sich politische Arbeit vollzieht.“

Bischof Magaard: „Mit ganzer Kraft an der Schnittstelle zwischen Kirche und Land“

Auch Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, gratulierte: „Ich freue mich darüber, dass Pastorin Bruweleit die Aufgaben an der Schnittstelle zwischen Kirche und Land Schleswig-Holstein mit ganzer Kraft wahrnehmen wird, und auf eine enge Zusammenarbeit mit ihr in allen zentralen Fragen.“ Magaard hatte die Aufgaben des Landeskirchlichen Beauftragten seit 2010 zusätzlich zu seinem bischöflichen Amt wahrgenommen.

Neben Claudia Bruweleit in Schleswig-Holstein vertreten Dr. Elisabeth Chowaniec in Hamburg und Pastor Markus Wiechert in Mecklenburg-Vorpommern die Nordkirche als Landeskirchliche Beauftragte.

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