„Grenzen können Friedensorte werden“

Die Nordkirche feierte in Flensburg ihren Sommerempfang

© Tim Riediger
© Tim Riediger

13. August 2021 von Antje Wendt

Schleswig/Flensburg. „Über die Grenze – Begegnung und Nachbarschaft“. Unter diesem Motto hatte die Nordkirche am 13. August zum Sommerempfang nach Flensburg eingeladen. Das Motto des Abends nahm Bezug auf das Grenzjubiläum im zurückliegenden Jahr. Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), und Ulrike Hillmann, Präses der Landessynode, konnten Gäste aus Politik und Gesellschaft begrüßen. Die Andacht wurde von Bischöfin Marianne Christiansen, Bistum Hadersleben, Bischof Gothart Magaard und Pastorin Sylvia Fuchs, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Marien, gestaltet. Beim anschließenden Empfang galten die Fragen der Moderatorin Nora Steen an ihre verschiedenen Gesprächspartner den Lebenserfahrungen im deutsch-dänischen Grenzgebiet.

„'Der Herr schafft deinen Grenzen Frieden'. Das Wort aus dem 147. Psalm ist Erfahrung und Verheißung zugleich: Zu Friedensorten werden Grenzen, wenn sie Orte der Begegnung und der Horizonterweiterung sind“, sagte Bischof Magaard in seiner Ansprache. Er erinnerte zunächst daran, dass vor 60 Jahren mitten durch die Stadt Berlin hindurch der Bau der Mauer begann, die über Jahrzehnte für größtes Leid, für Unfreiheit und Tod stand. „Wir wissen“, so der Bischof, „dass um Grenzen Kriege geführt wurden und werden“. Bischof Magaard gedachte auch der Volksabstimmung im deutsch-dänischen Grenzland, die im Frühjahr 1920 stattfand, um auf dieser Basis die deutsch-dänische Grenze neu festzulegen. „Wie dankbar können wir heute über das gute Miteinander von Minderheit und Mehrheit südlich und nördlich der Grenze sein und für eine gute Partnerschaft über die Grenze hinweg“, schloss er.

Bischöfin Marianne Christiansen bezog sich ebenfalls auf die Erfahrungen, die sie im Grenzland gemacht hat. Sie sagte: „Im Angesicht der eigenen Grenzen trifft man immer auf Erkenntnis, weil man dem begegnet, das so ganz anders ist, als man selbst. Auch bei unserer eigenen dänisch-deutschen Grenze erlebe ich viel Wunderbares: die Freude an dem, was anders ist, die Freude daran, Gedanken, Sprache und gemeinsame Erlebnisse auszutauschen – wie heute! Und darin auch immer das Erlebnis der Gemeinschaft im Leben, in der innewohnenden Zerbrechlichkeit und im Glauben“. Sie sieht im Grenzland eine Hoffnung für die Zukunft, denn „Frieden und Demokratie müssen ständig dadurch gewonnen werden, dass wir Aufmerksamkeit und Respekt den Minderheiten in unserer Gesellschaft erweisen“.

„Grenzen fordern uns dazu auf, zu entdecken, was auf der anderen Seite ist“. Mit diesen Worten begrüßte Präses Ulrike Hillmann die mehr als 150 Anwesenden zum zweiten Teil des Sommerempfangs.  Als prominenter Gast war Susanne Hyldelund, dänische Botschafterin in Berlin, die erste Interviewpartnerin von Moderatorin Nora Steen. Für das dänische Außenministerium war Hyldelund innerhalb ihrer beruflichen Laufbahn mehrfach auch im Ausland tätig. Pastorin Steen bat sie, darzustellen, welche Bedeutung die Grenze in ihrer Tätigkeit als Botschafterin habe. Susanne Hyldelund berichtete von ihren Kindheitserinnerungen an die zweisprachigen Großeltern in der Grenzregion. Vor dem Hintergrund ihrer Auslandserfahrungen betonte Hyldelund die Bedeutung stabiler Grenzen für die Nachbarschaft. Sie sah darin sowie in dem regen Austausch über die Grenze hinweg die besondere Stärke der Region.

Die Studenten Bente Husmann und Anton Rohrmoser waren beide Schülerbotschafter, Husmann für das Deutsche Gymnasium Nordschleswig, Rohrmoser für die A.P. Møller Skole, das dänische Gymnasium in Schleswig. Als Schülerbotschafter hatten sie die Aufgabe, anderen Schülern über ihre Leben in der Minderheit zu berichten. Als junge Menschen aus der Grenzregion war ihr Resümee: „Man muss nicht nur dänisch sein oder nur deutsch, man kann auch beides sein.“

Die Journalistin und Autorin Andrea Kunsemüller lebt und arbeitet seit vielen Jahren im Grenzgebiet. Beruflich arbeitete sie für den Rundfunk und war lange Zeit Kommunikationschefin für die deutsche Minderheit in Dänemark. Sie erklärte im Gespräch, dass ihr das Überwinden von Grenzen zu einem Lebensmotiv geworden sei. Für die Kirche sah sie den besonderen Auftrag, Brücken zu schlagen und Freundschaften zu pflegen. Sie ermunterte aber auch dazu, im kleinen und privaten Rahmen Freundschaft und Begegnung zu fördern, denn „wir wüssten immer noch zu wenig voneinander“.

Der Empfang endete mit einer Talkrunde von Bischöfin Marianne Christiansen und den Bischöfen Gothart Magaard und Elof Westergaard, Bistum Ribe.

Für den musikalischen Rahmen sorgten das „Danske Salmeduo“ und ein Bläserensemble der Nordkirche unter der Leitung von Landesposaunenwart Werner Petersen. Der Abend klang mit lebhaften Gesprächen und einem Imbiss im Hof der Marienkirche aus.

Datum
13.08.2021
Quelle
Kommunikationswerk der Nordkirche
Von
Antje Wendt
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