Dr. Andreas Tietze: „Einsatz der Ehrenamtlichen noch mehr wertschätzen“
19. August 2016
Kühlungsborn. Am Ende seiner fünftägigen Sommertour zum Thema „Zukunft des kirchlichen Ehrenamtes“ hat sich der Präses der Landessynode der Nordkirche, Dr. Andreas Tietze, heute (19. August) im Ostseebad Kühlungsborn über die Angebote der „Kirche am Urlaubsort“ informiert und bekam einen Strandkorb für das Reformationsjubiläum geschenkt.
Gute-Nacht-Geschichten im Strandkorb, Abendsegen, Basteln bis hin zu Gesprächen: Das ehrenamtliche „Kirche-am Urlaubsort“-Team um Pastor Matthias Borchert, der neuerdings neben dem Gemeindepfarrdienst in Kühlungsborn eine halbe Stelle als Urlauberseelsorger hat, ist im „KirchenStrandKorb“ mitten am belebten weißen Sandstrand des mecklenburgischen Ostseebades genauso gefragt, wie bei Besuchern in der Pfarrscheune oder in der Kirche.
Aufgabenfeld „Kirche und Tourismus“ weiter stärken
Pastor und Synodenpräses waren sich einig: „Als Kirche müssen wir uns Zeit für die Seele der Menschen nehmen.“ Beide plädierten dafür, das Aufgabenfeld 'Kirche und Tourismus' weiter zu stärken und „den Einsatz der zahlreichen ehrenamtlich Tätigen dabei noch mehr wertzuschätzen“, so Präses Tietze. Dafür sollten die Kirchengemeinden vor Ort auch einen engen Kontakt zu den Touristikern pflegen - so wie dies in Kühlungsborn seit Jahren, etwa beim Seebrückengottesdienst, praktiziert wird.
Wie eng die Bande sind, zeigt auch das Engagement des Ostseebades für das Reformationsjubiläum: Einer von 40 Strandkörben, mit denen sich die Nordkirche auf der Weltausstellung im Jubiläumsjahr 2017 in Wittenberg präsentieren wird, kommt seit heute aus Kühlungsborn. „Wir freuen uns, als erstes Ostseebad in Mecklenburg-Vorpommern dieses große Ereignis unterstützen zu können“, sagte Ulrich Langer. Der Geschäftsführer der Touristik-Service-Kühlungsborn GmbH übergab dafür symbolisch einen Miniatur-Strandkorb an Präses Dr. Tietze, für den dies auch Ausdruck dafür ist, dass Kirche gefragt ist, zu einem gelungenen Urlaub mit Sinn und Verstand beizutragen.
Präses Tietze: „Kirche lebt vom Ehrenamt“
Zugleich zog Tietze eine positive Bilanz seines fünftägigen Erkundungsprogramms. „Kirche lebt vom Ehrenamt, von den Persönlichkeiten, die sich täglich und an vorderster Front gesellschaftlicher Veränderungen mit ihrer Zeit und Kraft und ihren besonderen Fähigkeiten einbringen. Dies geschieht oft in Bereichen, wo Hilfe dringend benötigt wird, beispielsweise in der Wahrnehmung von Seeleuten, in der Pflege und in der Hilfe für Migranten und Flüchtlinge. Sie erfordert besondere Courage und Glaubensmut, etwa in der Auseinandersetzung mit rechtsextremistischer Agitation und Propaganda im lokalen Umfeld.“ Ehrenamtliche Arbeit sei aber weder Lückenbüßer noch Selbstgänger. „Sie verdient den Respekt und die Anerkennung wie die Arbeit eines hauptamtlich Tätigen“, so Dr. Tietze.
Tietze weiter: „Die Notwendigkeit zur beruflichen Flexibilität und zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und individueller Lebensplanung erfordern eine flexible Antwort insbesondere in der zeitlichen Gestaltung ehrenamtlichen Engagements. Sie kann das Angebot eines 'Schnupperkurses' wie die vereinbarte Befristung auf einen bestimmten Zeitraum bedeuten.“
Ehrenamtliche brauchen Transparenz
Die Sommertour hatte Tietze über Hamburg nach Mecklenburg-Vorpommern geführt. In Hamburg besuchte er die Seemannsmission Altona e.V., das offene Gemeindeprojekt „LutherGarten“ in Hamburg-Bahrenfeld sowie die migrantenmedizinische Einrichtung der Hamburger Stadtmission westend in Hamburg-Wilhelmsburg. Im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein diskutierte er mit Propst Frie Bräsen, Paul Steffen von der Fachstelle Engagementförderung und dessen Kollegen Jannik Veenhuis von der Jungen Akademie für Zukunftsfragen. Mit der Leiterin der Arbeitsstelle Ehrenamt der Nordkirche, Dr. Kristin Junga, erörterte Tietze die Perspektiven der Förderung ehrenamtlichen Engagements in der Nordkirche.
Auf dem Programm in Mecklenburg-Vorpommern standen die Initiative zu Lutherjubiläum 2017, 'Gadebuscher Reformationstaler', das Projekt Alpha Arbeit der Schweriner Petrusgemeinde im Stadtteil Auf dem Dreesch, die Kirchgemeinden von Grevesmühlen, Gammelin-Warsow und die diakonische Pflegeeinrichtung Lobetal bei Lübtheen.
„Zukunft des Ehrenamts“ wird 2018 ein Schwerpunkthema der Landessynode
Im September 2018 wird sich die Landessynode der Nordkirche eingehend mit dem Thema „Zukunft des Ehrenamts“ befassen. Präses Dr. Andreas Tietze macht sich stark für eine landesweit verbindliche Richtlinie für das ehrenamtliche Engagement in der Kirche, ein Ehrenamtsgesetz, wie es bereits in verschiedenen Landeskirchen der EKD, so in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg und in der Ev.-Luth. Kirche in Bayern verabschiedet wurde.
Erschrocken zeigte sich Tietze über die massive Präsenz von rechtsradikalen Parolen auf Wahlkampfplakaten in Mecklenburg-Vorpommern. „Wir als Kirche dürfen angesichts des massiven Angriffs auf die Menschenwürde nicht wegsehen und nicht schweigen. Die Kirchengemeinden in Mecklenburg-Vorpommern brauchen die Unterstützung und Rückenstärkung durch die gesamte Nordkirche. Sie sind es, die sich gegen Rechts an vorderster Stelle engagieren. Dem Einsatz für Menschenwürde muss unsere Stimme gelten.“
Tietze: Wahrung der Menschenrechte hat für Christen oberste Priorität
Für Christen seien Parteien nicht wählbar, die die Menschenrechte in Frage stellen, so Tietze. „Uns muss es angesichts bevorstehender Wahlen um die Frage gehen, ob die Parteien Würde und Rechte eines jeden Menschen achten. Unser Glaube schließt Haltungen wie die Abwertung oder Ausgrenzung anderer Menschen sowie Hass und Fremdenfeindlichkeit aus.“ Jesus habe trennende Barrieren zwischen Menschen überwunden, sei Fremden vorurteilsfrei begegnet und habe sie in die Gemeinschaft aufgenommen, so der Präses der Nordkirchensynode.