Digitale Kirche

Frag doch mal den Pastor - auf YouTube

Gunnar Engel antwortet auf Fragen rund um den Glauben und sein Pastorendasein auf YouTube.
Gunnar Engel antwortet auf Fragen rund um den Glauben und sein Pastorendasein auf YouTube.© Pixabay/YouTube, Montage: Modrow

27. Dezember 2018 von Lena Modrow

„Was darf ein Pastor anziehen?“, „Welche Bibel ist die Richtige für mich?“ und „Was machen Konfis beim Bestatter?“ - Pastor Gunnar Engel beantwortet Fragen über seine Arbeit in Videos auf YouTube - und erreicht damit ein Publikum über den Gottesdienst und die eigene Kirchengemeinde hinaus.

Sie haben alle Netzwerke schon einmal durchprobiert – was reizt Sie an der Video-Plattform YouTube?

Videos für YouTube sind etwas, das ich schon total lang schon machen wollte, denn da kommen zwei Dinge zusammen, die ich sowieso leidenschaftlich mache: Bildtechnik und von Gott erzählen. Aber ich hatte immer so ein bisschen Angst davor. Das Filmen und Schneiden kostet viel Zeit und wenn man an so einem Video sitzt, denkt man schnell: „Ach, das lösche ich doch mal lieber und fange neu an.“ Bei Twitter schreibt man zum Beispiel ein paar Zeichen, das geht recht schnell, aber man muss viel davor hängen und schauen, was passiert. YouTube dagegen ist langlebiger – da gehen auch eine ganz Zeit später noch Leute auf die Videos, auch wenn die schon lange online sind.

Das haben Sie schon bei dem allerersten Video gemerkt…

Ja, das heißt „Warum sollte man die Bibel innerhalb eines Jahres lesen?“. Es ist von 2016, geht etwas über zwei Minuten und wenn es nicht so viele Leute auf den Kanal bringen würde, hätte ich es schon längst gelöscht. Denn es ist schlecht ausgeleuchtet, hat keinen guten Ton und so weiter. Aber das hat tatsächlich den Anstoß gegeben: Zum Lutherjahr wollten wir ein Werbevideo für eine Aktion in der Gemeinde machen. Also habe ich einfach ein Handyvideo gedreht, einen Youtube-Account eröffnet und es da hochgeladen – und ein Jahr nicht reingeschaut. Und dann hatten es auf einmal mehr als 4000 Leute geschaut.

Inzwischen kommt jede Woche ein Video. Wie hat sich das entwickelt?

Gunnar Engel ist 31 Jahre alt und Pastor in der Kirchengemeinde Wanderup (Kirchenkreis Schleswig-Flensburg). Er ist in den sozialen Netzwerken auf folgenden Plattformen zu finden:

YouTube

Instagram

Twitter

Angefangen habe ich mit dem Video „Worauf achte ich bei Taufpaten?“, weil das so eine Frage war, die mir andauernd gestellt wurde, wenn ich mit Leuten über die Taufe gesprochen habe. Die ersten Videos waren einfach vor einer Wand gedreht, ich sitze da und erzähle etwas. Dann kam so nach und nach – weil die Community relativ schnell gewachsen ist – Fragen von den Leuten: Wie lange arbeitet ein Pastor eigentlich? Was hast du studiert? Was machst du eigentlich so den ganzen Tag? Und deshalb mache ich jetzt einmal im Monat Videos, die heißen „Frag den Pastor“. Da sammel ich im Vorhinein zehn Fragen und beantworte die in Kürze. Und jetzt habe ich gerade angefangen, Videos unterwegs zu drehen. Wie Vlogs. Zum Beispiel war ich mit den Konfis beim Bestatter und abends habe ich Thanksgiving mit einem meiner Freunde gefeiert.

Ist das nicht auch dann manchmal ganz schön privat?

Ich höre oft von Kollegen, wenn es um soziale Netzwerke geht: „Das ist aber mein Privatleben, das kommt nicht ins Internet“. Also es ist ja nicht so, dass ich mich 24 Stunden von der Kamera beobachten lasse, sondern das ist eine ausgewählte Intimität, die ich da zeige. Aber die ist echt. Und im Grunde ist es nichts anderes, als wenn ich für den Gemeindebrief schreibe und darin davon erzähle, wie mein Weihnachten war, weil ich an der Geschichte etwas deutlich machen kann. Ähnlich ist es mit Predigten. In den Videos ist das nur auf einer anderen Ebene oder einem anderen Kanal.

Aber das Publikum und die Ausrichtung ist aber doch schon anders als im Gottesdienst, oder?

Noch mehr zu lesen von Pastor Gunnar Engel gibt es auf seinem Blog

Das YouTube-Publikum besteht vor allem aus Leuten in meinem Alter und darunter – laut Statistiken ist der Großteil von 14 bis 40 Jahre alt. Da sind viele dabei, die mit Kirche nicht mehr oder noch nicht so viel zu tun haben, die entfernter stehen, aber Fragen haben. Ich versuche die Videos simpel und zugänglich zu machen; so, dass die Zuschauer auch am Ende mit einer Antwort dastehen, nicht mit noch mehr Fragen. Gebrauchsorientiert, wie andere Erklärvideos auch. Mit der Antwort muss man ja dann nicht hundert Prozent übereinstimmen, aber darüber kann man dann in den Kommentaren diskutieren. Das ist ja das Schöne.

Gibt’s da manchmal auch Negativ- oder Hasskommentare?

Solche kommen tatsächlich viel weniger als ich dachte. Nur plumpe Beleidigungen lösche ich, alles andere bleibt stehen. Was sehr cool ist: Wenn ich mal nicht schnell genug antworten kann, weil der Tag so voll ist, sehe ich dann abends, dass da schon jemand anders geantwortet und sich eine gute Diskussion entwickelt hat.

Also braucht man generell nicht so viel Angst haben, als Pastor oder kirchlicher Mitarbeiter in soziale Netzwerke zu gehen?

Also für meine Arbeit ist das ein totaler Gewinn. Man erreicht viel mehr Menschen in der Fläche. Ich benutze ja dazu Instagram, und da habe ich aber tatsächlich wahnsinnig viel Kontakt zu Leuten hier im Ort. Zu Menschen, die ich aber noch nie im Gottesdienst gesehen habe, aber von denen ich weiß, die wohnen hier. Bei jemandem, der mich zwei Monate auf Instagram beobachtet und mal eine Frage gestellt hat, ist die Chance natürlich viel größer, dass der mal zu etwas hinkommt, was wir in der Gemeinde machen. So sind auch schon wirklich tolle Begegnungen mit Menschen vor Ort zustande gekommen. Das war dann ein bisschen so, als hätte man sich früher schon dreimal an der Kasse im Tante-Emma-Laden im Ort unterhalten. Die sozialen Netzwerke sind eine Öffentlichkeit, die man nutzen sollte.

Hansebarcamp

Noch mehr Lust auf digitale Themen rund um die Kirche? Am 9. Februar gibt es in Hamburg das Hansebarcamp. Zum Ideen teilen, Vernetzen und Kennenlernen. Mehr Informationen gibt es hier:

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