Frank Dittmer übernimmt Kirchenmusik-Professur in Greifswald
21. März 2021
20 Jahre lang hat er die Kirchenmusik der Region geprägt und gefördert: Am 21. März wurde Professor Frank Dittmer in einem Gottesdienst im Greifswalder Dom St. Nikolai als Landeskirchenmusikdirektor der Nordkirche und als Domorganist verabschiedet. Er übernimmt im Sommer die Professur für Kirchenmusik mit Schwerpunkt Chorleitung am Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft der Universität Greifswald.
In der Nachfolge von Jochen A. Modeß wird Dittmer zugleich künstlerischer Leiter der Greifswalder Bachwoche und des Greifswalder Domchores.
Bischof Tilman Jeremias dankte Dittmer bei der Verabschiedung und hob ihn als herausragenden Musiker hevor: „Über das Musizieren transportiert sich sein Glauben, die Musik ist seine Ausdrucksform der Verkündigung. Sein Orgelspiel ist dezent und gleichzeitig anrührend. Er muss nicht alle Register ziehen, um zu überzeugen – das tut er auch in piano. In unserer Zusammenarbeit habe ich sehr sein großes Verständnis für liturgische Abläufe geschätzt.“
Künftig auch Leiter der Greifswalder Bachwoche
Als Vorsitzender des Kuratoriums der Bachwoche wird Tilman Jeremias auch künftig eng mit Frank Dittmer zusammenarbeiten. Er sagte: „Die Bachwoche ist ein großer Schatz, den wir hier in Greifswald haben, und ich freue mich, dass Frank Dittmer sie in den nächsten Jahren mit seiner Handschrift versehen wird.“
Seit dem Jahr 2000 wirkte der gebürtige Emsländer als Landeskirchenmusikdirektor, zunächst für zwei Jahre vertretungsweise in der Pommerschen Evangelischen Kirche). Bereits 2005 startete der leidenschaftliche Orgelspieler und Gewinner auch internationaler Musikwettbewerbe das Projekt „Orgel spielen(d) lernen“. Ein basisnahes Programm mit einer Finanzierung, die auf mehrere Schultern verteilt ist: Ein Pool an haupt- und nebenamtlichen Kirchenmusikerinnen und –musikern unterrichtet Menschen von Jung bis Alt in der Nähe ihres Wohnortes. „Das ist eine Breitenförderung wie im Sport, aus der sich einige tolle Talente herausgeschält haben“, erzählt Dittmer. Einige, die mit dem Projekt ihre ersten Orgelschritte gemacht hätten, studierten inzwischen Kirchenmusik.
Der positive Effekt für die Kirchengemeinden: „Die Gemeinden empfinden es als Belebung, gerade wenn Kinder und Jugendliche das Orgelspielen lernen und zu den Vorspielen ihre Familien mitkommen. Umgekehrt ist es ein Vertrauensbeweis, einen Menschen in der Kirche üben zu lassen. Zudem sind unsere rund 1000 Orgeln im Sprengel Mecklenburg und Pommern neu in den Blick gekommen.“
Orgelprojekt belebt Gemeinden
Dies ging zu Beginn der 2000er Jahre Hand in Hand mit einem großangelegten Orgelförderprojekt für das Land. Seit zwei Jahren liegt das Programm als „Projektstelle Orgelunterricht“ in der Hand von Kirchenmusikerin Ina Altripp, die aktuell 25 Menschen zwischen neun bis 70 Jahren unterrichtet.
Frank Dittmer hat als Kirchenmusikdirektor „in Vorbereitung auf die Fusion von 2012 fast jeden Stein landeskirchlicher Ordnungen im Bereich Kirchenmusik umgedreht, begutachtet, neu gestaltet“, sagte Pastor Dr. Jan Emersleben, Referent des Dezernats Theologie, Archiv und Publizistik heute im Dom. Und zählte auf: „Nach der Fusion ging es weiter mit der Überleitung des Kirchenmusikwerkes der Pommerschen Evangelischen Kirche und der Evangelisch-Lutherischen Kirche Mecklenburgs in ein Kirchenchorwerk der Nordkirche. Als Vorsitzender war er maßgeblich beteiligt an der die Bildung der neuen Kommission für Kirchenmusik und begleitete die Posaunenwerke zu einem Posaunenwerk. Seine Handschrift erkennen wir deutlich in den D-, C- und B-Prüfungsordnungen für Organisten.“ In zwölf Gremien gleichzeitig sei er zeitweise gewesen, erzählt Dittmer von der Zeit der Fusion der drei nördlichen Landeskirchen in die Nordkirche.
Musik macht den Glauben sinnlich
Und erinnert an das erste Chorfest der Nordkirche in Greifswald: „Diese großen Chorfeste waren Sternstunden für mich, quasi musikalische Kirchentage – sei es in Stralsund 2004, 2008 Neubrandenburg oder das fröhliche und festliche Chorfest der Nordkirche 2012. Wir hatten alle das Gefühl, neue Menschen dazu gewonnen zu haben.“ Gemeinsames Singen und Musizieren ist für ihn ein wesentlicher Teil von Gemeinde: „Menschen zusammenzubringen und diese wunderschöne Musik in unseren faszinierenden Kirchenräumen zu machen, ist eine Wohltat, und wir merken gerade, wie sehr uns das fehlt. Über die Kirchenmusik kann den gemeinsamen Glauben sinnlich und emotional erfahren.“
Singen, so die These des Chorleiters, kann jede und jeder: „Man kann die Stimme entdecken und durch regelmäßiges Üben weiter entwickeln. Viele Menschen wissen gar nicht, welches Potential sie in ihrem Kehlkopf haben. Das zu wecken ist die große Aufgabe der Kirchenmusik. Das Schöne am gemeinsamen Singen ist, dass man getragen wird durch den gemeinsamen Gesang. Es berührt Menschen im Inneren, da ist es ganz egal, ob ich im kleinen Singkreis singe oder eine Bachmotette mit erfahrenem Kammerchor. Singen befreit und beglückt die Seele.“
Singen „beglückt die Seele”
Dazu hat Frank Dittmer zahlreichen Menschen Gelegenheit gegeben: Als Greifswalder Domorganist, mit seiner zweiten halben Stelle, hat Frank Dittmer einen Jugendchor und das FrauenChorEnsemble St. Nikolai ins Leben gerufen und bereits in der Vergangenheit vertretungsweise immer wieder den Domchor geleitet.
Prof. Dr. h.c. Markus Johannes Langer, Kreiskantor in Rostock und stellvertretender Landeskirchenmusikdirektor, hob hervor: „Frank Dittmer ist ein genialer Musiker und ein genauer Arbeiter in der Probe. Als Mensch habe ich ihn immer verbindlich, freundlich und motivierend erlebt, und das überträgt sich auf die Musizierenden wie auf die Menschen, mit denen er in Verhandlungen sitzt.“
In der Nordkirche gibt es zwei Landeskirchenmusikdirektoren. Zuständig für Hamburg und Schleswig-Holstein ist Hans-Jürgen Wulf.