Friedenszeichen an deutsch-polnischer Grenze errichtet
02. November 2019
Rosow/Neu-Rosow. An der deutsch-polnischen Grenze haben die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen heute (2. November) gemeinsam einen „Peace Pole“ (Friedenspfahl) aufgestellt.
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Bischof Tilman Jeremias (Sprengel Mecklenburg und Pommern) errichteten das Friedenszeichen gemeinsam mit Bischof Prof. Dr. Marcin Hintz und Bischof Waldemar Pytel für die Diözesen Pomorsko-Wielkopolska und Wrocławska bei Neu-Rosow (Pfarramt Gartz/Oder, Pommerscher Evangelischer Kirchenkreis). Beide Kirchen erinnerten damit zugleich an den 20. Jahrestag ihrer Partnerschaft.
„In einem Europa, in dem nationale Egoismen zunehmen, machen wir als christliche Kirchen deutlich, dass wir einstehen für Frieden, für Gemeinschaft, für Zusammengehörigkeit über trennende Grenzen hinweg – weil wir uns im Glauben an Christus geschwisterlich verbunden wissen“, betonte Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt. Bischof Hintz, Diözese Pomorsko-Wielkopolska, sagte: „‚Möge Friede auf Erden sein.‘ – Das steht auf den Schildern am ‚Peace Pole‘ in polnischer und in deutscher Sprache. Das ist unser Wunsch auch für uns Polen und Deutsche. Diese Schilder sind ein Zeichen unseres Wollens, unserer Sehnsucht, unserer Verpflichtung. Möge Frieden auf Erden sein!“
Im Vertragstext vom 14. November 1999 zwischen der damaligen Pommerschen Evangelischen Kirche und der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen heißt es unter anderem: „Ihre Partnerschaft bedeutet einen sichtbaren Schritt auf dem Weg der Versöhnung zwischen den Kirchen und den Völkern in Polen und Deutschland, die unter dem Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen sehr gelitten haben.“
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Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt: „70 Jahre nach dem Überfall des nationalsozialistischen Deutschlands auf Polen ist dies heute ein ermutigendes Zeichen dafür, wie Menschen hier Wege zu Versöhnung und Frieden gefunden haben und weiter finden wollen. Und es ist ein Zeichen der Hoffnung, dass nachfolgende Generationen sich auch weiterhin für Frieden und Verständigung einsetzen werden. Für beides bin ich von Herzen dankbar! 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution denke ich heute auch daran, wie wichtig und ermutigend damals die Impulse von Menschen aus Polen waren, die bereits in den frühen 80er Jahren öffentlich gegen Diktatur und Unfreiheit aufgestanden sind. Versöhnung, Frieden und Freiheit gehören zusammen – dazu wollen wir als christliche Kirchen auch weiterhin mit unserer Partnerschaftsarbeit beitragen.“
Auch Bischof Jeremias würdigte die Partnerbeziehungen: „Wie schön, dass wir heute gemeinsam mit unseren polnischen Schwestern und Brüdern feiern können. Mit dem 20. Geburtstag ist diese Partnerschaft erwachsen geworden. Aus vorsichtigen Anfängen der Annäherung ist eine verlässliche, stabile und freundschaftliche Kirchenpartnerschaft geworden, von der beide Seiten gleichermaßen profitieren. Aus Versöhnungsarbeit wurde ein selbstverständliches Miteinander. Als Bischof mit Amtssitz in Greifswald freue ich mich besonders, dass durch diese Verbindung die Wunden, die die Teilung Pommerns nach dem Krieg geschlagen hat, gemeinsam vor Gott getragen werden und heilen können.“
Den Auftakt der Feierlichkeiten bildete am Vormittag die Veranstaltung „Deutsch-polnische Erinnerungen“ in der Gedächtniskirche Rosow mit Ryszard Bogusz, Bischof i.R. aus Breslau/Wrocław, und der Greifswalderin Elke König, Vizepräses der Landessynode der Nordkirche und Präses der pommerschen Kirchenkreissynode. Beide gehörten 1999 zu den Unterzeichnern des Partnerschaftsvertrages.
Bischof i.R. Bogusz: „Unsere Generation bekam neben dem Konflikterbe der Vergangenheit die Chance eines friedvollen Gestaltens der gegenwärtigen und zukünftigen deutsch-polnischen Verhältnisse. Diese Chance war eine Gabe der Gnade Gottes. Als einzig mögliche Antwort auf die angebotene Gnade haben unsere Kirchen die Hingabe für das Werk der Versöhnung zwischen unseren Völkern betrachtet“, sagte er. „Deswegen sehen wir mit großem Entsetzen den auf beiden Seiten unserer Grenze wieder auflebenden Nationalismus. Dämonen, die vor 80 Jahren zu einer Welttragödie geführt haben, werden erneut lebendig. Das dürfen wir nie vergessen und müssen umso stärker die aufbauende Kraft der Versöhnung und des Friedens wahrnehmen.“ Dem schloss sich auch Elke König an: „Wir sind aufgerufen, aktiv für die Idee eines vereinten, dem Frieden und der Demokratie verpflichteten Europas Partei zu ergreifen. Die Partnerschaft unserer Kirchen steht auch für unsere gemeinsame christliche Verantwortung für ein Miteinander der Völker in Frieden, Menschlichkeit und gegenseitiger Achtung.“
Den Abschluss der Feierlichkeiten bildet am Nachmittag der Festgottesdienst in der St.-Trinitatis-Kirche in Stettin/Szczecin, wo vor 20 Jahren der Partnerschaftsvertrag unterzeichnet wurde. Es predigen Landesbischöfin Kristina KühnbaumSchmidt und Bischof Waldemar Pytel, Breslau/Wrocław.
Hintergrund:
Die beiden Diözesen Wrocławska (Breslau) und Pomorsko-Wielkopolska (Pommern-Großpolen) haben jeweils etwa 3.000 Gemeindeglieder. Insgesamt gehören der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen etwa 70.000 Mitgliedern in sechs Diözesen und 130 Gemeinden an.