Grußwort zur Eröffnung der Ausstellung FIVE COLOR GARDEN von Matt Mullican
17. Juli 2022
Liebe Freund:innen der Possehl-Stiftung, also wir alle hier,
lieber Max Schön,
lieber Herr Dr. Zybok,
liebe Frau Nork und Samuel Valentin von Marli,
liebe Pastorin Margrit Wegner, verehrte Gäste und Kunstliebende,
wie gut, dass sie ein Verhältnis miteinander haben, die Kirche und die Kunst. Ohne Kunst keine Kreativität, die einer Kultur der Vielfalt immer wieder neu Farbe gibt. Und ohne Kirche keine Tradition, die die schützenswerte Würde all dieses vielfältigen Lebens in einem Bild verankert – nämlich in der Idee, der Mensch sei Gottes Ebenbild.
Und darin schöpferisch, immer aufs Neue bedacht, dem Bösen die Stirn zu bieten, und der Liebe aufzuhelfen, allemal in diesen Zeiten des Hasses. Das ist der Raum, zwischen Himmel und Erde, in dem die Kunst gewissermaßen ihre Predigt hält. Ob als errötendes fleißiges Lieschen oder als gelbe Goldmarie oder Männertreu in bleu – fünf Farben und fünf Welten bilden ein Ganzes mit allen Sinnen und Ebenen der Weltwahrnehmung. Mit dem Schwarz der Petunie in der Mitte. Sie steht für das „wahre Leben“, von dem letztlich keiner weiß, woher es wirklich kommt, wie es wirklich entsteht und wohin es gehen wird. Das Leben selbst bleibt Geheimnis, das unendlich und im Dunkeln bleibt, dem Zugriff menschlicher Macht entzogen. Gut so.
Five Color Garden – der Kosmologie lassen sich noch zahlreiche Deutungen abgewinnen, wir werden sicherlich gleich mehr hören. Mich fasziniert, wie die einzelnen Welten ein rundes Ganzes ergeben, ohne dass das je Eigene seine Konturen verliert. Heißt: Wie wichtig ist in diesen Zeiten der Spaltungen und Demagogen, die einem schwarz für weiß verkaufen und das Blaue vom Himmel herunterlügen, wie wichtig ist eine Weltsicht, die alle Dimensionen zusammenbringt und zusammenhält: Krieg und Frieden und Alltag und Krise und Hoffnung und mutige Lieschen und treue Männer.
Ein Dank gilt natürlich zuallererst dem Künstler, Mr. Mullican, ich freue mich, ihn im Oktober kennenzulernen! Dank gilt aber vor allem auch der Possehl-Stiftung, die wieder einmal zeigt, wie Stadt und Stiftung, wie Kunst und Kirche zusammenwirken können, um der Lübschen Kultur der Vielfalt noch mehr Farbe zu geben.
Last but not least – danke den Gärtnern von Marli. Wegen der teilweise großen Hitze und krankheitsbedingt waren es viel weniger Gärtner als gedacht, die hier die 6.000 Blumen zu pflanzen hatten. Sie haben sich unglaublich engagiert – und Großartiges geleistet. Danke.
Summa: Möge diese Kunstinstallation viele ins Staunen bringen und ins Gespräch – und das Verhältnis, das Kunst und (nicht nur) Kirche haben, neue Inspiration schenken!