Himmlische Kicker am 17. Juni in Eutin
12. Juni 2012
Eutin. Der Gründer und Kapitän der "Himmlischen Kicker", Pastor Wolf-Matthias Gallien, wird am 17. Juni in Eutin zum letzten Mal für die kirchliche Fußballmannschaft auflaufen – auf den Tag genau 26 Jahre nach dem ersten Spiel der Kirchenmannschaft.
Im Fritz-Latendorf-Stadion in Eutin-Fissau will der 56-jährige Theologe in einem Benefizspiel gegen die "Eutiner Löwen" seinen Abschied nehmen. Den Anstoß wird um 15.00 Uhr der Sänger und Überraschungsgast Alexander Knappe ausführen. Die "Eutiner Löwen" sind eine Mannschaft aus Mitarbeitern der Eutiner Stadtbäckerei Klausberger und Beschäftigten der "Eutiner Werkstätten". Die "Himmlischen Kicker", ein 1986 gegründetes Fußballteam aus Mitarbeitern und Pastoren der früheren Nordelbischen Kirche, unterstützen noch bis zum Kirchentag 2013 in Hamburg mit ihren Benefizspielen die Hilfsaktion "Brot für die Welt".
Bis Anfang 2012 war Wolf-Matthias Gallien Pastor in Scharbeutz-Klingberg. Inzwischen unterrichtet er Religion an der Beruflichen Schule des Kreises Ostholstein. Eingefangen hatte er sich das "Fußballvirus" am 26. September 1965, erinnert sich der heute 56-Jährige: "An diesem Tag grätschte Uwe Seeler in der 54. Minute das Leder zum 2:1 über Schweden ins Netz, und Deutschland hatte sich dadurch für die Weltmeisterschaft 1966 qualifiziert. Es war das erste Spiel, das ich mir je im Fernsehen anschaute."
Fußball und Theologie
Der Fußball ließ ihn danach ebensowenig los wie die Theologie. An der Kieler Uni spielte er in der Fachschaftsmannschaft der Theologen: "Fast alle von uns waren in Vereinen aktiv, darunter richtige Könner." 1986 hatte Gallien die Idee, die "alten Kumpels" aus Studienzeiten wieder zusammenzurufen. Ihr erstes Spiel bestritten sie unter dem Namen "Spielvereinigung Angeliter Pastoren SpVgg Angelipa vor 26 Jahren, am 17. Juni 1986, gegen eine DRK-Auswahl in Boren, Angeln, und gewannen 4:3. Der Erlös von 1.133 Mark ging an ein "Brot für die Welt"-Projekt im damaligen Obervolta, dem heutigen Burkina Faso.
Die Theologen traten – inzwischen unter dem Namen "Himmlische Kicker" – gegen Lehrer-Teams und Betriebsmannschaften an, aber auch gegen Prominente wie den FC Landtag, ein Team mit dem Schauspieler Peter Lohmeyer ("Das Wunder von Bern") oder eine NDR-Auswahl. "Mein größtes Erlebnis war ein Match gegen die HSV-Altliga als Vorspiel zur Bundesligabegegnung HSV – 1. FC Köln im alten Volksparkstadion", erinnert sich Wolf-Matthias Gallien. Rund 250 Spiele haben die "Himmlischen Kicker" bisher bestritten. Von Beginn an trägt Wolf-Matthias Gallien die Kapitänsbinde – auch in seinem 102. und letzten Spiel am 17. Juni in Eutin. "Ich höre mit großem Bedauern auf, denn ich habe immer wahnsinnig gern Fußball gespielt – nicht unbedingt gut, aber gern", resümiert der Pastor schmunzelnd.
Finale beim Kirchentag 2013 in Hamburg
Das große Finale haben die "Himmlischen Kicker" sich für den Kirchentag 2013 in Hamburg aufgehoben, dann werden sie nach 27 Jahren zum letzten Mal antreten, sagt
Wolf-Matthias Gallien: "Viele von uns gehen inzwischen auf die sechzig zu." Außerdem herrsche Nachwuchsmangel bei den "Himmlischen Kickern". Das liege "an den großen Einbrüchen bei den Pastorenzahlen" und daran, dass es nur noch wenige junge Pastoren mit Lust und Interesse am Fußball gebe.
Jesus-Wort als Fußballregel
Doch die Bilanz der Kirchenfußballer kann sich sehen lassen: Spenden in Höhe von 117.000 Euro haben sie seit ihrem ersten Anstoß für "Brot für die Welt" zusammengebracht. Außerdem sei es gelungen, "Sport treibende Pastoren salonfähig und Kirche mal ganz anders erlebbar zu machen und dadurch manche Barrieren abzubauen". Ein Wort Jesu könnte sogar im Fußball-Regelbuch stehen, so Gallien: "Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt." Das Fußballspielen habe ihn immer "geerdet", sagt Wolf-Matthias Gallien: "Wer mit seiner Mannschaft Erfolg haben will, muss sich ein- und im Zweifelsfall auch unterordnen. Das ist auch für mich als Pastor immer wieder eine gute Übung."
Pastor als "Himmlischer Schiedsrichter"?
Für die Zukunft hofft der Kapitän des Kirchenteams, dass die Idee der "Himmlischen Kicker" auf lokaler und regionaler Ebene neu aufleben wird. An einen endgültigen Abschied vom grünen Rasen möchte Wolf-Matthias Gallien indes noch nicht denken: "Ich könnte mir schon vorstellen, als sowas wie ein 'Himmlischer Schiedsrichter' noch aktiv zu bleiben, zum Beispiel für Benefiz-Spiele mit Prominenten." Der Pastor hat zahlreiche Spiele und ganze Turniere gepfiffen, kann also reichlich Erfahrung anbieten.
17. Juni in Eutin: Alexander Knappe führt Anstoß aus
Beim Benefizspiel gegen die "Eutiner Löwen" am 17. Juni 2012 ab 15.00 Uhr im Eutiner Fritz-Latendorf-Stadion wird ein Überraschungsgast den Anstoß ausführen: der Sänger Alexander Knappe, der früher bei der BSG Eutin gespielt hat und zum Spiel gegen die "Himmlischen Kicker" aus Berlin anreisen wird. Im Vorjahr war es den "Kickern" erst in der Schlussphase gelungen, die "Löwen" zu bändigen. Die Kirchenmannschaft konnte sich am Ende über ein glückliches 4:1 freuen. Der Erlös von über 400 Euro wurde für "Brot für die Welt" gespendet, um Schulprojekte in Südafrika zu unterstützen.
Autor: Stefan Döbler, Kirchenkreis Ostholstein