Im christlichen Garten: "Du zeigst mir den Pfad des Lebens"
18. Juli 2013
Hamburg. Zur Eröffnung Ende April hingen dunkle Wolken über dem Gelände der Internationale Gartenschau (igs) in Hamburg – es regnete während Bundespräsident Joachim Gauck sprach. Dementsprechend wenige Besucher machten sich zu Beginn der Ausstellung auf den Weg nach Wilhelmsburg. Bei sommerlichen Temperaturen blüht die Gartenschau auf: "Jetzt sind die Gärten voll", berichtet Pastorin Corinna Peters-Leimbach, Beauftragte der Evangelischen Kirche für die igs.
Bisher kamen statt der geplanten 900 000 nur rund 542 000 Gäste. "Es war einfach zu kalt – auch unsere Lebenspfadfinder konnten die ersten Tage eigentlich nur durchhalten mit heißem Tee und Kaffee, Winterjacken und Handschuhen und einem Aufenthalt in unserer Kapelle. Ich kann es gut verstehen dass ganz viele Besucher erst jetzt kommen", so Peters-Leimbach.
Ein Brunnen in der Mitte verbindet die Gärten der fünf Weltreligionen
Ihr Arbeitsplatz ist in der "Welt der Religionen" auf einem rund 5000 Quadratmeter großen ehemaligen Friedhof den Muslime, Christen, Hindus, Buddhisten und Juden gemeinsam gestaltet haben. Zentrum der religiösen Gärten ist ein Brunnen, der von fünf Wasserfontänen gespeist wird. "Jede Religion hat etwas zu geben, und jede Religion ist auch empfangende", deutet es Peters-Leimbach, die als evangelische Pastorin von Wilhelmsburg die Gartenanlage mitentwickelt hat.
Die christlichen Kirchen haben einen "Lebenspfad" mit den wichtigen Stationen des Lebens geschaffen. Besucher können beim Klettern über rohe Baumstämme die Hindernisse des Lebens während der Konfirmation oder Firmung nacherleben. Ein bunter Brunnen erinnert an Ehe und Partnerschaft. Ein schmaler Weg führt in den Tod hinab und mündet in einen freien Platz als Zeichen der Auferstehung. Auf Glasplatten ist das "Vater Unser" in 80 Sprachen handgeschrieben eingraviert.
Peters-Leimbach: „Die Lebenspfadfinder sind unsere Blumen”
"Hier sind 200 evangelische und katholische Ehrenamtliche, unsere Lebenspfadfinder und Lebenspfadfinderinnen, im Einsatz. Deren Aufgabe ist es das Gesicht des christlichen Gartens zu sein. Hier stehen sehr viele Bäume und gar nicht so viele Blumen – daher sage ich immer: ‘Unsere Blumen sind die Lebenspfadfinder und Lebenspfadfinderinnen", so Peters-Leimbach.
Die Ehrenamtlichen sind von morgens 9 Uhr bis abends 18 Uhr im christlichen Garten ansprechbar und erklären die einzelnen Stationen. Drei bis fünf Ehrenamtliche sind gleichzeitig vor Ort. "Sie haben auch ein offenes Ohr, wenn Menschen ihnen erzählen, wie einsam sie gerade sind, oder warum sie ganz besonders von der Station Ehe berührt sind und dem Scherbenhaufen, der dort liegt, weil sie vielleicht gerade selber auf den Scherbenhaufen ihrer Ehe blicken – es sind sehr unterschiedliche Gespräche", weiß die Seelsorgerin.
Gespräche auf dem "Lebenspfad" über Gott und die Welt
Kritik an der igs hören sie hier in den Gärten kaum, berichten auch die Ehrenamtlichen. Der 46-jährige Wilhelmsburger Ralf Bünning ist als Lebenspfadfinder auf der igs. "Die Menschen hier sind toll. Es ist schön von meinem Glauben zu erzählen und von dem Glauben der anderen zu hören – der ja durchaus auch mal der Gleiche ist. Es beeindruckt die Besucher, dass hier Leute stehen. Das gibt mir auch was zurück", so der evangelische Christ.
Das ZDF überträgt am Sonntag, 21. Juli, einen katholischen Gottesdienst live von der igs. Die Predigt hält Erzbischof Werner Thissen. Beginn ist um 9.30 Uhr. Leitwort des Open-Air-Gottesdienstes ist "Du zeigst mir den Pfad des Lebens" – das Motto des ökumenischen Gartens. Bilder einer Wanderung durch den Lebenspfad mit Pastorin Peters-Leimbach sollen während der Übertragung eingespielt werden.
Wer den Gottesdienst live erleben möchte, muss allerdings Eintritt für die igs zahlen. Die Einstimmung auf die Feier beginnt um 9 Uhr. Die Kasse am Haupteingang öffnet bereits um 8 Uhr.