26. Juni 2024 | Französische Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt, Berlin

Johannisempfang der EKD

02. Juli 2024 von Kirsten Fehrs

Festvortrag

Vielstimmige Verbundenheit – Impressionen vom Posaunentag

Was für ein wunderbarer Gesang von allen Seiten! Ich freue mich, dass Sie alle gekommen sind, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freundinnen und Geschwister – und dass Sie bei diesem außerordentlich musikalischen Johannisempfang mit unverkennbarer Individualität Ihre Stimme erhoben haben. Denn darum geht es heute: höchst individuell den Chorälen der Dankbarkeit und dem Lob aufs Gelingen Kraft zu verleihen. Und zwar gemeinsam. Allen schrägen Tönen in dieser Zeit zum Trotz. Gemeinsam in den Dank einstimmen, das ist für mich der Grundton der Musik, die sich Demokratie nennt, die so lange schon in aller Freiheit die Vielstimmigkeit lebt und den Zusammenhalt in einemRhythmus.

Genau dies war vor einigen Wochen beim Deutschen Evangelischen Posaunentag zu erleben. 17.000 Bläserinnen und Bläser tauchten Hamburg in ein Klangmeer. Aus allen 16 Bundesländern Deutschlands kamen sie, aus Österreich und der Schweiz, aus Indien und Südafrika. Von 6 bis 96 Jahren. Die Grundschülerin neben der Kirchenpräsidentin neben dem Finanzbeamten und der Pflegedienstleiterin. Aus Stadt und Land – alle mittenmang. Die ganze Vielfalt des Blechs spielte auf - Trompeten, Euphonien, Flügelhörner und Friedensposaunen von Hamburg bis nach Jericho. Genau dahin. Und dann stellen Sie sich vor: Abendserenade an der Elbe. Von der Elbphilharmonie bis zu den Landungsbrücken, 1,2 km entlang auf der Jan-Fedder-Promenade ein einziges Flächengold! Und o Wunder, dank einer auch technisch genau kalkulierten Zeittaktung auf den Bildschirmwänden fand man zusammen! Und wollte zusammenfinden. Zu einer einzigen Musik. Etwa die vom Großstadtrevier. Oder: Ukuthula, Frieden heißt das in einer Sprache Südafrikas. 17.000 ganz eigene Stimmen, die durch präzise Kommunikation – echte Sensationstechnik – wussten, wie sie einsetzen und wie sie aufeinander hören sollten. Befreit davon, Solist oder Solistin sein müssen, haben sie den Dirigenten vertraut, die alles beieinander hielten. Es waren übrigens die Sachsen, denen dies gelang: mit Taktgefühl und Klang für Klang ein fulminanter Klangzusammenhang.

Mich hat es ergriffen. Es war etwas so Leichtes darin. Die Freude feierte Hochsaison. Lobe den Herrn. Kompromisslos vereint sie, diese Musik, die gerade mehrstimmig zur Höchstform ihrer Schönheit aufläuft. Und mehrstimmig – das kann durchaus auch missstimmig sein, nicht jeder Ton gefällt. Aber, das ist tröstlich, in der Gemeinschaft aushaltbar. Nützt ja nix, wie wir Hamburger sagen, es geht schließlich um Höheres. Auch, um die Tiefen der Krisen zu bestehen.

Deshalb sind die Musik und die Kirchenmusik solch ein großer Schatz. Weil sie zusammenhält. Die Welt. Und die Seele. Ein wahrer Schatz deshalb auch unser Gesangbuch. 500 Jahre alt und immer neu die Lieder: „Befiehl du deine Wege“ und „Geh aus, mein Herz“. Das sind Hoffnungslieder. Geschrieben von Menschen wie Paul Gerhardt, die den Krieg kannten und abgründige Gewalt und tiefen Schmerz. Lieder, die genau deshalb das Herz erreichen. Die der Enge der Angst die Freiheit entgegensingen. Freiheit, sie ist die Schwester der Musik. Wer könnte denn auch nur einen Ton von sich geben, würde er oder sie nicht aufatmen? Sich gerade machen? Ausgerichtet, nach vorn, das geht gar nicht anders.

„Wer singt, hat keine Angst“, hieß es jüngst bei einem hinreißenden Musical zu David und Goliath im Rahmen der Kinderchortage. Angst und Singen, das geht schon deshalb nicht zusammen, weil sich beides in der gleichen Gehirnregion abspielt, erklärte die Landeskantorin. Hunderte Kinder haben das überzeugend in die Herzen gesungen, eine Hoffnungskantate, die durch Deutschland gehen sollte. Darin heißt es: „Die Großen führen Kriege, nur weil sich einer stritt. Und die Kleinen, die Kleinen müssen mit. Wie viele müssen leiden? Kann Gott das Herz der Streitenden erreichen? Wir wollen hoffen, dass der Krieg bald endet. Dass Menschen lieben, Gier sie nicht mehr blendet. Und sie jetzt aufhörn, Leben zu riskieren, weil alle verlieren – und weil jedes Kind, jedes Kind, jedes Kind ein Lieblingskind ist.“

Sprachliche Grenzerfahrungen

Was für eine Botschaft in diesen Zeiten! Ich liebe die subversive Kraft unseres Glaubens. Auch weil sie viele Sprachen kennt. Nicht allein die der Musik, die Unsägliches sagbar macht. Und auch schon mal Despoten wie Goliath den Marsch bläst. Sondern auch die Sprache des Rituals, wenn Worte nicht mehr hinreichen. Trauer zu teilen, schweigend zu pilgern, das Brot zu brechen, alles Gesten der Verbundenheit, die es jetzt braucht. Am liebsten begleitet von einem Bachchor, der dabei das Dona nobis pacem intoniert, unentwegt, achtstimmige Friedenssehnsucht in h-moll. All dies, weil wir doch merken – in unserer Arbeit, im Gespräch mit den Kindern, Enkelkindern und natürlich im politischen Diskurs – dass die Sprache der Worte an ihre Grenzen stößt. Allemal, wenn es um die Tiefe der Tiefen geht. Um die existentiellen Krisen. Klimakrise, Kriege, soziale Nöte. Dort wo Ängste und Emotionen hochkommen, verschwimmen Worte und das Argument verliert schnell. Und die Differenzierung auch.

Ich glaube, Sie hier, die im politischen Raum dankenswerterweise für uns alle in diesem Land Ihre Kraft, Ihren Mut und Ihr klares Wort einsetzen, wissen es nur allzu genau: Der politische Streit kann sehr erschöpfend sein. Das war wahrscheinlich immer schon so. Allerdings – dass es inzwischen mit Abgeordneten, die den Stil demokratischer Auseinandersetzungskultur nicht mehr beherrschen, schlicht nicht mehr möglich ist, eine Parlamentsdebatte ohne Pöbelei, Herabsetzung, Verurteilung, ja Hasstiraden zu erleben, ist für den so nötigen demokratischen Diskurs alarmierend. Zumal sich dies im digitalen Raum ja fortsetzt und verstärkt: eine Flut von Desinformation, Bildmanipulation, Gewaltandrohungen, Worte, die zu Taten führen, enthemmt, brutal, antisemitisch, rassistisch, unsäglich. Darum haben die Kirchen in den vergangenen Monaten ein klares Nein gesprochen – zu allen Parteien, auch europaweit, die rassistische, antisemitische oder völkisch-nationale Positionen vertreten. Eine Ideologie der völkischen Überlegenheit ist mit christlicher Haltung nicht vereinbar. Das ist so und das bleibt so. Auch weil diese Parteien mit Hassrede und Fake News ganz gezielt den demokratischen Diskurs zerstören.

Eine gute, lebendige, demokratische Kultur lebt hingegen davon, für die Probleme eine Sprache zu finden, um die Dinge klar beim Namen zu nennen. Sie lebt davon, in ernsthafte Auseinandersetzung zu gehen – und dabei den guten Ton zu wahren. In der Kirche wie in der Politik. Es geht dabei um wertvolle Güter: um Wahrhaftigkeit und Ernsthaftigkeit. Die Menschen in diesem Land spüren, wenn beides leidet. Wenn eine Rede aus Furcht vor Shitstorms oberflächlich bleibt. Wahrhaftigkeit, der es um eine politische Ernsthaftigkeit geht, schließt jedoch immer auch das Wagnis des Widerspruchs ein, des Missklangs und der Verstörung. Dennoch: Weil es für die tiefgreifenden Problemlagen, die wie ein gordischer Knoten unlösbar scheinen, keine einfachen Lösungen geben kann, gerade deswegen gilt, den demokratischen Diskurs nicht aufzugeben. Parlare, miteinander reden, Meinungen austauschen – im Parlament. Rede und Gegenrede, zuhören, miteinander ringen – dadurch entsteht nötige Öffentlichkeit, ein „Raum für eine diskursive Klärung konkurrierender Ansprüche auf Wahrheitsgeltung“, wie Jürgen Habermas es nennt. Und ja, der Diskurs ist vor allem deshalb in die Krise geraten, so der 95-Jährige weiter, weil zu viele ihre eigene fragmentierte Weltsicht für letztgültig halten.

Dem Fragment mit Shalom kommen, das ist dran, und gelingt nicht nur auf einem Posaunentag. Shalom heißt eben nicht nur Frieden, sondern Vollständigkeit, Ergänzung. Große Sehnsucht liegt darin. Und Hoffnung, aus der Begegnungskrise herauszukommen. Ich jedenfalls werde mich nicht von der Idee verabschieden, andere Menschen durch Argumente, durch Austausch von Erfahrung und Empfindungen zu erreichen. Ich werde am biblischen Wort festhalten, das ich als Auftrag verstehe: „Wir können‘s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“ Auch um der Demokratie willen, denn sie ist die Staatsform des aufgeklärten Gesprächs!

Und deshalb werbe ich für die soeben von Diakonie und EKD ins Leben gerufene Initiative #verständigungsorte. Wenn etwas jetzt gebraucht wird, dann eine Offensive zum Dialog: Räume, in denen verschiedenste Menschen unterschiedlichste Meinungen teilen, Reden schwingen, Ohren betäuben, Streit aushalten – und so Gott will, kilometerweite Entfernung überwinden. Weil sie tatsächlich etwas Gemeinsames gefunden haben. Wenigstens einenAkkord, der durchträgt. Die Absicht hinter der Initiative ist glasklar: Wenn wir Hass und Hetze den Boden entziehen wollen, müssen wir mehr voneinander verstehen. Denn Verständigung kann mehr als Abgrenzung. Sie kann Kommunikation mit präzisem Takt und konkreter Technik.

So geschehen bei einem Bürgerdialog in einem Dorf an der Westküste, in dem die demokratischen Parteien arg an Boden verloren haben. Da wurden die knapp 80 Personen im Raum gebeten, sich zu viert zu einem der vielen virulenten politischen Themen zusammenzusetzen. Die Hütte brannte, deshalb waren sie überhaupt gekommen. Es gab nur zwei simple Regeln. Es bleibt bei diesem einen vereinbarten Thema, und die Struktur ist vorgegeben: Jede Teilnehmerin redet 4 Minuten, und keiner unterbricht. Bis sie alle durch sind. Und dann wird dies dreimal wiederholt. Faszinierend, zu sehen, wie sich die Atmosphäre im Raum langsam änderte. Wie die geballten Fäuste sich öffneten. Die Erfahrung, ausreden zu können, und zugleich zu merken, wie lang 4 Minuten sind, um sie inhaltlich zu füllen, und wie schwer es ist, 12 Minuten nur zuzuhören – alles das hat die Stimmung verändert. Individuell und in der Gemeinschaft. Auch echte Sensationstechnik.

Ergo: Angesichts der nach der Europawahl nochmals überdeutlich gewordenen Risse zwischen Ost und West, zwischen Großstadt und Land –- ist #verständigungsorte eine echte Chance, als Kirche einen Beitrag zum Demokratiesommer 2024 zu leisten. Bundesweit bitte. Und entschlossen.

Tragfähiges Zusammenspiel heißt Grundrechte schützen

Denn es geht um tragfähige Formen des Zusammenlebens, in denen das Individuum auch in anspruchsvollen Lebenssituationen nicht unter die Räder kommt. Das Individuum und seine Rechte zu stärken, das stand und steht immer wieder im Vordergrund öffentlicher Diskussionen zur Demokratie. Zu Recht! Die Feierlichkeiten zum Grundgesetz haben das in den letzten Wochen hervorgehoben. Die Würde des einzelnen Menschen, die unverbrüchlich gilt – und eben nicht von einem übermächtigen Staat oder politischen Ideologien angetastet oder überwältigt werden darf.

Glücklicherweise ist das nicht nur eine Forderung, sondern auch Realität. Denn die Stärke unserer Demokratie liegt in meinen Augen genau darin, dass sie eine rechtsstaatliche ist. So haben wir besonders mit dem Bundesverfassungsgericht eine Institution, die darüber wacht, dass diese Grenzen eingehalten werden. Und es ist, gerade in diesem Jahr, in dem das Grundgesetz seinen 75. Geburtstag feiert, eine große Ehre, lieber Herr Prof. Dr. Harbarth, dass Sie heute hier anwesend sind. Sie kennen die Abwägung, die erforderlich wird, wenn Grundrechte in Konflikt miteinander geraten, wahrlich aufs Beste. Ebenso, wenn Einzelne in ihren Grundrechten verletzt werden. Ich freue mich sehr, dass Sie als der oberste Repräsentant jenes Verfassungsorgans gleich zu uns sprechen werden!

Auf ganz andere Weise setzen wir als Kirche uns für die Grundrechte ein: etwa für das Grundrecht auf Religionsfreiheit, das an so vielen Orten auf dieser Welt nicht gegeben ist. Und damit zusammenhängend machen wir immer auch das Grundrecht auf Asyl stark, das derzeit so unter Druck steht. Als letzte Möglichkeit gewähren wir Menschen, deren Asylantrag in Deutschland abgelehnt wurde, eine Zuflucht. Wenn es sich um einen Härtefall handelt. Und mit großer Sorge sehe ich, dass dieses Kirchenasyl mancherorts nicht mehr respektiert wird. Wir wissen, dass es politisch umstritten ist. Genauso wissen wir aber auch, dass dieses Instrument erheblich zum gesellschaftlichen Frieden beiträgt. Es gibt den schwächsten Gliedern der Gesellschaft eine Chance, dass ihr Anliegen geprüft wird. Kirchenasyl, meine Damen und Herren, ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. Daher mein dringender Appell an dieser Stelle: Lasst uns über die Diskussion um den Schutz der Grenzen, den Schutz der geflüchteten Menschen nicht vergessen!

Destruktivem Harmoniezwang mit produktiver Disharmonie beikommen

Die Kunst der Abwägung, die dem Argument folgt, mit kühlem Kopf und warmem Herz – so richtig hört sich das an und ist doch alles andere als eine leichte Übung. Wir alle werden dies schon erfahren haben: gegeneinanderstehende Rechte bzw. Interessen, gerade wenn es dabei um großes Unrecht geht, lassen sich nicht ohne weiteres harmonisieren. Jedenfalls nicht so schnell, wie man es sich wünschen würde.

Harmonie, so schnell es nur geht, Harmonie weder mit kühlem Kopf noch warmem Herz, vielmehr Harmoniedruck – und -zwang – dies nun ist ein Thema, dem wir uns als evangelische Kirche und Diakonie in besonders bitterer Weise zu stellen haben. Die ForuM-Studie zur sexualisierten Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie hat uns dieses gern gepflegte Selbstbild, eine allerorten harmonische, geschwisterliche, demokratische Gemeinschaft zu sein, die sich von ihrem Grundverständnis her der Schwächeren annimmt und ihnen Schutz gewährt, verstörende Risse beigefügt. Nachhaltig verstörend, hoffe ich. Denn auf den 800 Seiten, in denen viele betroffene Menschen ihre Erfahrungen darlegen und als Co-Forschende evangelische Strukturen kritisch reflektieren, sehen wir uns Seite für Seite einem eklatanten Versagen gegenüber, das weder zu beschönigen ist noch Anlass gibt, zur Tagesordnung überzugehen.

An dieser Stelle könnte ich nochmals ausführen, wie viel bereits in den Landeskirchen und in der EKD passiert ist, und zwar nicht erst seit 2018. Doch das ist jetzt gerade nicht der richtige Ton. Es geht nicht um Selbstrechtfertigung der Institution. Sich der Verstörung zu stellen, heißt vielmehr zu respektieren, was betroffene Menschen in und mit dieser Studie geleistet haben. Dass es um ihre Selbstwirksamkeit geht – und die Möglichkeit mitzuentscheiden. Danke dafür, dass der Spiegel, den Sie uns in dieser Studie vorhalten, Veränderung nicht nur fordert, sondern ermöglicht. Im Beteiligungsforum, in dem Betroffenenvertreter:innen, EKD- und Diakonievertreter:innen sitzen, um von Anfang an bei jedem Problem die Sichtweisen zusammenzutragen – je in der Klarheit der Rollen, versteht sich – wird darum gerungen. Im Ton respektvoll-freundlich, aber in der Sache klar, und so arbeiten wir hart am Detail. Stemmen uns dem evangelischen Versagen und der Amoralität entgegen. Also bleibt natürlich Disharmonie und genau darin tritt eine Spannung ein, die wie jede Disharmonie produktiv nach Lösung sucht. Insofern danke ich – stellvertretend für alle – Ihnen, Frau Janz und Herr Zander als Sprecherinnen. Ich danke Ihnen dafür, dass sie diese Spannung halten – und auch aushalten. Wissend, dass dies viel Kraft kostet, die Sie vor allem für eines einsetzen: Veränderung um der guten Sache willen, die Gerechtigkeit heißt.

Hoffnung auf die Orchestrierung Gottes

Halten, auch an Haltungen festhalten, um zu gemeinsamen Lösungen zu kommen – das braucht Kraft, ja und noch mehr: Intuition. Einfühlung. Musik entsteht nicht allein dadurch, dass vorgegebene Noten richtig gespielt werden. Sondern dass ein Klanghaus entsteht, in dem viele wohnen können und wohnen wollen – mit ihrem je eigenen Akzent und ihrer eigenen Klangfarbe. Diplomatie heißt so eine Klangfarbe. Aufrichtigkeit. Achtung. Kompromissliebe. Fair play, das Tore macht!

By the way – was ist das für eine EM, in der in einem riesigen orangenen Fanmeer gesungen und getanzt wird – und zwar schon vor dem Spiel! Direkt neben der Jan-Fedder-Promenade ... Und nicht nur Hamburg, ganz Deutschland doch bebt vor Begeisterung. Und Freundschaft. Ein einziges Lob auf die Freude mitzuspielen, nicht nur mit den Beinen, sondern mit dem Herzen, ob orange, blau, rot oder pink …

Einigkeit und Recht und Vielfalt – es lebe die Hymne auf das Wir. Darum geht es letztlich in unser aller Bemühen: zu einem neuen Wir zu kommen. Danke, dass Sie als Politiker:innen dafür mit Verantwortung übernehmen. Alles andere als selbstverständlich ist es, dass Sie Ihre politischen Standpunkte immer wieder zur Disposition stellen und dafür öffentliche Angriffe in Kauf nehmen. Tätliche Angriffe sogar, die schlicht inakzeptabel sind und aufs Schärfste zu verurteilen.

Bleiben Sie, bleiben wir trotzdem dran! An diesem neuen Wir, für das in den letzten Monaten in ganz Deutschland Millionen auf die Straße gegangen sind, auf Elb-Promenaden, Siegessäulenplätze und Dorfstraßen, um jeder Gewalt und jedem Rechtsextremismus in unserem Land ein klares Stoppschild entgegenzusetzen. Millionen Bürgerinnen und Bürger mit den unterschiedlichsten Herkünften, Gedankenwelten, Glaubensbekenntnissen, Heimatsprachen singen gemeinsam das Lied: Wir sind mehr.

Als Kirche gehören wir hier hinein. Mittenmang. Getragen von Hoffnung, die eben nicht zuletzt stirbt, sondern die zuallererst lebt. Hoffnung, die unbeirrt dem Leben die Hand hinhält – so wie es eben ist – mittendrin in einer Welt, die trotz allem Gottes Welt ist und bleibt. Die in Gottes Rhythmus einfällt – auch wenn wir uns zu oft von allzu menschlichen Gegenrhythmen irritieren lassen. Von Gott orchestriert, das lässt uns Hoffnungslieder singen: Unverzagt zuversichtlich. Lobe den Herren.

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