Journal zur Landessynode im November 2024, Tag 2
22. November 2024
Unsere Landessynode tagt vom 21. bis 23. November in Lübeck-Travemünde. In unserem Synoden-Journal berichten wir über Schwerpunkte und Hintergründe. Am heutigen, zweiten Tag der Sitzung, werden unter anderem die Preisträger der Auszeichnung "Nordstern" bekanntgegeben.
Zum Livestream: Portal der Landessynode
Unser Synodenjournal Tag 1
Synodenjournal Tag 3
Es ist die letzte Zusammenkunft der Landessynode in dieser Legislaturperiode. Ab dem kommendem Jahr geht es mit neuer Besetzung weiter. Umso wichtiger ist den Synodalen, dass einige Vorhaben noch zum Abschluss gebracht werden. Wir berichten an dieser Stelle über die wichtigsten Beschlüsse und Ereignisse.
Auf der Tagesordnung stehen am heutigen, zweiten Synodentag unter anderem der Schlussbericht über die Verwendung der Energiepauschale, der Bericht zur Digitalstrategie und die Preisverleihung des "Nordstern". Am Nachmittag feiert die Synode zusammen einen Gottesdienst in der St. Lorenz-Kirche in Lübeck-Travemünde.
Morgenandacht
Militärdekan Ernst Raunig erinnert im Vorfeld des Ewigkeitssonntags an das Leid, dass die Menschen in den aktuellen Kriegen dieser Erde aushalten – Soldaten genauso wie Zivilisten.
Unsere Aufgabe als Kirche ist es, Menschen in den schwersten und dunkelsten Stunden zu begleiten und bei ihnen zu sein. Militärdekan Ernst Raunig
Und so ist es auch bei der Militärseelsorge, sagt er. "Wenn wir die Ausbildung von ukrainischen Soldatinnen und Soldaten und ihren deutschen Ausbildern hier in Deutschland auf dem Übungsplatz begleiten. Wissend, dass der Segen, den wir diesen Menschen geben, der letzte sein könnte, weil so viele Menschen in diesem grausamen Krieg sterben."
Bericht aus dem Sprengel Schleswig und Holstein
Nora Steen hält ihren ersten Sprengelbericht als Bischöfin des Sprengels Schleswig und Holstein. Darin betont sie die Bedeutung der diakonischen und seelsorgerischen Arbeit der Kirche.
Kirche und Diakonie sind entscheidend dafür, in einer sich wandelnden Gesellschaft neue Formen des Miteinanders zu gestalten. Bischöfin Nora Steen
Aus ihrer Sicht müsse Kirche eine Heimat geben und zugleich klar Position in der Welt beziehen.
So sei die Nordkirche auch an verschiedenen Bündnissen und Demonstrationen für Frieden und gegen Hetze beteiligt. Sie setze sich dafür ein, Menschen willkommen zu heißen und ein Anker zu sein. Gleichzeitig sei Kirche wie ein Rohbau, der weiterentwickelt werden müsse. "Wir sind geborgen, aber nicht gebannt in diesem Rohbau", so Bischöfin Steen.
Bericht aus dem Hauptbereich Gottesdienst und Gemeinde
Zum Ansehen: Unser Film über die Arbeit des Hauptbereichs Gottesdienst und Gemeinde
Hauptbereichsleiterin Nicole Thiel gibt Einblicke in die Aufgabenfelder ihres Teams. Dazu gehören etwa die Bereiche Musik, Kindergottesdienst, Prädikantenausbildung sowie Kirche und Tourismus.
"Gemeinsam in der Kirche Bestes suchen“ – das verstehen wir als unsere Aufgabe mit Ihnen und euch allen zusammen. Niemand von uns kann allein Kirche gestalten. Das geht nur gemeinsam, an den verschiedenen Stellen, an denen wir eingesetzt sind, in der Kirchengemeinde, im Kirchenkreis, auf landeskirchlicher Ebene. Gemeinsam mit Haupt- und Ehrenamtlichen. Wir sind gemeinsam auf dem Weg. Nicole Thiel, Leiterin des Hauptbereichs Gottesdienst und Gemeinde
Ein besonderer Fokus liege dabei auf der Stärkung des Ehrenamts sowie der Unterstützung, Beratung und Begleitung von Menschen. Und zwar "mittenmang", also in ihrem Alltag.
Digitale Strategie ist mehr als Technik
Dinge anders machen als der Rest der Welt – das ist für die Kirche möglich und auch ihre besondere Aufgabe für die Gesellschaft. Was sie aber nicht kann, ist sich der Welt zu entziehen. Wie also kann eine Kirche mit den immer komplexer werdenden Herausforderungen umgehen? Die Nordkirche hat für sich eine Antwort gefunden: die Digitalstrategie 2025+.
Die Digitalstrategie 2025+ bündelt die bisherigen digitalen Anstrengungen der Nordkirche und stellt sie in einen Gesamtrahmen. Sie wurde im Rahmen des Zukunftsprozesses entwickelt und soll der Kirche helfen, die Chancen der Digitalisierung in verschiedenen Bereichen wie Bildung, Kommunikation, Verkündigung und Verwaltung zu nutzen.
Das bedeutet auch einen umfassenden Kulturwandel: Alle kirchlichen Themenfelder und Arbeitsbereiche werden konsequent auf ihre digitale Tauglichkeit überprüft und digitale Lösungen entwickelt, die den Anforderungen des digitalen Zeitalters gerecht werden.
Ganz konkret bedeutet das für die kirchlichen Mitarbeitenden eine völlig neue Art zu arbeiten. Denn standardisierte und wiederkehrende Aufgaben werden konsequent durch KI-gestützte Automatisierung ersetzt. So sollen die Mitarbeitenden von Routinetätigkeiten entlastet werden.
In einer digitalen Welt sind Netzwerke wichtiger als Hierarchien
Der digitale Raum steht künftig nicht mehr im Gegensatz zum analogen Raum, sondern wird immer mitgedacht. Kirchenleitungsmitglied Arne Gattermann betonte: "In einer digitalen Welt sind Netzwerke wichtiger als Hierarchien. Standards gelingen nicht immer, weil alle alles gleich machen, sondern weil es Standards in der Zusammenarbeit, in der Kommunikation, Standards in den Schnittstellen gibt."
„Das Schwierige an der Digitalisierung ist nicht die Technik, sondern die sich daraus ergebende neue Organisation von Menschen und Prozessen.“ Arne Gattermann
Die Digitalstrategie 2025+ sei als nicht abschließbarer Prozess zu verstehen, sagte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.
„Sie ist ein Dokument mit kurzer Halbwertszeit, denn die digitale Welt verändert sich ständig.“ In den kommenden drei Jahren soll die Digitalstrategie + umgesetzt werden. Mit den ersten Erfahrungen wird die nächste Auflage der Strategie weiterentwickelt. Kühnbaum-Schmidt: Wir stehen erst am Anfang dieses Prozesses, aber der Weg, den wir gemeinsam gehen, wird entscheidend sein für die Gestaltung der digitalen Zukunft der Kirche.
Gottesdienst: Dank und Segen zum Abschied der II Landessynode
Mit einem feierlichen Gottesdienst in Lübeck-Travemünde verabschiedet die Nordkirche die II. Landessynode. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt lobt im Gottesdienst das Engagement der Synodalen und ruft dazu auf, Hoffnung und Frieden in die Welt zu tragen.
"Sie haben Grundsatzthemen unserer Kirche behandelt, Gesetze beschlossen, über Finanzen beraten und Zukunftsprozesse gestaltet. Ihr Engagement verdient höchste Wertschätzung", so die Leitende Geistliche der Nordkirche.
Interview: Drei Fragen an Präses Hillmann
Ein besonderer Dank geht auch an das Präsidium der Synode, mit Präses Ulrike Hillmann sowie den Vize-Präsides Elke König und Andreas Hamann. "Ihr wart in allem ein fester Anker, auch in stürmischen Zeiten."
In die Amtszeit der jetzigen Synodenbesetzung fiel sowohl die Corona-Zeit, als auch der Überfall Russlands auf die Ukraine und der Angriff der Hamas auf Israel. Die Synode setzte sich mit der Radikalisierung unserer Gesellschaft genauso auseinander wie mit großem menschlichem Leid und der Sorge vor einer ungewissen Zukunft.
Es gehe jedoch auch darum, die Zuversicht nicht zu verlieren. Und so rief die Landesbischöfin zum Abschluss ihrer Predigt alle dazu auf, sich für eine bessere Zukunft einzusetzen und "Hoffnung in eine oft trostlose Welt" zu tragen.
Preisverleihung Nordstern
Am Abend wird der Sitzungsraum zum Gala-Saal: Auf der Synode verleiht die Nordkirche den "Nordstern" für besondere Initiativen, die die Inklusion und Gemeinsinn fördern. Oft sind sie nur durch das Engagement Ehrenamtlicher möglich.
Nicht nur die Nordkirche, unsere ganze Gesellschaft lebt von ehrenamtlichem Engagement. Ehrenamtlich Engagierte, rund 65.000 in der Nordkirche, brauchen Begleitung und Ermutigung. Präses Ulrike Hillmann
"Im Fokus stehen deshalb Projekte, die Inklusion, Beteiligung und Gemeinsinn fördern und Vielfalt in Engagement integrieren. Besonders in Zeiten, in denen demokratische Werte und Solidarität nicht selbstverständlich sind, wollen wir Zusammenhalt stärken. Dies ist ein großes Anliegen: Bewusst zu machen, wie wichtig und wie kostbar das ehrenamtliche Engagement ist, für das alle Preisträger:innen stehen", so Präses Ulrike Hillmann.
Platz 1 belegt das Projekt "Füreinander – Miteinander" der Kirchengemeinde Gielow und Rittermannshagen, das Menschen, Initiativen und Vereine in unterschiedlichen Konstealltionen zusammenbringt. Herausragend ist, dass dieses Netzwerk in einem dünn besiedelten Gebiet, auch kirchenferne Menschen zu kirchlichem Engagement bewegt.
Den zweite Platz besetzt der Reger Hof in Hamburg-Bahrenfeld. Er wurde 2017 gegründet, um Geflüchteten beim Ankommen in der Hansestadt zu helfen. Er ist ein integrativer Ort, der heute ganz unterschiedliche Angebote von Kleiderkammer über Malscheune bis Backstube beherbergt.
"Mohltied – Viel Gutes für alle" heißt das dritte ausgezeichnete Projekt. Die Initiative der Kirchengemeinde St. Bartholomäus Wesselburen organisiert zusammen mit dem Diakonischen Werk Dithmarschen und der Ehrenamtskoordination des Amtes Büsum-Wesselburen warme Mahlzeiten für alle. Es öffnet die Augen für die soziale Realität in der Stadt und deren Umland und fordert zum Handeln auf, so die Meinung der Jury. So entstehen Begegnungen zwischen Menschen, die sonst wenig Berührungspunkte haben.