Karfreitagsbotschaft von Bischöfin Nora Steen

"Karfreitag zeigt, was bleibt, wenn nichts mehr hält"

Bischöfin Nora Steen mit Blick in den Chor des Schleswiger Domes, 2024
Bischöfin Nora Steen mit Blick in den Chor des Schleswiger Domes, 2024© Marcelo Hernandez, Nordkirche

15. April 2025 von Dieter Schulz

Bischöfin Nora Steen nennt Karfreitag einen „realistischen Feiertag“. In einer Welt voller Brüche und Sinnkrisen stellt sie klar: Nicht alles lässt sich kitten. Aber Gott ist da – mitten im Leid, im Zerbrechen und dort, wo Träume scheitern. Das ist die Hoffnung von Karfreitag.

„Für viele ist Karfreitag ein Ärgernis“, beginnt die Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Nora Steen, ihre diesjährige Karfreitagsbotschaft. Ein stiller Feiertag, der scheinbar nicht mehr in unsere laute, schnelle Zeit passt. Doch für die Bischöfin ist genau das Gegenteil der Fall. „Gerade jetzt ist Karfreitag wichtiger denn je. Er ist ein realistischer Feiertag“, so Nora Steen.

Ein Tag der Bestandsaufnahme

Karfreitag sei der Tag, an dem man die Dinge beim Namen nennen dürfe, sagt Bischöfin Nora Steen. Ohne Schönfärberei, ohne fromme Floskeln: „Wie steht es um mein Leben, um unsere Gesellschaft, um diese Welt? Was ist zerbrochen – in mir, in uns?“ Angesichts globaler Krisen, schwindender Gewissheiten und brüchiger Allianzen ruft die Bischöfin dazu auf, sich den tiefen Fragen zu stellen: „Welche Bündnisse tragen? Auf wen oder was kann ich mich verlassen – als Mensch, als Teil dieser Gesellschaft, als Christin?“

Der Tod Jesu: Verlust als Realität

Karfreitag konfrontiert mit der dunkelsten Stunde des christlichen Glaubens: dem Tod Jesu am Kreuz. „Für die Menschen, die ihn als Hoffnungsträger erlebt haben, zerbrach eine Welt“, so Steen. „Die unmittelbare Nähe zu Gottes Liebe – sie schien verloren.“ In einem eindrücklichen Bild beschreibt sie eine Schale, die zwar noch alle Teile besitzt, aber dennoch zerbrochen ist: „So sehr ich versuche, sie selbst zusammenzuhalten – sie bleibt kaputt.“ Nicht alles lasse sich reparieren. Nicht alles werde wieder heil.

Gott ist in den Scherben

Die Botschaft des Karfreitags liegt für Nora Steen genau hier: „Nicht alles lässt sich kitten. Aber Gott ist da. Genau dort, wo du die Scherben deiner Lebensträume in den Händen hältst.“ Es sei eine Zumutung, das auszuhalten. Doch auch eine Wahrheit, die tröstet: „Gott ist nicht nur im Licht, sondern auch in der Dunkelheit. Nicht nur im Erfolg, sondern auch im Scheitern. Nicht nur im Leben – sondern sogar im Tod“, betont die Bischöfin in ihrer Botschaft.

Ein Feiertag für Suchende

Karfreitag, so Bischöfin Nora Steen, sei ein Feiertag für Suchende, Zweifelnde und Verletzte. „Er spricht eine Sprache, die viele heute verstehen: Die der Ehrlichkeit. Der Brüche. Und der Hoffnung, dass Gott selbst in diesen Brüchen gegenwärtig ist.“

 

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