Kirchengemeinde Lütau steht im Mittelpunkt von Schleswig-Holsteins Landeserntedankfest
31. August 2022
Das Landeserntedankfest Schleswig-Holstein wird in diesem Jahr am Sonntag, 2. Oktober, in Lütau im Kreis Herzogtum Lauenburg gefeiert. Unter dem Motto „Das Gute liegt nah“ laden die Nordkirche und das Land Schleswig-Holstein zu einem Festgottesdienst, Ernteumzug und bunten Familienprogramm ein.
Die Kirchengemeinde Lütau setzt sich seit Jahren aktiv für den Klimaschutz vor Ort ein. „Lütau kam uns sofort in den Sinn, als wir im Lauenburgischen nach einer Kirchengemeinde gesucht haben, die Gastgeberin des Landeserntedankfestes 2022 sein könnte“, sagt Kirsten Fehrs, Bischöfin für den Sprengel Lübeck und Hamburg.
Bewahrung der Schöpfung ist gemeinsames Ziel
Die Kirchengemeinde des 700-Seelen-Dorfes engagiert sich schon lange für den Klimaschutz und den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Erst vor kurzem ist eine neue Heizanlage in Betrieb gegangen, die komplett auf regenerativen Energien basiert und seither die Kirche, das Pastorat und die Kindertagesstätte mit Wärme versorgt.
Aus dem Archiv: Kirchengemeinde Lütau heizt mit eigenem Knickholz und Sonne
Neben Solarthermie setzt die Kirchengemeinde auf Holzhackschnitzel, die aus der Knickpflege eigener landwirtschaftlicher Flächen stammen. „Das war für mich die ideale Verbindung zwischen Landwirtschaft und Kirche – bei Landschaftspflege und Schöpfungsbewahrung müssen wir an einem Strang ziehen“, bekräftigt Kirsten Fehrs.
Große Vorfreude im Dorf
Die Idee der Bischöfin, das Landeserntedankfest in Lütau zu feiern, weckte bei Pastorin Johanna Lembcke-Oberem und der Gemeinde Begeisterung. „Es ist eine große Ehre für unser Dorf“, sagt die Seelsorgerin. „Wir freuen uns darauf, Menschen aus dem ganzen Land zeigen zu dürfen, was es an Gutem im Dorf und in der Umgebung gibt“, betont Pastorin Johanna Lembcke-Oberem.
Gemeinsam, als Kirche und mit dem Land Schleswig-Holstein, wollen wir würdigen, was Landwirte leisten – unter besonders erschwerten Bedingungen in diesem Jahr.
Bischöfin Kirsten Fehrs
2022 habe gezeigt, wie rasant sich Wetter und Klima verändern würden, so die Bischöfin. „Und auch der Krieg in der Ukraine zeigt uns einmal mehr, dass es nicht selbstverständlich ist, jeden Tag etwas auf dem Teller zu haben. Jeder Apfel am Baum, jede Kartoffel in der Erde und jedes Brot, das wir backen, ist ein echtes Geschenk“, sagt Fehrs.
Landwirtschaft sichert Vielfalt der Lebensmittel
Auch Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz erinnert daran, dass ein „stets verfügbares, vielseitiges und hochwertiges Angebot an Lebensmitteln“ keine Selbstverständlichkeit sei. Die aktuelle geopolitische Lage zeige dies deutlich. „Gerade in Schleswig-Holstein profitieren wir von der Vielfältigkeit der Landwirtschaft. Sie ist nicht nur Nahrungsmittelproduzent, sondern auch im Tourismus, in der Energiewirtschaft, in der Landschaftspflege oder bei der Direktvermarktung aktiv“, betont Werner Schwarz.
Aus dem Archiv: Kirche Husm lädt zur Debatte um die Zukunft der Landwirtschaft
Für den Minister sind Landwirte und ihre Betriebe aber nicht nur ein wichtiger Wirtschaftszweig für den ländlichen Raum in Schleswig-Holstein, sie müssten sich auch vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen stellen. „Dies müssen wir uns immer wieder aufs Neue bewusst machen und entsprechend wertschätzend mit den Produkten umgehen“, fordert der Kieler Minister.
Landwirtschaft spürt Krieg und Naturkatastrophen
Obwohl Schleswig-Holstein eine klimatisch begünstigte Region sei, zeige die Häufung von Extremwetterereignissen, dass die Auswirkungen des Klimawandels nicht spurlos an den landwirtschaftlichen Betrieben vorübergehen würden. „So erinnert uns das Erntedankfest auch an die Abhängigkeit der Menschen von der Natur“, sagt Werner Schwarz.
Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, sagt im Vorfeld des Landeserntedankfestes: „Der Hunger in der Welt nimmt zu, durch den Krieg in der Ukraine bedingt, aber auch durch die Dürre in Teilen der Welt“ und ergänzte:
Wir säen, schützen und ernähren unsere Pflanzen, bis sie erntereif sind. Und doch liegt der Ernteerfolg nicht in unserer Hand. Schon ein Zuviel oder Zuwenig an Sonne oder Regen, aber auch ein Mangel an Nährstoffen kann die Erntemenge beeinflussen. Wir sehen: Eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln ist nicht selbstverständlich. Der Dank für eine gut Ernte sollte es sein. Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein
In Lauenburg steigt nun die Vorfreude auf das Fest. Der Lauenburgische Propst Philip Graffam sagt: „Selber auf dem Lande groß geworden, hat das Erntedankfest für mich einen hohen Stellenwert, denn Dankbarkeit ist ein Lebensgefühl und spiegelt eine innere Haltung wider. Sie hat mit dem Bewusstsein zu tun, dass mir etwas Gutes widerfahren ist. Insofern gehört eine gewisse Wertschätzung zur Dankbarkeit. Das Gute muss auch wahrgenommen und gewürdigt werden.“