Landesbischöfin würdigt ehrenamtliches Engagement – Präses zieht Bilanz
23. November 2024
Landessynode der Nordkirche schließt Legislatur mit bedeutenden Weichenstellungen zu Finanz- und Digitalstrategie sowie zum Klimaschutz ab. Durch eine Verfassungsänderung werden neue kirchliche Formate in Erprobungsräumen ermöglicht.
Mit der 22. Tagung ist heute (23. November 2024) die Legislatur der II. Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) zu Ende gegangen. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt würdigte das Engagement der Synodalen und die Arbeit des scheidenden Präsidiums, bestehend aus Ulrike Hillmann, Elke König und Andreas Hamann. „Wer leitet, muss bereit sein, sich leiten zu lassen – im Hören aufeinander, auf andere und vor allem auf Gottes Wort“, betonte Kristina Kühnbaum-Schmidt. Besonders beeindruckt habe sie die Bereitschaft des Präsidiums, gewohnte Wege zu verlassen und Neues zu wagen, wie etwa digitale Tagungen und innovative Formate, so die Vorsitzende der Kirchenleitung.
Feierlicher Gottesdienst zum Abschied
Mit einem feierlichen Gottesdienst in der St. Lorenz-Kirche Travemünde am Freitag (22. November 2024) hatte die Nordkirche die Synodalen der II. Landessynode nach sechsjähriger Amtszeit feierlich verabschiedet. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt betonte in ihrer Predigt die außergewöhnliche Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements und zollte den Synodalen höchsten Respekt für ihren Einsatz. Während des Gottesdienstes erhielten die Teilnehmenden Segensbändchen der Landesbischöfin mit den Worten „Gott schenkt Zukunft und Hoffnung“ (Jeremias 29,11-14), die auch das Thema ihrer Predigt im Gottesdienst waren.
Verfassung geändert
Zum Abschluss der Legislatur hat sich die Synode auf den letzten drei Tagungstagen mit wichtigen Zukunftsthemen beschäftigt. So änderten die Synodalen die Verfassung der Nordkirche, um Erprobungsräume zu ermöglichen. Ziel ist es, bis Februar 2026 ein entsprechendes Gesetz vorzulegen. Zudem beschäftigte sich die Synode mit der künftigen Digital- und Finanzstrategie, mit dem Klimaschutz sowie mit dem Bericht von Bischöfin Nora Steen aus dem Sprengel Schleswig und Holstein.
Schutzkonzept für Landessynode verabschiedet
Als eine der letzten Amtshandlungen verabschiedete die Landessynode nach intensiver Debatte ein Schutzkonzept für die Landessynode. Die Beschäftigung mit dem Thema Prävention führe zu einer höheren Sensibilisierung, so wurde in der Debatte deutlich. Die Synodalen regten an, beim „Onboarding“ der Mitglieder der neugewählten III. Landessynode das Thema ebenfalls zu behandeln.
Umgang mit Darstellungen von judenfeindlichem, rassistischem und nationalsozialistischem Gedankengut
Letzter Tagesordnungspunkt der Abschlusssitzung der II. Landessynode war der Bericht der Kirchenleitung zum Umgang mit Darstellungen von judenfeindlichem, rassistischem und nationalsozialistischem Gedankengut in der Nordkirche. In den knapp 2.000 Kirchen der Nordkirche befinden sich rund 100.000 Ausstattungsobjekte, darunter auch solche mit Darstellungen von judenfeindlichem, rassistischem und nationalsozialistischem Gedankengut, die im jeweiligen historischen Kontext entstanden und in die Kirchen verbracht wurden. Die Synode machte deutlich, dass sich die Nordkirche intensiv mit dem Thema auseinandersetzen muss.
Bilanz zur II. Legislatur der Landessynode
Nach Ende der Tagung zog Präses Ulrike Hillmann eine Bilanz der Legislatur: „Es waren sechs intensive Jahre. Allein schon unser Pflichtprogramm, die weitgehende Vollendung der Rechtsvereinheitlichung der Nordkirche, war bemerkenswert. Dazu gehörte das gemeinsame Arbeitsrecht und in Verbindung damit der flächendeckende Tarifvertrag. Wir sind eben nicht nur eine Glaubens-, sondern ebenso eine Dienstgemeinschaft.“ Präses Hillmann nannte insbesondere das Gesetz zur Berücksichtigung der Geschlechtervielfalt sowie die Jugendquote im Landessynodenbildungsgesetz.
Junge Menschen im Blick
„Mit dem Ausschuss „Junge Menschen im Blick“ hat die Landessynode gleich zu Beginn ihr besonderes Augenmerk auf die Bedürfnisse der jungen Menschen gerichtet. So war dann die Entscheidung für ein Gesetz, das Kindern und Jugendlichen umfangreiche Beteiligungsrechte einräumt, nur konsequent. Die Folgen lassen sich an der Zusammensetzung der III. Legislatur deutlich ablesen“, so die Präses.
Friedenssynode und Auseinandersetzung Ergebnissen der ForuM-Studie
Besonders dicht und oft auch persönlich seien Debatten immer dann gewesen, wenn es um grundlegende inhaltliche Themen ging, erklärte Ulrike Hillmann. „Ich denke besonders an die Friedenssynode im Mai 2022 - kurz nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine - und an die Tagung bald nach der Veröffentlichung der ForuM-Studie im Februar 2024, auf der die Synodalen intensiv und sehr persönlich debattiert haben. Auch mit ihren Gottesdiensten war die Synode immer bei ureigenen Themen der Bibel, des Glaubens und gleichzeitig mitten in der Gesellschaft“ bilanzierte die Präses.
Bereitschaft zum kompletten Systemwechsel
Bemerkenswert war aus Sicht der Präses in der Corona-Zeit die Bereitschaft zum kompletten Systemwechsel - in jeder Hinsicht. Von jetzt auf gleich und dann mehrfach wurde digital getagt. „Was nicht gelang, ist ein Schritt hin zur Verkleinerung der Landessynode. Mit 156 Mitgliedern sind wir die größte der Landessynoden in Deutschland. Angesichts drastisch sinkender Mitgliederzahlen erschiene mir da ein mutiger Schritt angebracht. Diese Aufgabe liegt nun bei der III. Legislatur. Auch mit weniger Synodalen oder vielleicht weniger häufigen Tagungen können wir der Öffentlichkeit zeigen, dass wir als synodal verfasste Kirche etwas bewegen und damit einen Part in unserer demokratischen Gesellschaft wahrnehmen wollen“, erklärte Ulrike Hillmann.
Nordstern verliehen
Der Nordstern ist die höchste Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement in der Nordkirche. Die Jury, unter dem Vorsitz von Präses Ulrike Hillmann, besteht aus Vertreter:innen der Landessynode und würdigt jährlich Projekte, die durch Kreativität, Inklusion und Nachhaltigkeit herausragen. „Ehrenamt ist das Rückgrat unserer Kirche“, so Hillmann. Ausgezeichnet wurde:
1. Platz: „Füreinander – Miteinander“
Kirchengemeinden Gielow und Rittermannshagen, Sprengel Mecklenburg und Pommern
Projektleiter: Carsten Altschwager
Das Netzwerk „Füreinander – Miteinander“ vereint über 200 Engagierte in einer strukturschwachen Region. Es baut Brücken zwischen Menschen, entwickelt Beteiligungsformate und stärkt die Gemeinschaft. „Du bist wichtig, du machst einen Unterschied“ lautet die Botschaft des Projekts. Besonders bemerkenswert ist die Zusammenarbeit von kirchennahen und kirchenfernen Menschen.
2. Platz: Flüchtlingshilfe RegerHof
Kirchengemeinde Hamburg-Bahrenfeld, Sprengel Hamburg und Lübeck
Projektleiter: Pastor Dr. Nils Petersen
Der RegerHof, seit 2017 aktiv, ist ein lebendiger Treffpunkt und integrativer Ort im Stadtteil. Ehrenamtliche betreiben eine Kleiderkammer, Sozialberatung, eine Backstube und vieles mehr. Menschen in schwierigen Lebenssituationen finden hier praktische Hilfe und Gemeinschaft. „Ein Ort, der Vielfalt lebt und Solidarität stärkt“, würdigte die Jury.
3. Platz: „Mohltied – Viel Gutes für alle“
Kirchengemeinde St. Bartholomäus, Wesselburen, Sprengel Schleswig und Holstein
Projektleiterin: Pastorin Ina Brinkmann
Das Projekt „Mohltied!“ bietet nicht nur Mahlzeiten für Bedürftige, sondern fördert Begegnungen zwischen Menschen verschiedener Hintergründe. Mit über 1.000 Gästen in nur 15 Tagen zeigt die Initiative, wie Armut sichtbar gemacht und durch Gemeinschaftsaktionen bekämpft werden kann.