Landesbischöfin zum Sonntag Judika: „Weltweite Gerechtigkeit nicht aus den Augen verlieren“
26. März 2020
Hamburg/Schwerin. Am bevorstehenden Sonntag Judika (29. März) werden in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) Fragen der weltweiten Gerechtigkeit thematisiert. In den vergangenen Jahren haben Kirchengemeinden dazu in die Gottesdienste in ihren Kirchen eingeladen. Wegen der aktuellen Schutzvorkehrungen aufgrund der Corona-Pandemie werden derzeit vielfach Online-Gottesdienste und -Andachten angeboten, auch zum Sonntag Judika. So lädt die Nordkirche unter www.sonntag-judika.de und ihren weiteren digitalen Kanälen zu einer Online-Andacht zum Thema „Gerechtigkeit und Welthandel“ ein – unter anderem mit einer Bibelmeditation, weiteren inhaltlichen Impulsen und Fürbitten.
Gemeinsam mit Engagierten in Kirchenkreisen sowie Expertinnen und Experten in Diensten und Werken hat das Zentrum für Mission und Ökumene in der Nordkirche online bereitgestelltes Informationsmaterial sowie die digitale Andacht vorbereitet. Bereits zum sechsten Mal hat das Zentrum für Mission und Ökumene einen derartigen Themenschwerpunkt zu einem besonderen Aspekt von Recht und Gerechtigkeit initiiert. Mit dem diesjährigen Thema „Gerechtigkeit und Welthandel“ soll nordkirchenweit dazu ermutigt werden, sich für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards bei der Herstellung und Verarbeitung von Produkten im In- und Ausland einzusetzen.
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt hebt aus diesem Anlass hervor: „Gerade in diesen weltweit schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie wünsche ich mir, dass wir am Sonntag Judika den Einsatz für weltweite Gerechtigkeit nicht aus den Augen verlieren. Jetzt, wo Menschen in vielen Teilen der Erde um ihre Existenz bangen, sollten wir innehalten und sehen: Unsere weltweiten ökonomischen Beziehungen brauchen ethische und gerechte Regeln, damit alle Menschen in Frieden und Gerechtigkeit leben können. Diese Welt ist uns zu verantwortlicher Gestaltung anvertraut und unendlich wertvoll – aber als Gottes Schöpfung ist sie eben nicht für Geld zu haben. Auch das können wir am Sonntag Judika bedenken.“
Anlass für den diesjährigen Themenschwerpunkt am Sonntag Judika sind die ungerechten Verhältnisse im Welthandel, erläutert die zuständige Referentin im Zentrum für Mission und Ökumene, Anne Freudenberg: „Die Corona-Krise führt uns auf dramatische Weise vor Augen, in welchem Maße Transparenz und Sorgfalt in globalen Lieferketten in unser aller Interesse liegen. Die Krise wird Unternehmen weltweit dazu zwingen, bessere Systeme zum Risikomanagement aufzubauen, die auch in Krisenzeiten Lieferengpässe verhindern. Diese neuen Management-Systeme dürfen sich nicht nur auf Geschäftsrisiken beschränken, sondern müssen auch Menschenrechte und Umweltschutz in den Blick nehmen. Wenn Handel wirklich dem Menschen und nicht nur dem Profit dienen würde, könnte er Armut überwinden helfen. Lokale Märkte und Existenzen der Kleinbauern im globalen Süden dürfen nicht zerstört werden.“
Im September 2019 startete ein zivilgesellschaftliches Bündnis aus Menschenrechts-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen, Gewerkschaften und Kirchen die „Initiative Lieferkettengesetz“ in Deutschland, der das Zentrum für Mission und Ökumene im Februar beigetreten ist. Die Forderung: Unternehmen sollen per Gesetz verpflichtet werden, Menschenrechte und Umweltstandards entlang ihrer gesamten Lieferkette einzuhalten. Mittlerweile sind mehr als 80 Akteure beteiligt. Eine Petition an Bundeskanzlerin Angela Merkel haben mehr als 153.000 Menschen unterzeichnet.
Die Initiative orientiert sich in ihren Forderungen an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte sowie den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen. In anderen europäischen Ländern wie den Niederlanden, Frankreich oder Großbritannien gibt es bereits Gesetze gegen Kinderarbeit, moderne Sklaverei und für die Achtung der Menschenrechte im Auslandsgeschäft. In Deutschland steht die Entscheidung über ein Lieferkettengesetz laut Koalitionsvertrag für das Jahr 2020 auf der bundespolitischen Tagesordnung.
Hintergrund: Sonntag Judika
Der Name „Judika“ entstammt der lateinischen Übersetzung des Eingangspsalms im Gottesdienst für den 5. Sonntag der Passionszeit, der mit den Worten „Gott, schaffe mir Recht!“ beginnt. Traditionell geht es in Gottesdiensten an diesem Sonntag darum, wie Christen ihr Leben an Gottes Handeln und Gebot ausrichten, sowie um Recht und Gerechtigkeit.
Digitale Andacht, Informationen und Materialien: