Landesbischof Dr. Andreas von Maltzahn: Weihnachten etwas von Gott erkennen
23. Dezember 2010
Laut einer kürzlich veröffentlichten, repräsentativen Umfrage des bundesweiten Nachrichtenportals<link http: www.news.de _blank link-extern>www.news.de glauben mehr als zwei Drittel / fast drei Viertel aller Deutschen an Gott. Mit ihrem Glauben verbinden sie jedoch ganz unterschiedliche Vorstellungen. Das ist so verwunderlich nicht! Auch die Bibel spricht von Gott in reicher Vielfalt verschiedener Bilder. Wie denn auch sollte eine einzige Vorstellung genügen, Gott in seiner ganzen Fülle zu erfassen!
Die Geschichten von Weihnachten aber lassen eine wesentliche Seite Gottes anschaulich werden: Gott kommt uns Menschen nahe. Er wendet sich nicht ab von der zerrissenen Welt, sondern hat in Jesus von Nazareth teil an menschlicher Freude und menschlichem Leiden. Gott kommt zur Welt. Nicht im Zentrum der Macht, sondern im Abseits der Weltgeschichte geschieht das. Die Menschen am Rande liegen ihm am Herzen: einfache Leute wie Josef und Maria, Hirten mit zweifelhaftem Ruf, Kinder und Frauen minderen Rechts in der damaligen Gesellschaft, Menschen, die wegen ihrer Krankheit, ihres Standes oder ihrer Religion ausgegrenzt wurden.
Das ruft Christen in besonderer Weise zur Verantwortung und zur Parteinahme für die Benachteiligten unserer Zeit: für Kinder, deren soziale Herkunft ihnen noch immer bestimmte Bildungswege verschließt; für alte Menschen, die vereinsamen; für Soldaten, die in Kampfeinsätzen traumatisiert wurden; für Haftentlassene, die es schwer haben, draußen wieder Fuß zu fassen und eine Arbeit zu finden; für Frauen, Männer, Kinder, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind; für Menschen, die am Rande ihrer Kraft arbeiten und sich vom Leben überfordert fühlen.
Wo wir uns zu Nächsten dieser Menschen machen, ist Gott uns nahe. Er steht uns zur Seite. Im Dasein für Andere, in der Hingabe finden wir Erfüllung unseres Lebens. Denn wir machen darin die Erfahrung, dass Macht und Ohnmacht sich in der Liebe nicht widersprechen, vielmehr dass in der Liebe die Macht als Ohnmacht sich vollenden kann. Das zeigt die Geburt im Stall. Weihnachten wird aufs Neue deutlich: Gott gibt diese Welt nicht auf. Wir wirken mit an seinem Werk, wenn wir dazu beitragen, dass Güte und Gerechtigkeit in unserer Welt zunehmen.
Ich danke allen, die sich ehrenamtlich oder in ihrem Beruf für Menschen in Notlagen einsetzen und wünsche ihnen und allen Mecklenburgerinnen und Mecklenburgern gesegnete Weihnachten!
Dr. Andreas v. Maltzahn,
Landesbischof
(23.12.2010)