Landesbischof Ulrich bei Generalversammlung der Evangelischen Bank eG
17. Juni 2015
Kassel. Vor einer „sich ausbreitenden, theoretischen und praktischen Reduktion des Menschen auf seine Identität als homo oeconomicus, auf ein Wesen, das sich in seinem Handeln einem auf Leistung und Gewinn fixierten Maßstab unterworfen hat“, hat heute (17. Juni) Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) gewarnt.
Zum Auftakt der ersten ordentlichen Generalversammlung der Evangelischen Bank eG in Kassel hielt der Landesbischof mit den rund 300 Teilnehmern eine Andacht. In seiner Ansprache bezeichnete er die Wirtschaft als eine hohe und zugleich riskante Kulturleistung: „Wirtschaftliche Strukturen sind kein von uns geschaffener Moloch, kein Leviathan oder Golem, der einmal erzeugt seinen eigenen Gesetzen gehorcht und, statt beherrscht zu werden, uns tyrannisiert. Nein, Wirtschaft, im Guten wie im Schlechten, das sind wir alle, zusammen mit den Wirtschaftsformen, die wir schaffen und auch wieder, so schwer es auch ist, verändern können.“
Verantwortung gegenüber dem Einzelnen und der Welt
Geld sei nicht „irgendeine Ware, mit der gehandelt wird“, so Ulrich. „Es ist in unserer Welt ein Gestaltungsmittel, auch ein Ausdruck von Wertschätzung. Dass Geld die Welt bewegt – das ist auch ein gefährlicher Satz, einer, der zu Machtausübung einlädt, zu Größenwahn rufen kann. Und so geschieht es ja auch oft genug.“ Darum sei die Verantwortung einer Bank gegenüber den Einzelnen und gegenüber der Welt groß: „Dazu ist es gut, dass man sich kennt, dass man weiß, wo und wie meine Bank tickt, was sie plant, was sie sich vornimmt – aber auch, was sie ausschließt. Und: worauf sie baut.“
Christliches Engagement in der Wirtschaft beruhe immer auf einer fundamentalen biblischen Aussage, so Ulrich: „Gott schafft den Menschen zu seinem Bilde. Das heißt: Jede und jeder hat einen unverfügbaren Wert. Gerade weil die globalisierte Wirtschaft die Tendenz hat, alles zu ökonomisieren und über alles zu verfügen, müssen wir uns für den Einzelnen und seinen Wert, für seine Unverfügbarkeit einsetzen, müssen wir eintreten für Gerechtigkeit, Solidarität, friedliche Konfliktlösung und Bewahrung der Schöpfung. Vor Gott gilt noch eine andere Form der Wertschöpfung, die aus dem Teilen der Fülle wächst, die uns geschenkt und anvertraut ist!“
Der Landesbischof erinnerte an ein Wort des von den Nationalsozialisten vor 70 Jahren ermordeten Pfarrers und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer, wonach Kirche nur Kirche sei, wenn sie für andere da sei: „Dies bleibt Verpflichtung für uns alle“, betonte Gerhard Ulrich.
Die Evangelische Bank eG
Die Evangelische Bank eG ist ein genossenschaftlich organisiertes, nachhaltiges Kreditinstitut, das 2014 aus einem Zusammenschluss der Evangelischen Kreditgenossenschaft eG, Kassel, und der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft eG, Kiel, entstanden ist. Die Evangelische Bank eG ist ein spezialisierter Finanzpartner von Kirchen, Diakonie, Caritas, Freier Wohlfahrtspflege und der Sozialwirtschaft sowie diesen Institutionen nahestehenden Personen. Rund 500 Mitarbeiter betreuen bundesweit rund 19.000 institutionelle Kunden und ca. 72.000 private Kunden an 16 Standorten.