Landessynode beschließt Haushalt 2022
19. November 2021
Travemünde. „Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer trifft sie der Zufall,“ mit diesem Zitat von Friedrich Dürrenmatt schloss Michael Rapp, Vorsitzender des Finanzausschusses der Nordkirche, seine Stellungnahme zum Haushaltsplan der Nordkirche für das Jahr 2022. Angesichts des Haushaltsdefizits fragte Rapp die Synodalen: „Haben wir den Handlungsdruck überhaupt ernstgenommen?“
Er mahnte: „Heute sind wir zum Handeln gezwungen, stärker denn je und wahrscheinlich wird uns nicht wieder so viel Zeit zur Verfügung stehen, wie heute, obwohl wir auch heute unter Zeitdruck handeln. Der Finanzausschuss wünscht sich, dass bei neuen, vor allem dauerhaften Ausgaben Einsparvorschläge in mindestens gleicher Höhe gemacht werden und dass der Verwaltungsaufwand realistisch eingepreist wird.“
Mehr zur Landessynode
Mit dem Haushalt 2022 beschäftigten sich die Synodalen an ihrem zweiten digitalen Sitzungstag, vor allem mit den finanziellen Folgen der Corona-Pandemie und dem demographischen Wandel für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche). Am Nachmittag wurde der Haushalt mit großer Mehrheit beschlossen.
Für 2022 rechnet die Nordkirche mit 505 Millionen Euro an Kirchensteuereinnahmen. Das sind ein Plus von etwa 22 Millionen Euro gegenüber dem zurückliegenden Haushaltsjahr 2021, erläuterte Malte Schlünz, Mitglied der Kirchenleitung, bei seiner Einbringung des Haushalts. Allerdings sind das immer noch rund 30 Millionen weniger Kirchensteuereinnahmen als vor der Corona-Pandemie in 2019. Die Kirchensteuereinnahmen entsprechen etwa 91 Prozent der Gesamteinnahmen der Landeskirche in Höhe von 556 Millionen Euro. Hiervon werden zuerst Vorwegabzüge für die Versorgung und weitere gesamtkirchliche Aufgaben in Höhe von etwa 150 Millionen Euro bedient.
„Demografische Entwicklung und die sinkenden Mitgliederzahlen in den kommenden Jahren werden die Einnahmen negativ beeinflussen. Insofern ist es hilfreich, dass uns die verhalten positive Kirchensteuerentwicklung jetzt die Zeit gibt, intensiv miteinander zusammenzuarbeiten, um unsere Kirche fit für die Zukunft zu machen.
Ein Fokus liegt hier auf der Digitalisierung nicht nur von Verwaltungsprozessen und Gremienarbeit, sondern auch im Rahmen von Verkündigung. Innerhalb des Zukunftsprozess Horizonte5 ist dies bereits ein wichtiges Thema“, so Malte Schlünz bei seiner Einbringung des Haushalts.
Die Gründe für die Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen sind vielfältig: Gewinneinbußen, Umsatzrückgänge, Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Corona-Maßnahmen. Zwar sind die Einnahmen positiver als erwartet, aber nach wie vor unterhalb des Niveaus von vor der Corona-Pandemie. Insofern seien die seit 2021 eingeführten Maßnahmen zur Gegensteuerung weitestgehend aufrechtzuerhalten. Dies sind zum Beispiel die Entnahme von Mitteln aus der Ausgleichsrücklage zur Deckung von Mindereinnahmen oder temporäre Vakanzen bei der Wiederbesetzung von Stellen.
Im Haushalt 2022 ist ein moderater Zuwachs von 14 Millionen Euro bei der Zuteilung der landeskirchlichen Mittel an die 13 Kirchenkreise mit ihren knapp 1.000 Kirchengemeinden mehr als im Vorjahr geplant. Mit 302 Millionen Euro erhalten diese nach wie vor den weitaus größten Teil der Haushaltsmittel für die kirchliche Arbeit vor Ort.
Der Haushalt der Landeskirche für den Bereich Leitung und Verwaltung weist nach Verwendung der zweckgebundenen Rücklagen einen Fehlbetrag von 1,4 Millionen Euro aus. Dieser muss durch Entnahme aus der genau für diese Zwecke vorgesehenen Ausgleichsrücklage gedeckt werden.
Mittel für Corona-Nothilfen, Flüchtlingsbeauftragte und Projektarbeit in Übersee
Drei Prozent des Kirchensteuernettoaufkommens, also 15,1 Millionen Euro, werden für den Kirchlichen Entwicklungsdienst (KED) eingeplant. Er fördert unter anderem Projekte in den Partnerkirchen der Nordkirche in Asien, Afrika und Lateinamerika. Außerdem werden aus den KED-Mitteln auch Corona-Nothilfen der Partnerorganisationen, wie zum Beispiel von Brot für die Welt und des Lutherischen Weltbundes, mitgetragen.
Die sieben Hauptbereiche der Nordkirche, in denen die gesamtkirchlichen Dienste und Werke geordnet sind, sollen in diesem Jahr 37,5 Millionen Euro (2021: 35,7 Mio. Euro) erhalten. Der Bereich Leitung und Verwaltung (Landessynode, Landeskirchenamt, Kirchenleitung) plant mit 30,9 Millionen Euro (2020: 31,3 Mio. Euro).