„Lasst uns füreinander dasein – mit Güte und Wohlwollen”
23. Dezember 2020
Dieses Jahr war ein belastendes, doch es ist auch eines, das uns den Wert von Solidarität neu vor Augen geführt hat. In ihren Weihnachtsbotschaften rufen die Bischöfe und Bischöfinnen der Nordkirche dazu auf, nicht zu verzagen, sondern weiterhin füreinander einzustehen.
Aktion „Stille Nacht”
Feiern Sie mit uns Weihnachten
So motiviert Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt die Menschen dazu, Verantwortung füreiander wahrzunehmen und persönliches wie gesellschaftliches Handeln stärker von der Zukunft aus zu denken.

Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt:
Lasst uns einander nicht verloren geben
Mit Blick auf die Sorgen und Nöte vieler Menschen sagt sie in Schwerin: "So viele Seufzer liegen über diesen Weihnachtstagen. In einem Jahr, das angefüllt ist mit immer neuen Herausforderungen, Entscheidungen und Fragen. Ein Jahr, angefüllt mit Veränderungen und so vielem, was es neu zu lernen und worauf es sich einzustellen galt."
An Heiligabend predigt die Landesbischöfin in der Christmette um 16 Uhr im Schweriner Dom. Ab 15 Uhr wird außerdem ein Gottesdienst mit der Landesbischöfin als Online-Angebot ausgestrahlt, der mit prominenter Beteiligung durch die Länderchefs Schleswig-Holsteins, Mecklenburg-Vorpiommerns und Hamburgs stattfindet. Stream und Infos gibt es auf unserer Weihnachtssonderseite
Zugleich erinnert die Theologin daran, dass das Weihnachtsfest zwar unter anderen Bedingungen gefeiert werde, die Botschaft des Festes jedoch unbeirrbar bestehen bleibe: "Das Christuskind ist Gottes Zeichen, dass er diese Welt, dass er uns Menschen nicht verloren gibt. Sondern im Gegenteil: Gott setzt auf uns. Vertraut sich uns an. Begibt sich in unsere Hände." Deshalb appellierte Kühnbaum-Schmidt: "Lasst auch uns diese Welt, lasst auch uns einander nicht verloren geben. Lasst auch uns füreinander da sein: Mit Güte und Wohlwollen. Mit Liebe und Fürsorge. Mit umhüllender Barmherzigkeit."
Lasst uns in Angst und Gefahr füreinander dasein
Auf diese Weise Verantwortung füreinander wahrzunehmen, bedeute, so die Landesbischöfin, "einander in Angst und Gefahr beizustehen und zu sagen: Hab keine Angst, denn was auch geschieht – da bin ja noch ich, da sind ja noch wir."
Sie ermutigt dazu, das eigene Handeln weniger von der Fixierung auf die Gegenwart als vielmehr von der Zukunft her zu bestimmen: "Lasst uns einander an diesem Weihnachtsfest reich beschenken: mit gegenseitiger Verantwortung füreinander und unsere Welt, bestimmt von der Zukunft her, die Gott für uns Menschen will: Friede auf Erden, Gerechtigkeit, Liebe, Barmherzigkeit."
Bischöfin Fehrs:
Fürchte dich nicht
In Hamburg stellt Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Lübeck und Hamburg, das "große Hoffnungsleuchten des Weihnachtsfestes" in den Mittelpunkt ihrer diesjährigen Weihnachtsbotschaft. "Fürchtet euch nicht – das ist die zentrale Botschaft, die der Angst und der Hoffnungsmüdigkeit Widerstand leisten will", sagt Fehrs.

Ihre Weihnachtsbotschaft im Wortlaut:
"Ich wünsche so sehr, dass das große Hoffnungsleuchten des Weihnachtsfestes in diesem Jahr ganz besonders viele Menschen erreicht. Denn ich kann mich an kein Jahr erinnern, in dem die Weihnachtsbotschaft uns tröstlicher und tiefer getroffen hätte als in diesem. Gott selbst wird als schutzloses Kind in diese geschundene Welt hineingeboren, um sie zu verändern. Dies geschieht draußen, am Rande, in Einsamkeit und Stille – und braucht deshalb die Engel, die dieses Geschehen mit ihrer Klarheit erleuchten und sagen: Friede auf Erden. Und: Fürchte dich nicht.
Wir sind verwundbar, aber die Hoffnung ist stärker
All unsere Verwundbarkeit, die wir in den vergangenen Monaten gespürt haben, unsere Verletzlichkeit und Verunsicherung, liegt mit diesem Kind in der Krippe, geborgen unter Gottes Segen. Menschenskind, welch Hoffnungsleuchten!
Bischöfin Kirsten Fehrs feiert am 24. Dezember um 16.30 Uhr in der Hamburger Hauptkirche St. Petri einen Weihnachtsgottesdienst, der auch im Internet übertragen wird. Hier geht’s zum Livestream.
"Fürchtet euch nicht". Das ist die zentrale Botschaft, die der Angst und der Hoffnungsmüdigkeit Widerstand leisten will. Gott ist da und bleibt nahe, allem Abstand, aller Trauer, aller Sorge zum Trotz. Darin liegt große Kraft. Wir brauchen diese Kraft jetzt, wo die Pandemie zunehmend belastet. Wir brauchen diese Kraft auch, um einander im Blick zu behalten. Wir müssen in Solidarität verbunden bleiben, damit unsere Welt nicht von den spaltenden Kräften, die die Pandemie derzeit verstärkt, auseinander gerissen wird. Denn die sind ja sofort da, wenn die Zuversicht ihre Kraft verliert. Doch im Weihnachtslicht haben sie keine Chance. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest!"
Bischof Magaard:
Gott zeigt sich da, wo niemand ihn erwartet
Auch Gothart Magaard, Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein, sieht im Kind in der Krippe ein Trostbild und ein Zeichen der Hoffnung. "Die Gnade und Menschenfreundlichkeit Gottes leuchten in der Dunkelheit des Stalls", so der Bischof.

Seine Botschaft im Wortlaut:
"Wir alle sind gezeichnet von einem besonders belastenden und verunsichernden Jahr. Die Pandemie stellt unser Leben und Arbeiten auf den Prüfstand. Vieles ist aus den Fugen geraten. Vieles muss umgestaltet werden.
In der Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium heißt es: ,Und der Engel sprach zu den Hirten: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.‘
Gott sucht unsere Nähe
Das Kind in der Krippe ist ein Trostbild: Gott zeigt sich da, wo ihn niemand erwartet. Er zeigt sich bescheiden und mitten in dem Mühseligen des Lebens. Die Gnade und Menschenfreundlichkeit Gottes leuchten in der Dunkelheit des Stalls. Das neugeborene Kind ist in aller Ungewissheit, die das Leben ausmacht, ein Zeichen der Hoffnung.
Die Weihnachtsbotschaft des Bischofs wurde zusätzlich im Schleswiger Dom aufgenommen. Das Video ist online abrufbar.
Das Evangelium, die frohe Botschaft von der Menschenfreundlichkeit Gottes verheißt, dass Gott unsere Nähe sucht. Diese Verheißung leuchtet und macht es hell in dieser Welt. Wie das Licht einer Kerze lässt sich dieses Licht teilen. Es breitet sich aus. Es wärmt. Und es spiegelt sich wider in den Augen und Herzen der Menschen.
In diesem Jahr feiern wir Weihnachten allenfalls im kleinsten Kreis, andere Menschen fehlen uns sehr und wir sind in Sorge und erschöpft. Aber auch in diesem Jahr können wir auf die Strahlkraft vertrauen, die von der Heiligen Nacht in Bethlehem ausgeht.
Wir beten für alle, die rund um die Uhr arbeiten
Dieses Licht können wir weitergeben, indem wir darauf achten, wo jemand allein ist oder besonders belastet ist. Wir können telefonieren, Grüße senden und füreinander beten.
In unser Gebet schließen wir die ein, die darunter leiden, dass sie alleine sind, und auch diejenigen, die krank sind. Und auch die, die rund um die Uhr arbeiten in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen.
Wir laden alle Menschen der Nordkirche ein, an Heiligen Abend um 20 Uhr das Lied ,Stille Nacht, heilige Nacht‘ zu singen, um so der Hoffnung eine Stimme zu geben. Ich wünsche Ihnen frohe und gesegnete Weihnachtstage!"
Bischof Jeremias:
Angst ist niemals ein guter Rartgeber
In Greifswald ruft Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, dazu auf, Mut zu fassen. Der Gruß "Fürchtet euch nicht!" der Engel aus der Weihnachtsgeschichte scheine direkt in unsere aktuelle Situation gesprochen.

Seine Weihnachtsbotschaft im Wortlaut:
Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. (Lukas 2, 10-11)
"Welch ungewöhnliche Weihnachten! Nichts scheint wie sonst. Kein Festmahl in großer Runde, keine überfüllten Kirchen, kein Gedränge am Glühweinstand. Stattdessen Sorgen um die Gesundheit, stilles Feiern im kleinen Kreis, Arbeiten bis zum Umfallen für alle im Gesundheitssystem. Kann da überhaupt richtig Weihnachten werden?
Weihnachten 2020 – zurück zu den Ursprüngen
Nach meiner Überzeugung sind wir zwar weit weg von den Weihnachtsfesten der letzten Jahre, aber dafür deutlich näher am Ursprung dieses größten Festes im Jahr. Fast haben wir das "Fürchtet euch nicht!" des Engels in der Heiligen Nacht in den vergangenen Jahren überhört. Wovor sollten wir uns fürchten? Dieses Jahr scheint der Engel nicht nur zu den verängstigten Hirten zu sprechen, sondern direkt in unsere Zeit.
Gott ist auch da, wenn das Leben hart ist
Das Virus, das sich unsichtbar und tückisch verbreitet, ist geeignet, uns große Angst einzujagen. Doch Angst ist niemals ein guter Ratgeber. Die Hirten gehen los, trotz ihrer Angst, und werden beschenkt mit dem Lächeln des göttlichen Neugeborenen. Der himmlische Schein erhellt die Nacht ihrer Furcht. Die gute Nachricht des Weihnachtsfestes will auch die Finsternis unserer Angst vertreiben: Gott kommt zur Welt, im Kind von Betlehem, teilt das Leben mit uns Menschen in all seinen Tiefen.
Er erweist sich damit als der Gott, der nicht irgendwo fern im Himmel an Fäden zieht, sondern der an unserer Seite ist. Im Kind von Betlehem bringt er Frieden auf unsere Erde, neuen Lebensmut, die Liebe als Wegweisung. Darüber dürfen wir uns freuen, auch in der aktuellen Situation. In der Weihnachtsgeschichte heißt es, dass die Hirten ganz erfüllt weitererzählten, was sie im Stall gesehen und gehört hatten. Was ist Ihre Weihnachtshoffnung? Erzählen Sie sich davon, heute, an diesem stilleren Weihnachten.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen gerade in diesem außergewöhnlichen Jahr gesegnete Weihnachten!"