„Liebe, Tod und Teufel” - Nordkirche will die Zusammenarbeit mit Kulturschaffenden ausbauen
27. Oktober 2018
Das neue Kirchenfenster oder die zeitgenössische Ausstellung in Kirchenräumen: „Wenn die Kunst in die Kirche kommt, bringt das Herausforderungen mit sich”, weiß auch Landesbischof Gerhard Ulrich. Damit Kunst und Kirche ins Gespräch kommen, hatte die Nordkirche am Wochenende unter dem Motto „Spielräume der Freiheit” rund 150 Kunstschaffende und kirchlich Engagierte nach Schwerin eingeladen.
Zwei Tage lang diskutierten sie darüber, was Kultur und Religion verbindet und wie sich der Dialog von Kunst und Kirche in Norddeutschland stärker fördern lässt.
Gegenwartbezogenheit - eine Stärke der Kunst
Für Landesbischof Ulrich geht es in Religion und Kultur um die existenziellen Fragen des Menschseins, „um Sinn, Identität, Liebe, Tod und Teufel”.
Eine große Stärke heutiger Kunst und Kultur sei ihre Gegenwartbezogenheit. Sie verarbeiteten Gegenwartserfahrungen und könnten darum helfen, die heutige Zeit besser zu verstehen. "Ein Roman, ein Theaterstück, ein Film kann unsere kirchlichen Echokammern aufbrechen und Filterblasen platzen lassen", so Ulrich.
Genau das versucht Pastorin Friederike Pohle in ihrer Kirchengemeinde Grünow-Triepkendorf in der Nähe von Neustrelitz. Einige Projekte hat sie bereits mitinitiiert, bei denen die Kirche mit Künstlerinnen und Künstlern zusammen gearbeitet hat.
„Mit ist dabei wichtig, die Struktur vor Ort aufzunehmen”, sagt sie. Dabei gehe es nicht immer darum, dass der künstlerische Anspruch „superhoch angesiedelt” sei.
„Es darf nicht alles in Städten hängenbleiben”
Vielmehr sei es wichtig zu fragen: „In welcher Wirklichkeit bewege ich mich, was brauchen die Menschen auf dem Dorf?” Mit Blick auf die finanziellen Fördermöglichkeiten gemeinsamer Projekte hofft Friederike Pohle, „dass nicht alles bei den Projekten in den Städten hängenbleibt, nur weil die Bezüge nicht gesehen werden, in den wir versuchen, ins Machen zu kommen”.
Die Mecklenburger Künstlerin Barbara Wetzel zeigt sich „total erfreut über die unprovinzielle Sichtweise” des Kongresses. Die Nordkirche habe es geschafft,
Ost- und Westleute aus beiden Bereichen zusammenzubringen - das ist keine Selbstverständlichkeit. - Barbara Wetzel
Sie hoffe, die Tagung trage dazu bei, dass Kirchengemeinden wegkommen von der Idee: „Wir machen jetzt mal einen Wettbewerb und was der Mehrheit gefällt, bekommt den Zuschlag.”
Es geht um um das schöpferische Miteinander
Bei jeder künstlerischen Gestaltung eines inneren oder äußeren Kirchenraums gehe es um einen Prozess, ein gemeinsames Miteinander. „Schließlich sind die Werte des christlichen Abendlandes unsere gemeinsame Basis.”
Die Freiheit von Kunst und Kultur gilt es unbedingt zu schützen und zu verteidigen. - Landesbischof Gerhard Ulrich
Der Landesbischof unterstreicht die Bedeutung der freien Entfaltung von Kultur. Auch in Zukunft werde sich die Nordkirche für einen Dialog mit Kulturschaffenden einsetzen.
Kunst und Kultur in Norddeutschland fördern
Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, sieht die Kirche in der Pflicht, mehr Geld für die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden zur Verfügung zu stellen. „Wir müssen uns angewöhnen, Kunst und Kultur angemessen zu finanzieren.” Es sei zudem eine künftige Aufgabe, „mehr Räume zu schaffen, um sich über Kunst und Kultur auszutauschen”.