„Lutherische Weltgemeinschaft kann wichtigen Beitrag leisten für eine friedliche Welt“
17. September 2023
In ihrer Predigt bei der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Krakau hat Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt die gemeinsame Verantwortung aller Menschen für die Bewahrung der Schöpfung und des Friedens auf der Erde betont.
Bei der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Krakau hat die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Kristina Kühnbaum-Schmidt, am Sonntag (17. September 2023) in der Dreifaltigkeitskirche der Gemeinde Skoczów (Skotschau) nahe der polnisch-tschechischen Grenze gepredigt. In den Mittelpunkt ihrer Predigt stellte die Landesbischöfin, die im Dezember 2023 den Vorsitz des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes übernehmen wird, die Frage, „wie verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, mit unterschiedlichem sozialem Status, mit unterschiedlicher geschlechtlicher Identität, mit unterschiedlichen Glaubenserfahrungen, mit unterschiedlichen politischen Überzeugungen und auch mit unterschiedlichen Ansichten in ethischen Fragen gut zusammenleben können.“
Großen Fragen und Herausforderungen gemeinsam bewältigen
Diese Frage des Miteinanders und der Zusammengehörigkeit über alle Verschiedenheit und Unterschiede hinweg sei heute aktueller denn je, so die Landesbischöfin in ihrer Predigt. „Denn wenn wir auf unsere Welt sehen, müssen wir erkennen: wir stehen als Weltgemeinschaft, als Menschen in der ganzen Welt vor großen Fragen und Herausforderungen, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Zugleich aber sehen wir starke Polarisierungen. Erschüttert sehen wir Kriege und Konflikte. Besorgt sehen und erleben wir, wie Menschen einander feindlich gegenüberstehen oder einander herabsetzen. Wir hören mit Schmerz die lauten Stimmen von Populisten, die eine solche Stimmung anheizen und verstärken. Entsetzt sehen wir Rassismus und Diskriminierung. Wir hören die Schreie der Glieder des Leibes Christi nach Gerechtigkeit und Frieden. Wir hören die Schreie von Gottes Schöpfung, die unter ihrer rücksichtslosen Ausbeutung seufzt und leidet,“ erklärte Kristina Kühnbaum-Schmidt vor der Dreifaltigkeitskirchengemeinde und internationalen Gästen der lutherischen Weltgemeinschaft.
Die Bedrängnis der einen ist auch die Not der anderen
Krisen, Probleme und Sorgen würden vor keiner Grenze halt machen, vor keiner nationalen, vor keiner ideologischen und auch nicht vor der eigenen Haustür. Die Bedrängnis der einen sei auch die Not der anderen, betonte die Landesbischöfin in ihrer Predigt. „Wir Menschen sind alle voneinander abhängig und aufeinander angewiesen. Weltweit. Wir sind voneinander abhängig, und wir sind abhängig von der Natur, von Gottes Schöpfung. Nur gemeinsam können wir uns stark machen für Gerechtigkeit und Frieden. Nur gemeinsam können wir so leben, dass wir Gottes Schöpfung bewahren“, so Kristina Kühnbaum-Schmidt. Für den christlichen Glauben sei zentral, „andere wie uns selbst zu sehen: Als Gottes Geschöpfe, wie wir selbst es sind. Als Schwestern und Brüder. Das verbindet uns. Und deshalb treten wir füreinander ein. Über Sprachbarrieren und soziale Unterschiede hinweg. Hinweg über Ländergrenzen und kulturelle Verschiedenheiten. Verbunden durch Gottes Heiligen Geist lernen wir, einander barmherzig anzusehen. Und im anderen begegnen wir uns selbst - einem Geschöpf Gottes, einer Schwester, einem Bruder. Für ein solches Miteinander und eine friedliche Welt können wir als lutherische Weltgemeinschaft einen wichtigen Beitrag leisten.“
Werk der Versöhnung
In ihrer Predigt erinnerte die Landesbischöfin, die gemeinsam mit den Delegierten der Weltversammlung des Lutherischen Weltbundes am Freitag die Gedenkstätte des ehemaligen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau besucht hatte, an die tiefe deutsche Schuld insbesondere gegenüber Menschen jüdischen Glaubens. „In Auschwitz-Birkenau hat mich erneut erschüttert, wie unfassbar und wie tief die deutsche Schuld insbesondere gegenüber Menschen jüdischen Glaubens ist. Mich bewegt ebenso, wie sehr die Geschichte von Polen und Deutschen von dieser deutschen Schuld geprägt ist. Trotz dieser unfassbar großen deutschen Schuld ist die Geschichte von Polen und Deutschen aber auch eine Geschichte von Verständigung und Versöhnung geworden“, betont Kristina Kühnbaum-Schmidt. Sie sei allen, die den Weg der Verständigung und Versöhnung miteinander gegangen sind und weiterhin gehen, von Herzen dankbar. „Ich bitte aus tiefstem Herzen Gott darum, dass er uns auch in Zukunft solche Wege führen möge. Und mich bewegt ebenso die Hoffnung, dass wir als Vollversammlung klar und deutlich dafür eintreten, dass alle Menschen Geschöpfe Gottes mit angeborener und gleicher Würde sind. Dass wir laut und vernehmlich widersprechen, wenn Menschen Gewalt angetan wird, wenn sie missbraucht, diskriminiert oder ausgegrenzt werden. Dass wir unverbrüchlich an ihrer Seite stehen.“
Hintergrund Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen (EAKP)
Die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen (EAKP) ist in Polen eine Minderheitenkirche. Von den mehr als 38 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern des Landes sind nur etwas über 60.000 Mitglieder in der EAKP, gegliedert in sechs Diözesen und 133 Gemeinden. Etwa die Hälfte von ihnen lebt im Teschener Land in Oberschlesien. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) hat zwei Partnerdiözesen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen: Die Diözesen Wrocławska/Breslau und Pomorsko-Wielkopolska/Pommern-Großpolen. Die Partnerschaften werden vor allem vom Kirchenkreis Pommern gepflegt.