Landessynode der Nordkirche zu „Ehrenamt und Engagementförderung“
28. September 2018
Lübeck-Travemünde. Wie können das ehrenamtliche Engagement in der Nordkirche gestärkt und eine gute Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen gefördert werden? Mit dieser Leitfrage zum Schwerpunktthema „Ehrenamt und Engagemenförderung“ beschäftigen sich die 156 Mitglieder der Landessynode heute (28. September) beim gleichnamigen Thementag in Lübeck-Travemünde.
„Wir sprechen bewusst von Engagementförderung, weil sie mehr ist als eine reine Ehrenamtsförderung. Denn sowohl Ehrenamtliche wie Hauptamtliche brauchen gute Bedingungen um zusammenzuarbeiten“, sagte Dr. Kai Greve, Mitglied der Ersten Kirchenleitung, in seiner Einführung in den Thementag. Gerade weil Kirche mittlerweile ein Player unter vielen sei, brauche es zunehmend Verbindlichkeit und klare Aussagen den ehrenamtlich Engagierten gegenüber. „Sie wollen gesehen werden. Denn es gibt sie nach wie vor, die an Kirche interessierten Menschen, wir müssen sie nur finden“, so Dr. Kai Greve weiter.
Die Zahl der ehrenamtlich Engagierten im Bereich der heutigen Nordkirche liegt seit gut einem Jahrzehnt konstant bei über 80.000. Im Sprengel Mecklenburg-Pommern ist damit jeder Siebte von 100 Kirchenmitgliedern engagiert, im Sprengel Hamburg und Lübeck jeder Vierte, im Sprengel Schleswig und Holstein jeder Dritte. Kirchenmusik stellt in der Nordkirche den am stärksten nachgefragten Bereich für Engagierte dar. 50 Prozent aller Engagierten sind dort tätig. 20 Prozent der Engagierten sind in Gremien und Ausschüssen aktiv. Ebenfalls nachgefragt ist für 20 Prozent das Engagement für Gemeindefeste und ähnliche Veranstaltungen.
„Wir brauchen die Vielfalt der in Kirche Engagierten auf allen Ebenen. Sie entscheidet über unsere Zukunftsfähigkeit. Ehrenamt und Engagement strategisch zu fördern schafft die Basis für alles kirchliche Arbeiten und eine dauerhafte Entlastung. Diese Basis stabil und sicher für die Zukunft zu gestalten, ist ein Ziel dieses Thementages.“ Weitere Bausteine sind dabei die Handlungsempfehlungen, die im April im Netzwerkprozess Engagementförderung auf Initiative der Arbeitsstelle Ehrenamt der Nordkirche von Expertinnen und Experten erarbeitet wurden.
Auch Matthias Lenz, Leiter des Dezernats Theologie, Publizistik, Archiv, ermunterte in seinem theologischen Impuls,Ehrenamt und Engagementfreundlichkeit zusammenzusehen, um das Engagement aller Mitarbeitenden gleichermaßen strategisch und praktisch fördern zu können. „Ziel muss es sein, dass in unserer Kirche Menschen – bezahlt oder ohne Entgelt – gemeinsam ausgerichtet sind, sich respektieren, ihre Unterschiedlichkeit akzeptieren und damit die Voraussetzungen finden, damit kirchliches Handeln in unterschiedlichen Kontexten und Herausforderungen zur Ehre Gottes stattfinden kann. Denn die Orientierung an dieser Ehre bleibt ein unverzichtbarer Rahmen und auch ein unverzichtbares Korrektiv aller anderen Gründe, Motive und Ziele".
Das gelte auch bei der Frage einer ehrenamtlichen Entlohnung, so Lenz weiter. „Dass die Mitarbeit in Kirche und Diakonie zum Ehrenamt wird, ist keine Frage des Geldes. Denn sowohl diejenigen, die sich ohne Bezahlung in der Kirche engagieren, als auch diejenigen, die dafür bezahlt werden, sind ‚Ehrenamtliche‘ – nämlich wenn und insofern erkennbar ist: Es geht bei ihrem Tun zu Gottes Ehre. Diese Zentralperspektive darf bei aller Pluralität, Banalität und Spontanität im kirchlichen Alltag nie gänzlich aus dem Blick geraten."
Dr. Thomas Röbke, Geschäftsführender Vorstand des Landesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement Bayern e.V., gab in seinem sozialwissenschaftlichen Impulsvortrag Einblicke in die Rolle der Kirche bei der zivilgesellschaftlichen Entwicklung und Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. „Die Stimme der evangelischen Kirche ist wichtig und wesentlich.“ Das wurde in den vergangenen Jahren vor allem bei der Betreuung von Geflüchteten deutlich, als die Kirche eine deutliche politische Position bezogen habe, so Dr. Röbke weiter. „Da hat sich gezeigt, zu was Kirchengemeinden in gelebter Nächstenliebe fähig sind.“
Diese gesunde Distanz zum Staat einerseits und die Achtung anderer Glaubensrichtungen andererseits sind für den Soziologen die größten Stärken der Kirche. „Kirche kann Vielfalt und Toleranz vorleben. Das ist die Botschaft, die sie gegenüber fundamentalen Strömungen im interreligiösen Dialog aussenden muss. Bürgerschaftliches Engagement ist Demokratiestärkung.“ Für die Zukunft ermunterte Dr. Röbke, die Netzwerkarbeit mit anderen Institutionen zu stärken – auf Augenhöhe und ungeachtet der Größe der Institution. Das sei für die großen Kirchen Herausforderung und Chance zugleich, sich hier neu zu positionieren. Dr. Röbke: „Sie haben sich als Nordkirche auf den Weg gemacht.“
Pastorin Anne Reichmann, Referentin der Institutionsberatung der Nordkirche, beleuchtete das Schwerpunktthema aus pastoralpsychologischer Sicht.
Mehr Informationen zum Netzwerkprozess Engagementförderung sowie den Handlungsempfehlungen bietet die Dokumentation: https://www.engagiert-nordkirche.de/fileadmin/user_upload/baukaesten/Baukasten_Engagiert_Nordkirche/Dokumente/Dokumentation-Netzwerktreffen-Ehrenamt-2018.pdf