Ministerpräsident Günther besucht historische Neulandhalle
01. April 2022
Einst wurde die Neulandhalle nahe Friedrichskoog von den Nationalsozialisten als "Anti-Kirche" konzipiert. Heute ist sie Lernort und zugleich Mahnmal. Auf Einladung von Bischof Magaard besuchte nun Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther den historischen Ort und seine Ausstellung.
Bei dem Besuch ging es vor allem um die Zukunft des Lernortes. Im Jahr seiner Eröffnung 2019 – also vor Beginn der Pandemie – gab es dort 94 bestellte Führungen, 26 offene Sonntagsführungen und 27 Einzelveranstaltungen mit insgesamt knapp 2700 Teilnehmern. Angeboten werden die Führungen von eigens geschulten ehrenamtlichen Histo-Guides.
Lernort mit besonderem Konzept
Außerdem geht der Verein Volkshochschulen Dithmarschen e.V. jährlich von rund 8000 Besuchern aus, die die jederzeit frei zugängliche Außenausstellung besucht haben. Neun Kooperationsschulen besuchen mit ihren Schulklassen regelmäßig den Historischen Lernort Neulandhalle, so dass bis Ende 2021 bereits rund 600 Schülerinnen und Schüler als Besucher gezählt wurden.

Dabei wird den Schülerinnen und Schülern vermittelt, mit welchen teils verführerischen Mitteln die Nazis ihre menschenverachtenden Politik betrieben haben. Finanziert wird die Bildungsstätte von Land und Nordkirche.
Ministerpräsident Daniel Günther würdigte das besondere Konzept und den Einsatz der Partner beim Erhalt dieses einzigartigen Lernortes: „Es ist vor allem das Verdienst der Kirche und der kooperierenden Bildungspartner, dass dieser ambivalente Ort heute eine kritische Auseinandersetzung mit der Propaganda der NS-Diktatur und ein vertieftes Verständnis der Entstehung des Nationalsozialismus ermöglicht. Es ist ein wichtiger Ort des Nachdenkens, ein Ort der Mahnung“, so Günther.
Politische Aufklärungsarbeit
Der historische Lernort spiele eine wichtige Rolle für die Vermittlungsarbeit der historischen und politischen Aufklärung, ergänzte er beim Rundgang über das Gelände mit Bischof Gothart Magaard, Dr. Uwe Danker und Propst Dr. Andreas Crystall. Bischof Magaard unterstrich dabei auch wie aktuell das Thema Krieg und Propaganda in diesen Tagen ist.
„Heute erleben wir mit Entsetzen, wie ein machtbesessener, menschenverachtender Staatschef eine Nation mit Schrecken und Gewalt überflutet und das eigene Volk mit Unwahrheiten und Repressalien überzieht. Auch vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie wichtig es ist, diesen Lernort auch künftig gemeinsam mit der Volkshochschule für viele Menschen und Generationen zugänglich zu halten. Denn nur wenn wir verstehen, was damals unter den Nationalsozialisten geschehen konnte, können wir heute alles daransetzen, dass sich gleiches nicht wiederholt“, so Magaard.
Verstehen von Propaganda-Mechanismen
Die Aggressivität, die Demagogie und die Propaganda des Ukraine-Krieges, so Dr. Crystall, zeige offenkundig, was in den 1930er Jahren auch den Nationalsozialisten im seinerzeit Adolf-Hitler-Koog genannten Koog gelungen war. „Unter dem Deckmantel der Normalität und mit viel Propaganda feierten sich die Nationalsozialisten für die sogenannte friedliche Erweiterung von Lebensräumen und die Errichtung einer Volksgemeinschaft im Kleinen“, sagte Dr. Crystall.
Bei den Menschen, die im Koog siedeln durften und Land erhielten, habe dies nahezu unwillkürlich Zustimmung zur nationalsozialistischen Herrschaft erzeugt. „Dass dies aber zugleich Ausgrenzung, Gewalt und Krieg bedeutete, war die Kehrseite der Medaille.“