Auf Einladung von Bischof Magaard

Ministerpräsident Günther besucht historische Neulandhalle

Ministerpräsident Daniel Günther (Mitte) und Bischof Gothart Magaard (links) auf dem Gelände der Neulandhalle, die die Nazis als "Anti-Kirche" konzipiert hatten. "Nur wenn wir verstehen, was damals unter den Nationalsozialisten geschehen konnte, können wir heute alles daransetzen, dass sich gleiches nicht wiederholt", unterstreicht Bischof Magaard die Bedeutung des Ortes.
Ministerpräsident Daniel Günther (Mitte) und Bischof Gothart Magaard (links) auf dem Gelände der Neulandhalle, die die Nazis als "Anti-Kirche" konzipiert hatten. "Nur wenn wir verstehen, was damals unter den Nationalsozialisten geschehen konnte, können wir heute alles daransetzen, dass sich gleiches nicht wiederholt", unterstreicht Bischof Magaard die Bedeutung des Ortes. © Kirchenkreis Dithmarschen

01. April 2022 von Jan-Ole Claussen

Einst wurde die Neulandhalle nahe Friedrichskoog von den Nationalsozialisten als "Anti-Kirche" konzipiert. Heute ist sie Lernort und zugleich Mahnmal. Auf Einladung von Bischof Magaard besuchte nun Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther den historischen Ort und seine Ausstellung.

Bei dem Besuch ging es vor allem um die Zukunft des Lernortes. Im Jahr seiner Eröffnung 2019 – also vor Beginn der Pandemie – gab es dort 94 bestellte Führungen, 26 offene Sonntagsführungen und 27 Einzelveranstaltungen mit insgesamt knapp 2700 Teilnehmern. Angeboten werden die Führungen von eigens geschulten ehrenamtlichen Histo-Guides.

Lernort mit besonderem Konzept

Außerdem geht der Verein Volkshochschulen Dithmarschen e.V.  jährlich von rund 8000 Besuchern aus, die die jederzeit frei zugängliche Außenausstellung besucht haben. Neun Kooperationsschulen besuchen mit ihren Schulklassen regelmäßig den Historischen Lernort Neulandhalle, so dass bis Ende 2021 bereits rund 600 Schülerinnen und Schüler als Besucher gezählt wurden. 

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Besuch der Neulandhalle am 31. März: Minsterpräsident Daniel Günther lässt sich das Gelände des historischen Lernortes zeigen. Er sagt: „Es ist ein wichtiger Ort des Nachdenkens, ein Ort der Mahnung.“ © Kirchenkreis Dithmarschen

Dabei wird den Schülerinnen und Schülern vermittelt, mit welchen teils verführerischen Mitteln die Nazis ihre menschenverachtenden Politik betrieben haben. Finanziert wird die Bildungsstätte von Land und Nordkirche. 

Ministerpräsident Daniel Günther würdigte das besondere Konzept und den Einsatz der Partner beim Erhalt dieses einzigartigen Lernortes: „Es ist vor allem das Verdienst der Kirche und der kooperierenden Bildungspartner, dass dieser ambivalente Ort heute eine kritische Auseinandersetzung mit der Propaganda der NS-Diktatur und ein vertieftes Verständnis der Entstehung des Nationalsozialismus ermöglicht. Es ist ein wichtiger Ort des Nachdenkens, ein Ort der Mahnung“, so Günther.

Politische Aufklärungsarbeit 

Der historische Lernort spiele eine wichtige Rolle für die Vermittlungsarbeit der historischen und politischen Aufklärung, ergänzte er beim Rundgang über das Gelände mit Bischof Gothart Magaard, Dr. Uwe Danker und Propst Dr. Andreas Crystall. Bischof Magaard unterstrich dabei auch wie aktuell das Thema Krieg und Propaganda in diesen Tagen ist. 

„Heute erleben wir mit Entsetzen, wie ein machtbesessener, menschenverachtender Staatschef eine Nation mit Schrecken und Gewalt überflutet und das eigene Volk mit Unwahrheiten und Repressalien überzieht. Auch vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie wichtig es ist, diesen Lernort auch künftig gemeinsam mit der Volkshochschule für viele Menschen und Generationen zugänglich zu halten. Denn nur wenn wir verstehen, was damals unter den Nationalsozialisten geschehen konnte, können wir heute alles daransetzen, dass sich gleiches nicht wiederholt“, so Magaard. 

Verstehen von Propaganda-Mechanismen

Die Aggressivität, die Demagogie und die Propaganda des Ukraine-Krieges, so Dr. Crystall, zeige offenkundig, was in den 1930er Jahren auch den Nationalsozialisten im seinerzeit Adolf-Hitler-Koog genannten Koog gelungen war. „Unter dem Deckmantel der Normalität und mit viel Propaganda feierten sich die Nationalsozialisten für die sogenannte friedliche Erweiterung von Lebensräumen und die Errichtung einer Volksgemeinschaft im Kleinen“, sagte Dr. Crystall.

Bei den Menschen, die im Koog siedeln durften und Land erhielten, habe dies nahezu unwillkürlich Zustimmung zur nationalsozialistischen Herrschaft erzeugt. „Dass dies aber zugleich Ausgrenzung, Gewalt und Krieg bedeutete, war die Kehrseite der Medaille.“

Hintergrund

Die Neulandhalle war im Jahr 1935 gebaut worden – als zentraler Versammlungsort im gerade eingedeichten Dieksanderkoog (damals „Adolf-Hitler-Koog“). Hier wurde „Volksgemeinschaft“ inszeniert – das zentrale Gebäude, von den Nationalsozialisten als „Anti-Kirche“ konzipiert, wurde 1971 von der evangelischen Kirche als Stätte für ihre Jugendarbeit erworben.

2011 hat der Kirchenkreis Dithmarschen die Jugendfreizeitstätte Neulandhalle angesichts stark rückläufiger Übernachtungszahlen aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Bereits damals entwickelte Professor Dr. Uwe Danker von der Universität Flensburg die Idee eines Historischen Lernortes.

2017 haben die Nordkirche, der Kirchenkreis Dithmarschen und das Land Schleswig-Holstein eine Vereinbarung getroffen: Die Neulandhalle solle zum Historischen Lernort werden. Mit den von der Nordkirche (eine Million Euro) und vom Land (500.000 Euro) zur Verfügung gestellten Mitteln wurde anschließend eine nachhaltige Bildungsarbeit am Lernort ermöglicht und der Historische Lernort am 8. Mai 2019 eröffnet.

Datum
01.04.2022
Quelle
Kirchenkreis Dithmarschen
Von
Jan-Ole Claussen
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