„Nächstenliebe ist der Schlüssel zur Menschlichkeit“
04. September 2020
Hamburg (cs/sro). Nächstenliebe und Barmherzigkeit als Orientierung für menschliches Handeln stellte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt in den Mittelpunkt ihrer heutigen Predigt in der Kulturkirche in Altona. Die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) eröffnete heute (5. September) mit einem Gottesdienst die Generalversammlung des Zentrums für Mission und Ökumene (ZMÖ), deren Vorsitzende sie ist. Dabei forderte sie Hilfe für und Solidarität mit Mitmenschen statt langatmiger Debatten „über die Grenzen dessen, was wir tun können.“
An diesen Grenzen rüttelte sie, indem sie fragte: „Wie viele Menschen müssen noch auf den Meeren oder in überfüllten Flüchtlingslagern täglich ums Überleben kämpfen, bis wir uns in den Ländern Europas erbarmen? Wie viel Hass muss noch ausgeschüttet werden, bis wir alle auch im Alltag antisemitischen, rassistischen und frauenfeindlichen Worten und Taten auf der Straße und im Netz klar Einhalt gebieten? Wie viele Menschen müssen sich noch aus der Öffentlichkeit zurückziehen und Veranstaltungen meiden, weil sie sich nicht sicher sein können, dass von allen auf Abstand und Hygiene geachtet wird, und weil sie erleben, dass Menschen es als nicht hinnehmbare Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit ansehen, anderen rücksichtsvoll und verantwortlich, zum Beispiel durch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zu begegnen?“
Als konkreten Akt der globalen Nächstenliebe nannte Kristina Kühnbaum-Schmidt die Einhaltung von Menschenrechten und ökologischen Standards in der Lieferkette: „Wie lange wollen wir noch dabei zuschauen, welche dramatischen und existenzbedrohenden Folgen unterbrochene Lieferketten für die Menschen haben, die vom reichen Westeuropa aus gesehen an deren anderen Ende, an ihrem Anfang leben und arbeiten?“, fragte sie und betonte: „Ich mache mich deshalb persönlich und zusammen mit unserer Kirchenleitung stark für ein Lieferkettengesetz und appelliere an die Abgeordneten des Bundestages und die Bundesländer im Bereich unserer Nordkirche, sich für einen entsprechenden Gesetzesentwurf einzusetzen. Wir alle, nicht nur die Armen dieser Erde, brauchen ein solches Gesetz - um unser aller Menschlichkeit Willen.“
Mit Blick auf die Verantwortung jedes Einzelnen hob die Landesbischöfin hervor: „Nächstenliebe ist der Schlüssel zu dem, was unsere Menschlichkeit ausmacht.“
Verbundenheit mit den Partnerkirchen in der Pandemiezeit
Der Direktor des Zentrums für Mission und Ökumene, Pastor Dr. Christian Wollmann, sagte im Hinblick auf die besondere Situation der letzten Monate: „Gerade in dieser Pandemiezeit zeigt sich für viele, dass die weltweite Verbundenheit der christlichen Geschwister und Kirchen in Freundschaft und Solidarität trägt. Für unsere ökumenischen Beziehungen wird es in der kommenden Zeit darauf ankommen, das Gute zu behalten, das sich gerade in den letzten Monaten in unserer weltweiten Verbundenheit gezeigt hat.“
Vorstandsvorsitzender Propst Stefan Block fügt hinzu: „Die Pandemie hat vor allem unsere Partnerinnen und Partner in Übersee hart getroffen. Für sie kommt Corona noch dazu zu Armut, mangelnder Bildung, Gewalt und Umweltkatastrophen. Umso mehr schaue ich mit Respekt darauf, wie unsere Geschwister nicht die Hände in den Schoß legen, sondern intensiv daran arbeiten, die Krisen in Anteilnahme und Anteilnehmen auch mit uns, vor allem aber mit viel Kreativität zu bewältigen.“
Hintergrund
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt ist Vorsitzende der Generalversammlung des Zentrums für Mission und Ökumene, die das höchste Leitungsorgan dieses selbstständigen Werkes innerhalb der Nordkirche darstellt.
Die Generalversammlung wird alle sechs Jahre neu gebildet. Sie besteht aus 73 Delegierten aus allen Kirchenkreisen der Nordkirche, der Synode, des Missionskonventes und dem Verein der Freunde der Breklumer Mission in Nordschleswig. Die aktuelle Generalversammlung hat sich 2019 konstituiert.