Neuer Islambeauftragter in der Nordkirche
27. Dezember 2018
Pastor Sönke Lorberg-Fehring wird zum neuen Jahr Islambeauftragter der Nordkirche. Er folgt damit auf Axel Matyba, der im September 2017 als Auslandspastor nach Paris wechselte.
Über ein Jahr lang hat die Nordkirche einen Nachfolger gesucht. Zuletzt war Sönke Lorberg-Fehring vier Jahre lang Studienleiter an der Missionsakademie der Universität Hamburg und hat dort Polizisten, Vikare und Soldaten für die kulturübergreifende Seelsorge sensibilisiert.
Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg und Predigt-Talent
Theologie, Pädagogik, Philosophie und Germanistik hat der gebürtige Hamburger in seiner Heimatstadt sowie in Århus und Marburg studiert und war nach seiner Promotion Gemeindepastor in Lübeck. Sein Predigttalent hat er unter anderem beim ersten "Lübecker Preacher-Slam" unter Beweis gestellt. Derzeit ist er auch Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg.
Erfahrungen im interreligiösen Dialog
Erfahrungen mit dem christlich-islamischen Dialog hat der 49-Jährige bereits als Lübecker Gemeindepastor gesammelt. Gottesdienste für christliche und muslimische Schulanfänger waren in seiner Gemeinde ebenso Neuland wie eine muslimische Praktikantin mit Kopftuch im evangelischen Kindergarten.
Große Vielfalt im Islam
Sönke Lorberg-Fehring spricht ungern von "dem" Islam. Wer Muslime in Westafrika, Pakistan oder Indonesien vergleiche, werde eine große Vielfalt entdecken, sagt der neue Islambeauftragte des Zentrums für Mission und Ökumene (ZMÖ). Der Blick dürfe nicht auf die deutschen Islam-Verbände verengt werden, die vor allem Muslime aus der Türkei und dem Nahen Osten repräsentieren.
Lorberg-Fehring: "Die Angst vor dem Islam ist beträchtlich"
Der Pastor weiß um die Brisanz seines neuen Amtes. "Die Angst vor dem Islam ist beträchtlich", sagt er. Manche Menschen hätten eine diffuse Sorge, dass Muslime die Macht übernehmen wollten. Vor allem die "Schläfer", die als potenzielle Terroristen unauffällig leben, hätten zu einer großen Verunsicherung geführt. Dabei sei das Vertrauen im interreligiösen Dialog eine "zentrale Frage".
„Es gibt viele Weisen, sich Gott zu nähern“
Die Ängste bei sich selbst wahrzunehmen und auch auszusprechen, ist für ihn ein wichtiger Teil des interreligiösen Dialogs. Die Verdrängung sei wenig hilfreich: "Die kommen sowieso wieder hoch", sagt er. Zum gemeinsamen Austausch durch das interreligiöse Gespräch sieht er keine Alternative. "Man muss anerkennen, dass es viele Weisen gibt, sich Gott zu nähern." Ein tragfähiges Vertrauen herzustellen, brauche aber "einen langen Atem".
Mehr Gemeinsames als Trennendes
Eine seiner Hauptaufgaben sieht Sönke Lorberg-Fehring in der Bildung. Das Wissen über den Islam sei sehr gering. Dabei zeige ein Blick in die Geschichte viele Parallelen zwischen Islam, Christentum und Judentum. "Wir haben mehr gemeinsam, als uns trennt." Einen seiner ersten öffentlichen Termine hat er im Schweriner Museum. Gemeinsam mit einem muslimischen Theologen wird er über Homosexualität in der Kunst diskutieren. Angst vor heiklen Themen hat er nicht. Lorberg-Fehring: "Wir müssen die schmerzhaften Punkte angehen."