„Niemals aufhören, den Frieden zu suchen“
06. März 2022
Schleswig. „Es ist schwer, in diesen Zeiten die richtigen Worte zu finden. Ich durchlebe gerade ein Wechselbad der Gefühle: Entsetzen, Angst, Wut – und gleichzeitig die Hoffnung, der Krieg möge enden.“ Mit diesen Worten sprach Finanzministerin Monika Heinold heute von der Kanzel des Schleswiger Doms den vielen Besucherinnen und Besuchern des Gottesdienstes aus der Seele.
„Wo immer ich in diesen Tagen auf andere treffe, niemanden lässt Putins Krieg, niemanden lässt das Schicksal der Menschen in der Ukraine, der Kinder, Frauen und Männer kalt“, fuhr die Ministerin fort. Weltweit auf der politischen Bühne werde jetzt danach gesucht, den Frieden zu finden, den Frieden zu halten – und alle Energie dahineinzulegen, diesen Frieden zu wahren. Doch, so stellte Monika Heinold fest, Frieden sei derzeit nicht durch Friedfertigkeit zu sichern.
An die Gottesdienstbesucherinnen und –besucher gewandt erklärte sie: “Ich würde gerne glauben, dass es da jemanden gibt, der diesen Krieg beenden kann. Weil es gerecht wäre. Weil es so notwendig ist. Weil sich alles andere so falsch anfühlt. Weil das Leiden beendet werden muss. Diese Gewissheit, dass Gott am Ende schon für die gerechte Strafe sorgen und die Geschundenen retten wird, dieses würde ich gerne glauben.“
„Und auch wenn ich selbst keine Hoffnung habe, dass es einen Gott gibt, der den Krieg beendet, hätte ich nichts dagegen, wenn es so wäre. Vielleicht liege ich ja falsch. Und es wäre das größte Geschenk, wenn ich nicht Recht hätte. Wenn da jemand wäre, der das Leid auf der Welt beenden würde. Es ist gut, wenn Menschen an etwas glauben. Für mich ist es ein Synonym für Hoffnung haben“.
„Suche den Frieden und jage ihm nach - Damit sollten wir niemals aufhören“, lautete der an das ausgewählte Bibelwort aus dem 34. Psalm angelehnte Appell der Ministerin an die Anwesenden.
Heinold, die selbst einen christlich geprägten Hintergrund hat, sah es als gut an, wenn Menschen im Glauben und im Gebet Antworten finden. „Ich selbst glaube an das Gute im Menschen und daran, dass viele Menschen gemeinsam etwas bewirken und verändern können“, erläuterte sie in dem Gespräch, das sich dem Gottesdienst anschloss.
Auf die Fragen und Statements an die Rednerin erklärte sie, dass auch ihr Weltbild in den zurückliegenden Tagen durcheinandergeraten und die Politik überfordert sei. „Doch die Menschen in der Ukraine müssen das Recht haben, sich zu verteidigen“, gab sie insbesondere hinsichtlich der Waffenlieferungen zu verstehen. Denn, so Monika Heinold, wenn sich die Realität verändere, dann müssten sich auch die Antworten darauf verändern. Trotzdem bleibe es weiterhin die Aufgabe der Politik, Deeskalation und Diplomatie in den Vordergrund zu stellen.
Sicherheitspolitik, so ihr Abschlussvotum, sei mehr als nur Waffen zu bauen und aufzurüsten, Sicherheitspolitik umfasse auch Bildung, Wirtschaft, Klima und Gerechtigkeit auf globaler Ebene.
Der Gottesdienst wurde von Bischof Gothart Magaard und Pastorin Christiana Lasch-Pittkowski gestaltet. Domorganistin Mahela T. Reichstatt sorgte für die musikalische Rahmung.
„Auf ein Bibelwort – Fünf Kanzelreden“
Monika Heinold war die zweite von insgesamt fünf Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein, die unter dem Motto: „Mein Bibeltext, über den ich gerne einmal sprechen würde“ im Schleswiger Dom eine Kanzelrede hielt. Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), hatte die Politikerin und Politiker dazu eingeladen, im Rahmen von Gottesdiensten anstelle der sonntäglichen Predigt das Wort zu ergreifen. Nach Dr. Bernd Buchholz und Monika Heinold werden folgende Personen noch eine Kanzelrede halten:
- 13. März: Lars Harms (SSW)
- 27. März: Daniel Günther (CDU)
- 3. April: Thomas Losse-Müller (SPD)
Der Gottesdienst mit der Kanzelrede von Monika Heinold kann über den YouTube-Kanal der Nordkirche im Nachhinein angeschaut werden.