Nordkirche feiert Amtseinführung von Bischof Tilman Jeremias
31. Oktober 2019
Greifswald. In einem Gottesdienst im Greifswalder Dom St. Nikolai wurde heute (31. Oktober) Tilman Jeremias in sein Amt als Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) eingeführt. Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe) nahm als Vertreter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) die Einführung vor und überreichte Bischof Jeremias das Amtskreuz.
In seiner Ansprache sagte Landesbischof Manzke: „Mit großer Freude begrüßen wir Sie, lieber Bruder Jeremias, in der Gemeinschaft der lutherischen Bischöfinnen und Bischöfe in Deutschland. Sie bringen viele Gaben mit für diesen Weg, auf den Sie sich nun haben rufen lassen, die Aufgabe eines Bischofs im Sprengel Mecklenburg und Pommern wahrzunehmen: Ihre Liebe zu Land und Leuten, Ihre Neugier für kirchengemeindliches und geistliches Leben in einer Region unseres Landes, die zunächst von ihrer Herkunft nicht so volkskirchlich gesättigt ist wie Gröbenzell und Oberbayern.“ Damit spielte Manzke auf die bayerische Herkunft von Jeremias an.
Dem neuen Bischof gab er mit auf den Weg: „Die Verheißungskraft des Evangeliums als Prediger an sich selbst und durch sich selbst gelten lassen zu wollen, halte ich für die höchste Aufgabe im geistlichen Amt und auch im Amt der geistlichen Leitung einer Kirche. Wenn der Glaube und seine Ausdrucksformen nicht von uns selbst, die wir im geistlichen Amt stehen, geübt, gestärkt und erneuert werden – und das geht immer nur in Gemeinschaft mit anderen – dann sind alle organisatorischen Entwicklungsmaßnahmen wirkungslos.“
Tilman Jeremias stellte Weisheiten des biblischen Königs Salomo in den Mittelpunkt seiner Antrittspredigt als Bischof. „Betet! Heißt die Fremden willkommen und steht den Marginalisierten bei!“ sagte der 53-jährige Jeremias. Diese Ratschläge seien auch heute noch Antworten auf kirchliche Herausforderungen. In seiner Predigt zu einem alttestamentlichen Text über die Einweihung des Jerusalemer Tempels durch König Salomo (1. Könige 8) fragte der Bischof, was der vor rund 3.000 Jahren in Israel wirkende König der Kirche in ihrer heutigen Situation raten würde: „Der erste Rat des weisen Königs an uns ist ein sehr schlichter: Betet! Vieles, was Ihr als Kirche tut, können andere auch, zum Teil besser als Ihr. Was Eure säkulare Umwelt verlernt hat, seid ihr dieser Umwelt umso schuldiger: Betet! Das ist der Markenkern, die Essenz Eures Glaubens. Und Euer Dienst an den Menschen. Das Beten soll der Mittelpunkt Eurer kirchlichen Arbeit sein, Sammlung, Orientierung, Fokussierung auf den Urgrund Eures Lebens.“
Als zweiten Ratschlag Salomos zitierte Bischof Jeremias einen Bibelvers aus dem Weihegebet Salomos: „Auch wenn ein Fremder, der nicht von deinem Volk Israel ist, aus fernem Lande kommt um deines Namens willen (…) , um zu diesem Hause hin zu beten, so wollest du hören im Himmel, an dem Ort, wo du wohnst, und alles tun, worum der Fremde dich anruft.“(1. Könige 8, 41) Jeremias betonte: „Unsere Kirchentüren sind dann und genau dann Tore in Gottes Heiligtum, wenn sie offen stehen für die Fremden. Die, die anders beten oder anders aussehen, die noch nie da waren, die auf der Suche sind.“ Dies sei ein entscheidender Paradigmenwechsel für eine Kirche, die heute nicht mehr selbstverständliche Autorität ist: „Wir sind nicht länger die Kirche, die allen Gott und Welt erklärt, sondern eine Kirche, die sich öffnet, um gemeinsam auf der Suche zu sein.“ Als dritten salomonischen Rat nannte Jeremias die Weisheit des sagenumwobenen Königs selbst, die ein besonnenes Eintreten für die Marginalisierten in einer von hetzerischen Stimmen bestimmten Zeit mit sich bringe.
Der neue Bischof schloss: „Ich stehe vor Ihnen mit großer Freude und weichen Knien. Ich freue mich, dass Sie heute alle da sind. Denn das neue Amt geht niemals allein. Ich bin so dankbar, dass so viele Gäste aus allen Partnerkirchen des Sprengels heute hier vertreten sind. Es geht nur in gemeinsamer Verantwortung für unsere Kirche in bewegten Zeiten. Es geht nur mit dem beharrlichen Gebet und der Weisheit eines Salomo. Und es geht am Ende nur unter dem Segen Gottes.“